Zitat aus Aerokurier April 1968:
"Comeback eines deutschen Sportflugzeuges
Die neue Kl 35 mit 160 PS kostet 72 500.-DM
Dieser „Vogel" mit den charakteristischen Knickflügeln gehörte einstmals zu den beliebtesten Typen der deutschen Leichtflugzeugproduktion, Klemm Kl 35 sein Name. Außer als Schul- und Sportflugzeug, war die Kl 35 bestens für den Kunstflug geeignet. Mit ihrem früheren 100-PS-Hirth-Motor reichte es indessen freilich nur zum einfachen Kunstflug, obgleich schon damals aerodynamisch durchaus noch einiges mehr in ihr drinsteckte. Die „Klemm", soweit sie in einigen Exemplaren den Krieg überstand, hat gut über ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Dennoch ist das noch immer ansehnliche Flugzeug dabei, sich erneut einen Namen zu machen.
Mit dem deutschen Nachwuchs-Kunstflieger Hösel fing es an. Er wollte mit einem den besten der modernen ausländischen Aerobatic-Maschinen zumindest ebenbürtigen deutschen Flugzeug zu den Deutschen Kunstflugmeisterschaften 1967 starten. Besonders viel hielt er noch immer von der aus den dreißiger Jahren stammenden Klemm 35. Die in Nabern/Teck bei Stuttgart gelegene Firma Wolf Hirth verhalf Hösel zu seiner „Klemm". Und er „kurbelte" sich auf ihr sogleich auf den zweiten Platz vor und wird mit demselben Flugzeug bei den nächsten Internationalen Kunstflugmeisterschaften dabei sein.
Einiges an der Maschine wurde freilich „frisiert". Zu den entscheidenden Modifizierungen gehört der Einbau des nunmehr 160-PS-Triebwerks Walter-Minor tschechischer Herkunft. Dasselbe Motorenmuster ist auch Antriebsquell der ebenfalls in der CSSR hergestellten Zlin-Konkurrenz. Die „Zlins" aber stehen im Ruf, die führenden heutigen Kunstflug-Maschinen zu sein. Das Mehr an Pferdestärken verleiht jedoch auch der Kl 35 einen erstaunlichen Leistungsüberschuß, so daß bei verschiedenen Flugfiguren nicht nur Höhe zu halten, sondern sogar noch zu gewinnen ist.
Bei Hirth kam man auf die Idee, die so verjüngte „Klemm" auf Bestellung in weiteren Exemplaren auf die Ölfelderbeine zu stellen. Vom industriellen Standpunkt freilich alles andere als ein großartiges Geschäft. Wie vom technischen Leiter der Firma, Meder, zu erfahren, kann von einem Serienbau so keine Rede sein. Jedes Flugzeug wird „maßgeschneidert", die Mehrzahl der Einzelteile — beispielsweise die Tragflächenrippen — wird in mühevoller und zeitraubender Handarbeit angefertigt. Für die Festigkeitmäßig neu durchkonstruierten Flügel wurden neue Bauvorrichtungen entwickelt, für den Stoffbespannten Stahlrohrrumpf können bisher die noch vorhandenen alten Rümpfe verwendet werden. Etliche „Klemms" stammen noch aus von Schweden nach Rückgabe der Lufthoheit an die Bundesrepublik zurückgekauften und von Hirth betreuten Beständen.
Der Preis für ein solches in erster Linie von Sport- und Kunstflugzeugenthusiasten bevorzugtes Flugzeug ist nicht niedrig. Er liegt — bei einer Bestellung von mindestens fünf Flugzeugen — bei 72500 DM. Für dieselbe Summe gibt es heutzutage ein modernes vier-bis fünfsitziges Ganzmetall-Reiseflugzeug. Allerdings waren Kunstflugzeuge noch nie billig, die Nachfrage ist zu gering, um sie in größeren und damit preisverringernden Stückzahlen „auf Stapel" zu legen.
Peter Raabe"
Es liegt mir vor eine DIN A2 Zeichnung - unbekannter Zeichner - mit dem Hirth-Stempel und Vermerk: maßstäblich und zeichnerisch in Ordnung.
Gruß
Hans-Jürgen