Polnische Präsidentenmaschine stürzt ab
Ich möchte kurz zum Ausdruck bringen, wie wenig Spielraum für Fehler oder zu lange Reaktionszeiten bei dieser Geschichte besteht:
Hab ich eine Entscheidungshöhe von 200 ft, dann wären das ~ 60 m. Gehen wir auf 150 ft runter, setzen dann erst Gas und lassen zu , dass die Maschine noch ein paar wenige Sekunden weiter sinkt, dann sind wir schon auf 100 ft - und damit im Bereich großer Bäume!! Die Unfallstelle lag (korrigiert mich bitte falls ich das falsch gelesen habe) ca. 400 m vor der Schwelle...und dort stehen an vielen Flughäfen eben auch noch Bäume!
Reaktionszeit: ein normaler Gleitwinkel angenommen (3°), beträgt die Sinkrate bei 150 Knoten Geschwindigkeit über Grund 750 ft/min. Liegt mein Minimum bei 200 Fuß, so bleiben mir vom Blickkontakt bis zum Durchschneiden des Erdbodens (also Auslassens des Abfangbogen) 16 Sekunden.
Missachte ich die Vorschriften und lege mir das Minimum auf 100 Fuß, bleiben mir 8 Sekunden! Man muss dabei bedenken, dass bei einer Sichtweite von wenigen hundert Metern der erste Blickkontakt zum Boden oder zur Landebahn diffus ist, nur eine starke Anflugbefeuerung verschafft da Linderung (gab es so etwas? wo ein ILS fehlt, fehlt oft auch eine gute Befeuerung). Ich brauche also auch ein paar Sekunden (von den wenigen, die ich habe), um mir sicher zu sein, dass ich auch den Boden sehe und nicht eine Fata Morgana.
Das Auge sucht nach Mustern. Wer am Platz beheimatet ist, kann oft unter solchen Bedingungen noch rechtzeitig etwas sehen. Wer nicht weiß, wo nach er suchen muss (helle Piste, dunkle Piste, Markierungen, Bäume, Felder etc.), braucht länger. Wir reden hier aber über Kunststücke bzw. Zirkusnummer, erlaubt ist das alles nicht.
Flugweg: wenn ich genau auf der Landebahnmittellinie bin und exakt den vorgegebenen Gleitpfad einhalte, ist es eigentlich egal, ob ich mich an ein Minimum halte oder nicht. Wenn ich die richtige Fluglage habe, kann ich auch ohne Sicht den Flieger einfach aufklatschen lassen. Einen Radarhöhenmesser für die letzten Meter, um etwas die Sinkrate zu brechen, wird das Flugzeug wohl gehabt haben.
Bin ich nicht exakt auf dem Gleitpfad, reicht ein Minimum von 100 oder 150 Fuß nicht, um rechtzeitig Baumwipfel oder ähnliches zu entdecken. Dann geht dieses Verfahren schief. Die Auswirkungen sind bekannt.
Ein gutes Team von Akrobaten teilt sich die Aufgaben: einer fliegt und kümmert sich nur um den exakten Gleitpfad, der andere guckt sich die Augen aus den Augenhöhlen und versucht in dem Gemisch aus weiß und grau irgendwann schemenhaft etwas zu entdecken, das nach Landebahn (dann geht es gut) oder nach was anderem aussieht (dann geht es schief und man muss durchstarten, wenn es noch geht). Irgendetwas hat dazu geführt, dass der Flieger den Gleitpfad verloren hat, sonst hätte er nicht die Bäume berührt. Der Grund muss nicht nur bei den Piloten zu suchen sein, dass kann auch am Radargerät oder den Anweisungen des Lotsen gelegen haben. Deswegen gibt es ja das Minimum, damit eine solche Ungenauigkeit nicht zum Absturz führt.
Gewöhnlich hat GCA (im Westen) ein Minimum von 200 Fuß Untergrenzen und 800 Metern Sicht, darunter gilt
Colour State "red".