Die z.Zt. im Einsatz befindlichen Kampfflugzeuge ( Ausnahme F 22 ) sind Konstruktionsstand etwa Mitte 70er / Ende 80er Jahre.
Die (Y)F-22 ist eine Zeitgenossin der Eurocanards. Sie greift außerdem aufgrund ihrer großen Einläufe (wie auch die F-15) auf Straketechnologie zurück. Warum da jetzt ein Aufriss um "Stealth" gemacht wird, erschließt sich mir nicht. Gewisse Eigenschaften setzen eben gewisse Auslegungen voraus. Nicht mehr, und nicht weniger.
Fly-by-Wire gab es (in Teilen) schon im Mistel-Gespann, als komplette Flugsteuerung in der A3J Vigilante, bei der Raumfahrt ab der Mercury. Also spätestens seit Anfang der 60er "State of the Art".
Anfang der 70er war das keinesfalls Neuland.
Die Rechenleistung wurde bis Anfang der 70er allerdings vergrößert, was zu Auslegungen führte, die teilweise indifferent (in gewissen Bereichen des Flight-Envelope) waren.
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Die haben diese Zwsichenepoche einfach übersprungen, da sie lange Zeit mit F-15 und F-16 ausreichend leistungsfähige Muster hatten, die auch noch nicht so alt waren.
Der evtl. mögliche leichte Vorteil von Canards für extreme Manövrierfähigkeit und Agilität hätte sicher eine Neuentwicklung nicht gerechtfertigt,
Die Canardflugzeuge haben in Europa Flugzeuge ersetzt, die bei den Amerikanern schon 10 Jahre vorher ersetzt wurden.
Es gab also keine Rechtfertigung für eine Entwicklung von Canardflugzeugen für die USA.
Interessant ist eigentlich eher der Entwicklungsbaum von Canardflugzeugen in Ländern, die gerne mal außen vor gelassen werden.
- Schweden:
1967 Erstflug der Viggen - damit ein früher Lösungsansatz für das Runway-Performance-Problem von Deltaflügeln
- Frankreich/ Schweiz:
Entwicklung der "Moustaches" für die Mirage III/ 5 um 1968.
Trotz recht vielversprechender Versuche gab es keine Serienfertigung.
10 Jahre später erhält die Mirage 2000 kleine Strakes hinter den Einläufen.
- Israel:
Geht das Problem der Runway-Performance/ Low-Speed-Performance der Mirage III/ 5/ Kfir an und entwickelt feste Canards. Zur Verbesserung der Richtungsstabilität bei großen Anstellwinkeln werden Nasenstrakes entwickelt. Bis Mitte der 70er war beides entwickelt und verhalf zu erstaunlichen Performancezuwächsen. Eine "Mirage IIING" (Frankreich) hätte die Strake-Canard-Combo mit FBW verbunden.
Die Schweizer, die weiterhin an Lösungsansätzen für die Mirage arbeiteten, haben später nach Erfahrungsaustausch eigene Strakes und Canards (70% der Fläche der isr. Canards) entwickelt.
Die Lavi war dann das erste "morderne" Canardflugzeug der Israelis - wohl auch mit einiger Unterstützung der USA.
Die Sowjetunion hatte zu der Zeit, als man im Wesen mit der Kombination "Delta + Canard" experimentierte, anscheinend nicht die Computerrechenleistung, um solche Designs auszulegen und zu fliegen. Generell arbeitete man aber auch eher an Abfangjägern, als an Flugzeugen, die gegnerische Luftwaffen in großem Umfang niederkämpfen sollten.
Da die Sowjetunion - ähnlich wie die Amerikaner - Anfang/ Mitte der 80er gerade ihre Flotte überholte, gab es Anfang der 90er keinen Bedarf an Canardflugzeugen.
Die Canards an den Su-27-Evolutionen kann man ja nicht als eigenstädige Canards bezeichnen. Sieht mehr nach einer Minimum-Change Entwicklung der Flanker hin zu einem neuen Missionsspektrum aus. Wahrscheinlich brauchte man mehr Pitch-Authority - aufgrund der vergrößerten Landeklappen an der Su-33.
Ich sehe das ähnlich wie arneh - die Canardflugzeuge sind ein Entwicklungsschritt, die einige Länder einfach aufgrund der Rahmenbedingungen ausgelassen haben.
Designvorschläge gab es ja genug in (auch amerikanischen) Schubladen.