Formelfreie Erklärung
Das Ammenmärchen über die Bordkanone der A-10 besteht in der Aussage, dass ein ausreichend langer Feuerstoß der GAU-8/A das Flugzeug in der Luft „abstoppen“ würde. Das ist aus zwei Gründen Unfug.
Erstens: Länge des Feuerstoßes
Der Feuerstoß ist auf eine Länge von max. 2 Sekunden (das entspricht je nach Munition 60 bis 140 Schuss) begrenzt, um eine Überhitzung der Kanone zu vermeiden. Erst nach einer Abkühlungszeit von einer Minute (nach einem zweisekündigen Feuerstoß; bei kürzerem Feuer entsprechend weniger) soll der nächste Feuerstoß erfolgen. Die Rückstoßkräfte wirken also immer nur ganz kurz dem kontinuierlichen (!) Triebwerksschub entgegen.
Zweitens: Kraft des Rückstoßes
Die maximale Rückstoßkraft entspricht dem maximalen Schub eines Triebwerks. Wenn die A-10 also mit nur 50% gesetzter Triebwerksleistung einen Waffeneinsatz fliegt, hebt während des Feuerns der Rückstoß kurzzeitig den gesamten Triebwerksschub auf. Die Auswirkungen entsprechen zwei in den Leerlauf übergehenden Triebwerken – wohlgemerkt für die kurze Dauer des Feuerns der Kanone. Der Bordkanoneneinsatz verlangsamt die A-10 also tatsächlich. Bleibt die A-10 aber deswegen in der Luft stehen oder stürzt sie ab?
Natürlich nicht. Selbst wenn die A-10 mit Mindestgeschwindigkeit fliegt, wird sie deswegen nicht überziehen und vom Himmel fallen. Die Trägheit der beschleunigten Masse lässt die A-10 innerhalb der 2 Sekunden im Geradeausflug ohne Schub nur minimal an Geschwindigkeit verlieren, und ein Angriff auf ein Bodenziel wird naturgemäß im leichten Sinkflug ausgeführt, bei dem die Fluggeschwindigkeit sich in Folge der Gravitation langsamer abbaut, je nach Anstellwinkel und Fluggeschwindigkeit sogar gleich bleibt oder weiter zunimmt.
Wie man auf nachstehendem Foto sieht, ist die GAU-8/A nicht genau mittig eingebaut, sondern so, dass das feuernde Rohr exakt in der Längsachse der A-10 liegt. Der Grund sind die hohen Rückstoßkräfte, die bei einer asymmetrisch feuernden Kanone heftige Gierbewegungen und damit eine schlechte Zielgenauigkeit zur Folge hätten.
Wen es interessiert: anbei noch ein paar technische Daten zur Kanone
(Quelle:
WaffenHQ.de)
Bezeichnung der Kanone: GAU-8/A „Avenger“
Typ: extern angetriebene, siebenläufige 30 mm Gatling
Hersteller: General Electric
Gewicht: Kanone: 281,2 kg
Munition: 936,9 kg
Gesamt: 1.830 kg
Abmessungen: Gesamtlänge: 6,40 m
Länge der Kanone: 2,90 m
Kanonendurchmesser: 35,6 cm
Munitionstrommel: Durchmesser: 87,6 cm
Länge: 181,6 cm
Feuerrate: 1.800 bis 4.200 s/min
Ladesystem: Rotierendes, verbindungsfreies Zweiwegesystem
Antriebssystem: ein über 2 Hydraulikpumpen angetriebenes elektrisches System mit insgesamt 57,4 kW
Lauflebensdauer: 21.000 Schuss
Reichweite: über 1.250 m
Zuverlässigkeit: 1 Fehler auf 150.000 Schuss
Munitionstypen: PGU-13/B HEI Hochexplosiv- / Brandmunition
PGU-14/B API Panzerbrechend / Brandwirkung
PGU-15/B TP Übungsmunition
Munitionsvorrat: 1.350 Schuss
Länge der Geschosse: 290 mm
Munitionsgewicht: API PGU-14/B 727 g
API (Aerojet) 748 g
API (Honeywell) 717 g
TP PGU-15/B 694 g
HEI PGU-13/B 662 g
Mündungsgeschwindigkeit: API-PGU-14/B 983 m/s
API (Aerojet) 980 m/s
API (Honeywell) 1.030 m/s
TP PGU-15/B 1.036 m/s
HEI-PGU-13/B 1.021 m/s
Durchschlagsleistung (API): 500 m Entfernung: 69 mm
1000 m Entfernung: 38 mm
Streuung: 5 mil
Rückstoßkraft: 40,82 kN im Durchschnitt bei 4.200 s/min
(Foto via military.cz)