Der Gigantismus rollt an
Es fängt zaghaft an, und wächst innert Kürze zum grössten eintägigen Konzertanlass, den die Schweiz je gesehen hat: Gestern begann der Aufbau für das Rolling-Stones- Konzert vom 5. August in Dübendorf.
Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood und Charlie Watts werden auf den Flugplatz Dübendorf alle Grenzen sprengen, die man von eintägigen Konzerten in der Schweiz kennt: 68 000 Zuschauer (1000 Tickets sind noch erhältlich), 10 000 Parkplätze, 60 Extrazüge, 1500 Helfer, dazu ein Grossaufgebot der Polizei, 400 Toiletten, 1560 Tonnen Material, 7 Kilometer Gitter mit Sichtschutz
Keine Erfahrungswerte
Dieses Konzert übertrifft alle uns bekannten Dimensionen», sagt Dano Tamasy, Sprecher des Veranstalters Good News. Dazu kommt der spezielle Ort: Auf dem Militärflugplatz, auf dem bis Ende 2005 FA/18 starteten und der heute noch Helikopter der Armee und der Rega beheimatet, wurde noch nie etwas Ähnliches durchgeführt. «Wir haben keine Erfahrungswerte», sagt Tamasy, alles müsse neu geplant werden. Die Infrastruktur, die in Stadien selbstverständlich ist, fehlt hier: Für Wasser und Strom müssen Leitungen und Generatoren installiert werden. Die Entfernungen auf dem Areal sind so gross, dass die Techniker Golfwagen, Velos und sogar Scooter benützen.
Gestern, über zwei Wochen vor dem einzigen Schweizer Konzert der «A Bigger Bang»-Tournee, begann der Aufbau der Tribünen, die 16 000 Zuschauer fassen. Noch wirkt das Gelände verlassen, doch werden nun ständig Lastwagen Material anliefern. Jedes Fahrzeug und jeder Helfer muss der Armee gemeldet werden und die Eingangskontrolle passieren.
Am 25. Juli wird der private:?! Flugverkehr eingestellt, am 30. Juli treffen die ersten Mitglieder der Stones-Crew ein. Sie bringen eine Bühne mit, verpackt in 34 Trucks. Am 4. August, einen Tag nach dem Auftritt in Stuttgart, erreichen weitere 46 Trucks und 13 Reisebusse Dübendorf - und mit ihnen die Licht- und Tonanlagen, ein Grossbildschirm, so gross wie 731 Fernseher, sowie die 280-köpfige Entourage der Briten, darunter ein Catering-Team. Für die Musiker wird ein Backstage-Bereich aufgebaut: Im Hangar Nr. 7 werden Teppiche verlegt und Toiletten, Küche sowie ein separater Raum mit Billiard-Tisch eingebaut.
Der Verkehr wird eine grosse Herausforderung sein. «Wir warnen die Besucher davor, mit dem Auto zu kommen», sagt Good-News-Sprecher Tamasy. Für diejenigen, die es trotzdem tun, stehen zwar Parkplätze für 40 Franken bereit, doch die Wegfahrt nach dem Konzert dürfte Stunden in Anspruch nehmen. Um das totale Chaos zu verhindern, sollen die Besucher mit Ständen und Festzelten motiviert werden, länger zu bleiben. Die Polizei versucht, den Verkehr direkt von der Autobahn zum Gelände zu leiten und die umliegenden Quartiere abzuriegeln. Die SBB setzen etwa 60 Extrazüge ein, die 40 000 Fahrgäste aufnehmen sollen; nach dem Konzert verkehren zwischen Dübendorf und Zürich alle sechs Minuten Pendelzüge.
Wie die vier Altrocker selber nach Dübendorf anreisen ist noch offen - ob im Privatjet oder mit Polizei-Eskorte auf dem Landweg.
Für Elefanten reserviert
Bevor die Stones in Dübendorf zusagten, gab es zähe Verhandlungen. Allerdings nicht nur mit den Briten, die statt Bildern von einem Stadion mit schönen Garderoben solche von Wiesen und Hangars erhielten, sondern auch mit dem Bund, der den Flugplatz besitzt. Einmal hiess es gar, das Konzert könne nicht hier stattfinden, weil das Gras auf dem Gelände für die Elefanten im Zürcher Zoo reserviert sei. Verteidigungsminister Samuel Schmid soll sich dann für die Durchführung eingesetzt haben. Und die Luftwaffe gibt gleich noch einen drauf: Vor dem Auftritt der Basler Lovebugs, der Vorgruppe der Stones, fliegt die Patrouille Suisse wieder einmal über Dübendorf. Gestartet wird aber in Emmen.
bilertagblatt.ch