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VERTEIDIGUNG: Belohnung für den Musterschüler
Rumänien bekommt den Zuschlag für das amerikanische Raketenabwehrsystem
BUKAREST - Dürfen Rumänen jetzt frei in die USA reisen? Dürfen sie nicht. Aber dass Staatssekretär Bogdan Aurescu das Gerücht dementieren musste, wirft ein Licht darauf, wie die Stationierung von US-Abwehrraketen im Lande diskutiert wird. Nicht Angst vor iranischen Raketen steht im Vordergrund, sondern die Treue zu Amerika – und die Frage, was diese Treue für die Rumänen abwirft.
Staatspräsident Traian Basescu hatte am Dienstagabend in einer Fernsehansprache bekannt gegeben, dass der umstrittene US-Raketenabwehrschirm seine erste Basis zu Lande in Rumänien aufbauen will. Kommandant der Raketenbasis soll ein Rumäne werden. Das sei „schon etwas verblüffend“, meint Götz Neuneck, Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Eine Grund für die ungewöhnliche Entscheidung wurde nicht genannt.
Der Schirm sei nicht gegen Russland gerichtet, sagte Basescu in seiner Ansprache, betonte aber gleichzeitig, dass sein Land noch nie ein so hohes Sicherheitsniveau erlebt habe. Die einzige Bedrohung, die Rumäniens Öffentlichkeit kennt, ist die aus Russland. Seit die USA in Rumänien zwei eigene Truppenbasen unterhalten, waren die Beziehungen zwischen Bukarest und Moskau zeitweise belastet. Inzwischen spielen russische Investoren, vor allem in der Rohstoffindustrie, eine Rolle.
Bis 2015 wollen die Amerikaner bei der Stadt Craiova in der Walachei vorerst 24 Boden-Luft-Raketen vom Typ SM-3 stationieren. Außerdem wollen sie den militärischen Teil des Hafens von Konstanza und die Militärbasis Mihai Kogalniceanu nützen. 400 Millionen Dollar sollen investiert werden, 200 US-Soldaten auf der walachischen Basis stationiert sein.
Der seit 2002 verlassene, aber abgesperrte und gepflegte Militärflughafen besteht zurzeit nur aus einer Start-und-Landebahn und einigen bescheidenen Gebäuden am Rande des Ortes Deveselu. Für dessen Bürgermeister Gheorghe Beciu ist das 3000-Einwohner-Dorf jetzt „der wichtigste Ort in Rumänien“. Dass die Basis auch ein Magnet für fremde Raketen sein könnte, ist kein Thema. Knapp siebzig Kilometer Luftlinie sind es von hier zum bulgarischen Atomkraftwerk Kozloduj.
US-Präsident George W. Bush wollte das Abwehrsystem gegen Mittel- und Langstreckenraketen zunächst in Polen und Tschechien stationieren. Nachfolger Barack Obama stellte den Plan wegen des Protests aus Russland zunächst zurück. Im vergangenen Herbst aber beschloss die Nato, den Schild wieder aufzugreifen. Offiziell soll das System Europa vor Angriffen aus asiatischen „Schurkenstaaten“, vor allem dem Iran, schützen. In einer weiteren Phase sollen auch in Polen Raketen stationiert werden. (Von Norbert Mappes-Niediek)