AW: Hinterm Mond gleich links: die derzeitigen Mars-Projekte
Der Countdown für die indische Mars-Mission hat begonnen. Der Start der indischen Jugaad Rakete mit dem 1,35 t schweren Satelliten soll am Dienstagnachmittag 14:38 Uhr Ortszeit (09:38 GMT) vom indischen Raketenstartplatz an der Süd-Ost-Küste erfolgen. Nach ihrem Start wird der Satellit nebst Raketenendstufe die Erde erst noch knapp einen Monat die Erde umkreisen, um genug Geschwindigkeit für die indirektere Flugbahn zum Mars aufzubauen. Die indische Raumfahrtagentur hat eine sehr gemischte Erfolgsgeschichte, da sie häufig auf politischen Druck hin in aller Eile Missionen auf die Beine stellen muss, die keinen wirklichen wissenschaftlichen Anspruch haben, sondern nur dem indischen Prestige dienen. Hauptrivale in diesem Bereich ist aus Sicht der indischen Politiker ganz klar das Nachbarland China. Nachdem die letzte Mars-Mission Chinas 2011 fehlschlug, will man in Indien nun unbedingt einen Erfolg und so China übertrumpfen, indem man die erste asiatische Nation wird, die erfolgreich einen Satelliten in die Mars-Umlaufbahn gebracht hat. Allerdings hatte die Mission in nur 15 Monaten und mit einem Mini-Budget (73 Mio US$) aus dem Boden stampfen müssen. Das für eine Pionier-Mission sehr knappe Budget resultiert aber nicht nur aus der Not, schnell noch irgendwo Mittel zusammenzukratzen, sondern wird auch gleichzeitig als Missionsaufgabe hingestellt, nämlich der Welt zu beweisen, dass Indien mit äußert wenig Geld große Projekte stemmen kann und so vor allem kommerzielle Investoren anzulocken. Bedenkt man zudem, dass auch die USA, Russland und Europa nur bei 21 der bisher 51 Mars-Missionen Erfolg hatten, dann versteht man, warum dies auch bei den indischen Wissenschaftlern als die riskanteste überhaupt ansieht. Un bei der indischen Raumfahrtagentur geht es nicht nur um diese Mission, sondern auch um die gesamte weitere Karriere der beteiligten Wissenschaftler und Techniker. Hat sie Erfolg, werden die Techniker und Wissenschaftler mit Lob, Geld und Anerkennung überschüttet, schlägt sie fehl, werden sie wie die meisten ihrer Vorgänger mit Abschluss des Untersuchungsberichtes entlassen und meist auch für den Rest ihres Lebens von staatlichen Vorhaben (in der Raumfahrt = 100%) ausgeschlossen. Es gibt derzeit nur 5 leitende Wissenschaftler, die trotz eines Fehlschlages noch in verantwortlicher Rolle tätig sind und dies nur, weil der zwischenzeitlich ausgeschiedene Forschungsminister sich damals für sie stark gemacht hatte und im Parlament dafür gekämpft hatte, dass Wissenschaftler und Ingenieure auch nach Fehlschlägen weiter im Dienst bleiben sollten, da man sonst nie wirklich aus den vergangenen Fehlern lernt und Furcht herrscht statt einer gesunden Risikobereitschaft, die in diesem Bereich auch heute noch oft notwendig ist, um Fortschritt zu erzielen. Trotzdem lassen sich die verantwortlichen Missionsmanager mit Sprüchen wie "Wenn es einen Fehlschlag gebe, dann lerne man halt daraus" zitieren und bemühen sich vollste Zuversicht auszustrahlen. Dabei verweisen sie zu Recht auf die div. Erfolge, die Indien im Bereich der Raumfahrt und Raketentechnik in den letzten Jahrzehnten erzielt hat, wie z.B. den erfolgreichen Test der Agni-V Langstrecken-Rakete im April 2012, deren Gefechtsköpfe nicht nur Peking erreichen könnten, sondern auch bis nach Osteuropa reichen.
Die indische Mission soll die Mars-Atmosphäre erforschen, besonders die Suche nach Methan und seinen möglichen Quellen steht dabei im Vordergrund. Wie bei der erfolgreichen Mond-Mission möchte man hier weltweit spektakuläre Ergebnisse erzielen können. Die Wissenschaftler weltweit blicken mit großem Interesse auf die möglichen Ergebnisse, hatte man doch nach den überraschenden Methan-Messungen vor einigen Jahren erst kürzlich von Curiosity genau gegensätzliche Ergebnisse gelieferten bekommen. Eine weitere, genaue Untersuchung käme da sehr gelegen.
Die NASA wird die indische Raumfahrtagentur durch eine Mitnutzung des Deep Space Networks bei ihrer Mission unterstützen. Alle wünschen den indischen Kollegen viel Erfolg, man wäre aber auch über einen Fehlschlag nicht überrascht. Natürlich hoffen alle, das die NASA Maven-Mission, die am 18. November starten soll, ebenfalls ein Erfolg wird.