Hallo bolleken96, die Thematik wurde hier schon besprochen:
http://www.flugzeugforum.de/forum/showthread.php?t=54993
Da der Thread aber wohl inzwischen etwas untergegangen ist hier nochmal meine Auffassung:
Es wäre schön wenn sich die Autoren solcher Berichte einmal mit den Originalquellen befassen würden statt sich auf solche zweifelhaften Untersuchungen und behauptungen zu verlassen.
Im o.g. Thread habe ich ja schon einiges über den Strand laut der Originalquellen geschrieben. Die Behauptung man hätte bei der H IX bewusst Kohlenstoff, Kohlenstaub oder spricht man offenbar schon von Graphit zur Absorbtion der Radarstrahlung entbehrt m.E. jeder Grundlage.
Dieser Mythos beruht nicht etwa, wie behauptet auf den Ergebnissen von Untersuchungen im Rahmen der in diesem Jahr ausgestrahlten Dokumentationssendung, sondern er bestand schon lange vorher aufgrund auf der Behauptung Reimars, man hätte Kohle mit Leim vermischt (nachzulesen in David Myhras "Ho 229 Retrospektive", dort heiß es ausdrücklich "coal" - nicht "graphite" oder sonst irgendetwas). Das Interview gab er Anfang/Mitte der 80er Jahre, als die Stealth Technologie gerade in aller Munde war. Er sagte auch nicht, man hätte der H IX einen Anstrich mit dieser Masse verpasst, der Leim wurde angeblich zum Verleimen der Sperrholzschichten verwendet.
Dagegen spricht u.a. dass man bereits damals für den Flugzeugbau entsprechend zertifiziertes Holz verwenden musste, und dieses wurde sicher nicht bei Horten Flugzeugbau hergestellt sondern kam von spezialisierten Lieferanten. Die Horten Brüder hatten bereits einmal negative Erfahrungen durch die Verwendung nicht zugelassenen Holzes gemacht. Sie werden sich also gehütet haben dies ein weiteres mal zu versuchen. Die einzige erhaltene Maschine, die Ho 229 V 3 wurde zudem nicht bei Horten Flugzeugbau, sondern bei der Gothaer Waggonfabrik gebaut. Die hätten sich sicher zumindest sehr gewundert, wenn man an sie mit dem Wunsch herangetreten wäre ein solches Sperrholz zu verwenden. Bei GWF war man ohnehin nicht sehr begeistert dieses Flugzeug zu bauen. Bei GWF wurde auch sehr viel an der Ho 229 getestet. Es fällt aber nie das Wort "Radar", geschweige denn irgendetwas über entsprechende Gegenmaßnahmen. Mir ist auch nicht bekannt dass irgendwo zur damaligen Zeit ein Sperrholzproduzent Sperrholz mit einer solchen Kohle-Leimschicht für den Flugzeugbau hergestellt hätte.
Laut Russel Lee, dem zuständigen Kurator des NASM wurde bisher
keine Analyse der Sperrholzbeplankung der Ho 229 V 3 durchgeführt. Und dem Mann glaube ich das auch, während ich bei einem Fernsehteam, dass eine anngebliche Dolumentation mit dem reißerischen Titel "Hitler's stealth Fighter" produziert eher Bauchschmerzen bekomme. Die zerstörungsfreien Untersuchungen die im Rahmen der Dokumentation durchgeführt wurden machen keinen besonders seriösen Eindruck.
Es wird teilweise auch ein radarabsorbierendes Verhalten des Lacks behauptet. Da das Flugzeug aber bei Eintreffen in den USA noch unlackiert war ist es völlig unerheblich welche Eigenschaften der höchstwahrscheinlich amerikanische Lack hat oder nicht.
Für die dunklen schichten im Sperrholz hat Russel Lee ebenfalls eine plausible Erklärung. Es handelt sich mit an sicherheit gernzender Wahrscheinlichkeit um Resorcinharzleim. Dieser dunkle Leim war bereits lange vor dem Bau der Ho IX im Flugzeugbau im Einsatz, und er wird auch heute noch verwendet. Mit Radartarnung hat das nichts zu tun.
Die Flieger Revue scheint den Fehlern die bei der Herstellung der Dokumentationssendung gemacht wurden sogar noch einige zusätliche ergänzt zu haben. Es kam z.B. nämlich kein altes britisches Radargerät zum Einsatz, dies wurde lediglich mit einer modernen Radaralage simuliert.
Es besteht die Hoffnung, dass die Ho 229 V 3 laut Russel Lee "in wenigen Jahren" endlich restauriert wird. Russel schrieb mir, dass das auch die ideale Gelegenheit wäre um eine echte Analyse durchzuführen.
Sorry für die langen Ausführungen in diesem Thread, wir können die Diskussion aber gerne im oben verlinkten Thread weiterführen.