Junkers-Peter
Astronaut
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Im Vorwort stellt sich der Autor die Frage: „Can a non-German produce a good book about Luftwaffe aircraft?“ Nach Lesen dieses Buches behaupte ich: Nein! Jedenfalls nicht über die Flugzeugfamilie Ju 88-388.
Weiterhin ist zu lesen: „…the author not reading or speaking German as comfortably as one born or living in the German-speaking area of Europe, altough several German emigres have proof-read some of the more critical translations.” Wie noch zu zeigen sein wird, war der proof-read der emigres wohl eher oberflächlich. So ist der Mut von Herrn Medcalf anzuerkennen, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, ein Buch über dieses Flugzeug zu schreiben. Leider weiß der Autor aber erschreckend wenig über die Flugzeugentwicklung in Deutschland bis 1945. Ich hatte schon bei der Lektüre des Bandes über die Ju 87 von Herrn Creek den Eindruck, dass die englisch-amerikanische Forschung in den 60er und 70er Jahren steckengeblieben ist. Viele neuere deutsche Bücher und Veröffentlichungen bleiben unberücksichtigt, da sie nicht im englischsprachigen Raum erscheinen. Dieser Eindruck verstärkte sich beim Lesen des Buches von Herrn Medcalf. Es finden sich viele Übereinstimmungen mit den zu Recht äußerst umstrittenen Werken von Heinz Nowarra. Einige seiner Werke stehen im Literaturverzeichnis des Buches.
Am Anfang findet sich das für englische Bücher typische Füllmaterial. Erst einmal wird die Geschichte der Luftfahrt seit Ikarus aufgearbeitet und mit themenfremden Fotos vom Kaiser Wilhelm und dem Kabinett von Wilhelm Scheidemann garniert. Auf Seite 23 geht’s dann los, natürlich gleich amerikanisch-forsch: „From Nazi Schnellbomber to Wunderbomber“. Diese Nazi-Manier zieht sich übrigens durch das ganze Buch: Die Nazis schafften das RLM, entwickelten Flugzeuge: Nazis, Nazis, Nazis allerorten. Ein wenig mehr Differenzierung hätte hier gut getan.
Viel erfährt man nicht über die Frühgeschichte der Ju 88. Gassner und Evers werden in einem Nebensatz erwähnt. Die Rolle Zindels wird übergangen. Das ist erschreckend dürftig. Ebenso wird die frühe Entwicklung lücken- und fehlerhaft dargestellt. Die äußerst umfangreiche Erprobung in Rechlin ab Mitte 1939 fällt gänzlich unter den Tisch. Danach arbeitet sich der Autor mehr oder weniger fehlerhaft durch die Entwicklungsgeschichte, wobei hier nicht nach Typen, also Ju 88, Ju 188 und Ju 388 unterschieden wird, sondern nach Zeiträumen, also in jedem Kapitel ein wenig Ju 88, 188 und 388. Das macht das Ganze sehr unübersichtlich. Nun könnte man jeden Abschnitt nehmen und dessen grundsätzliche Fehler und Schwächen aufzeigen. Das würde aber den Rahmen endgültig sprengen. Aus eben diesen Grund ist auch das Kapitel über die Ju 288 außen vor geblieben, da ebenfalls äußerst fehlerhaft.
Für eine gute Typengeschichte ist das alles viel zu fehlerhaft und ungenau. Es fehlen so viele Dinge. So werden viele Baureihen gar nicht oder falsch erklärt. Der Leser, der z.B. wissen will, was nun eine Ju 88 B-3 ist, ist aufgeschmissen. Ebenso fehlen Erläuterungen zum Zusammenwirken von RLM, Generalstab und Flugzeugfirma bei der Weiterentwicklung. Wieso entstand überhaupt manche Baureihe? Angaben zur Werkserprobung bei Junkers finden sich so gut wie gar nicht. Ebenso werden keine Namen genannt. Wer entwickelte die Ju 88, wer flog und testete sie? Nichts. Mangelnde Substanz wird durch seitenweise simple Reproduktion von Handbuchseiten ausgeglichen.
Leider ist die Auswahl des Fotomaterial auch eher durchschnittlich. Es sind kaum Fotos darunter, die nicht irgendwo schon mal veröffentlicht worden sind. Riss- und Farbzeichnungen sind reichlich vorhanden. Handwerklich sind diese exzellent und auch schön anzuschauen, nur tendiert der „wissenschaftliche“ Nährwert solcher Farbzeichnungen gegen Null, da zum größten Teil Spekulation.
Positiv zu erwähnen sind die gute verlegerische Arbeit (gestrichenes Papier, gute Bindung) und die Kapitel über die Vergleiche der Ju 88 mit anderen zeitgenössischen Entwicklungen.
Witzigerweiße hat der Autor eine Webseite zum Buch eingerichtet, in der es auch den Unterpunkt „Errata“ gibt. Eine recht bequeme Weise, um an Informationen zu kommen: Ich schmeiße euch mein fehlerhaftes Buch hin und nun bitte ich um Korrekturen. Sozusagen ein Buch, das beim Leser reift. Aus diesem Grund werde ich den Teufel tun und nun jeden Fehler hier niederschreiben, obwohl dies Mr Medcalf sicher freuen würde.
Weiterhin ist zu lesen: „…the author not reading or speaking German as comfortably as one born or living in the German-speaking area of Europe, altough several German emigres have proof-read some of the more critical translations.” Wie noch zu zeigen sein wird, war der proof-read der emigres wohl eher oberflächlich. So ist der Mut von Herrn Medcalf anzuerkennen, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, ein Buch über dieses Flugzeug zu schreiben. Leider weiß der Autor aber erschreckend wenig über die Flugzeugentwicklung in Deutschland bis 1945. Ich hatte schon bei der Lektüre des Bandes über die Ju 87 von Herrn Creek den Eindruck, dass die englisch-amerikanische Forschung in den 60er und 70er Jahren steckengeblieben ist. Viele neuere deutsche Bücher und Veröffentlichungen bleiben unberücksichtigt, da sie nicht im englischsprachigen Raum erscheinen. Dieser Eindruck verstärkte sich beim Lesen des Buches von Herrn Medcalf. Es finden sich viele Übereinstimmungen mit den zu Recht äußerst umstrittenen Werken von Heinz Nowarra. Einige seiner Werke stehen im Literaturverzeichnis des Buches.
Am Anfang findet sich das für englische Bücher typische Füllmaterial. Erst einmal wird die Geschichte der Luftfahrt seit Ikarus aufgearbeitet und mit themenfremden Fotos vom Kaiser Wilhelm und dem Kabinett von Wilhelm Scheidemann garniert. Auf Seite 23 geht’s dann los, natürlich gleich amerikanisch-forsch: „From Nazi Schnellbomber to Wunderbomber“. Diese Nazi-Manier zieht sich übrigens durch das ganze Buch: Die Nazis schafften das RLM, entwickelten Flugzeuge: Nazis, Nazis, Nazis allerorten. Ein wenig mehr Differenzierung hätte hier gut getan.
Viel erfährt man nicht über die Frühgeschichte der Ju 88. Gassner und Evers werden in einem Nebensatz erwähnt. Die Rolle Zindels wird übergangen. Das ist erschreckend dürftig. Ebenso wird die frühe Entwicklung lücken- und fehlerhaft dargestellt. Die äußerst umfangreiche Erprobung in Rechlin ab Mitte 1939 fällt gänzlich unter den Tisch. Danach arbeitet sich der Autor mehr oder weniger fehlerhaft durch die Entwicklungsgeschichte, wobei hier nicht nach Typen, also Ju 88, Ju 188 und Ju 388 unterschieden wird, sondern nach Zeiträumen, also in jedem Kapitel ein wenig Ju 88, 188 und 388. Das macht das Ganze sehr unübersichtlich. Nun könnte man jeden Abschnitt nehmen und dessen grundsätzliche Fehler und Schwächen aufzeigen. Das würde aber den Rahmen endgültig sprengen. Aus eben diesen Grund ist auch das Kapitel über die Ju 288 außen vor geblieben, da ebenfalls äußerst fehlerhaft.
Für eine gute Typengeschichte ist das alles viel zu fehlerhaft und ungenau. Es fehlen so viele Dinge. So werden viele Baureihen gar nicht oder falsch erklärt. Der Leser, der z.B. wissen will, was nun eine Ju 88 B-3 ist, ist aufgeschmissen. Ebenso fehlen Erläuterungen zum Zusammenwirken von RLM, Generalstab und Flugzeugfirma bei der Weiterentwicklung. Wieso entstand überhaupt manche Baureihe? Angaben zur Werkserprobung bei Junkers finden sich so gut wie gar nicht. Ebenso werden keine Namen genannt. Wer entwickelte die Ju 88, wer flog und testete sie? Nichts. Mangelnde Substanz wird durch seitenweise simple Reproduktion von Handbuchseiten ausgeglichen.
Leider ist die Auswahl des Fotomaterial auch eher durchschnittlich. Es sind kaum Fotos darunter, die nicht irgendwo schon mal veröffentlicht worden sind. Riss- und Farbzeichnungen sind reichlich vorhanden. Handwerklich sind diese exzellent und auch schön anzuschauen, nur tendiert der „wissenschaftliche“ Nährwert solcher Farbzeichnungen gegen Null, da zum größten Teil Spekulation.
Positiv zu erwähnen sind die gute verlegerische Arbeit (gestrichenes Papier, gute Bindung) und die Kapitel über die Vergleiche der Ju 88 mit anderen zeitgenössischen Entwicklungen.
Witzigerweiße hat der Autor eine Webseite zum Buch eingerichtet, in der es auch den Unterpunkt „Errata“ gibt. Eine recht bequeme Weise, um an Informationen zu kommen: Ich schmeiße euch mein fehlerhaftes Buch hin und nun bitte ich um Korrekturen. Sozusagen ein Buch, das beim Leser reift. Aus diesem Grund werde ich den Teufel tun und nun jeden Fehler hier niederschreiben, obwohl dies Mr Medcalf sicher freuen würde.