Sky Fighters - Eine (weitere) Filmkritik
"Einst galt Frankreich in Hollywood als Inbegriff für „good old Europe“. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt: Dem „Europe“ ist das „good“ abhanden gekommen, Terroristen haben im US-Kino auch schon mal einen französischen Akzent oder – wie jüngst in „Die Legende des Zorro“ (fd 37 300) – planen gezielt, die USA zu sabotieren. Nun ist die Grande Nation selbstbewusst genug, solche filmischen Sticheleien nicht auf sich sitzen zu lassen; mit „Sky Fighters“ wirft sie den Fehdehandschuh – und das auf einem Gebiet, auf dem sich die Amerikaner unschlagbar wähnen: der Kriegsaction.
Die Luftwaffen-Kapitäne Antoine „Walk’n“ Marchelli und Sebastien „Fahrenheit“ Vallois sind zu Lande und in der Luft ein unschlagbares Team. Niemand im französischen Militär kann ihnen etwas vormachen, wenn es darum geht, mit zwei Flügeln und genügend Kerosin den Horizont zu durchschneiden. So merken sie schnell, dass bei der Routine-Observation einer „verirrten“ Mirage 2000 etwas nicht stimmt: Nicht nur, dass sie sich unter einem Passagierflugzeug versteckt, sondern sogar die Verfolgung beginnt, als die beiden in ihren Jets auf Sichtkontakt gehen. Aus oft geprobten Kampfspielen wird Ernst, als der noch geheime Hightech-Kampfflieger droht, Vallois zu eliminieren. Im letzten Moment schießt Marchelli die teure Wunderwaffe vom Himmel, was am Boden Aufruhr in höchsten Regierungskreisen provoziert, was dazu führt, dass die beiden Superpiloten an der Côte d’Azur Werbebanner spazieren fliegen. Doch der Vorfall zieht weitere Kreise, wurde doch bereits an einem Deal mit dem australischen Militär verhandelt, der die Mirage zum Exportschlager machen sollte. Nun wollen die Australier als Qualitätsbeweis ein (illegales) Wettfliegen zwischen ihr und dem amerikanischen Konkurrenzprodukt nach Nordafrika – bewaffnet mit scharfer Munition. Die loyale, ebenso schöne wie mit allen Wassern gewaschene Regierungsbeauftragte Maélle Coste nimmt Kontakt mit Marchelli auf, um ihn zum Wohle des Vaterlands zu überreden, mit seinem Freund an diesem „Cannonball“-Rennen als fliegender Geleitschutz teilzunehmen. Was als patriotische Mission beginnt, verwandelt sich in ein teuflisches Szenario: Die Mirage soll im Nahen Osten entführt werden, um damit am französischen Unabhängigkeitstag einen Angriff auf die Regierung und ihre Staatsgäste zu fliegen.
„Sky Fighters“ ist ein Actionfilm in bester Hollywood-Tradition. Die Geschichte ist ebenso bemüht wie unwichtig, Hauptsache, die Helden können ihren Testosteron-Überschuss in Adrenalin umwandeln, heldenhaft die Welt retten und mit hübschen Frauen ins Bett hüpfen. Gleichzeitig ist dieser „Top Gun“-Verschnitt angenehm anachronistisch, denn wo jenseits des Atlantiks inzwischen jeder Spezialeffekt im Computer entsteht, wird an der Seine noch auf Handarbeit gesetzt. So ist es fast schon ungewohnt, reale Flugzeuge durch den Himmel sausen zu sehen, deren Piloten Dinge vollführen, die man eigentlich für unmöglich hält. Regisseur Gérard Pirès ist eben auch ein ausgebildeter Pilot und passionierter Flieger. Man kann also sicher sein: Wenn es erst einmal in die Luft geht, wird es der Story zum Trotz durchaus spannend. So erkämpft sich „old Europe“ wenigstens ein wackeres „so lala“ zurück und beweist, dass Hollywood in punkto Action längst nicht mehr der Nabel der Welt ist.
Jörg Gerle "
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