Pearl Harbor
Arne, anscheinend missverstehen wir uns hier. Ich kommentiere den japanischen Angriff in der Retroperspektive. Man kann den Japanern nicht unterstellen, dass sie Mist gemacht haben. Das mag bei mir so klingen, aber will davon mal ausdrücklich abrücken.
Der Erfolg der Japaner bei Pearl Habor hat sich im Nachhinein eben als Pyhrrussieg (wie schreibt man das?) erwiesen. Die amerikanische Flotte war für die folgenden Aktionen kaum geschwächt, Pearl Habor als Stützpunkt immer noch zu 100% verfügbar.
Taranto ist eine andere Sache. Ich bin da bisher bewusst nicht darauf eingegangen, weil in Taranto die Sache ganz anders lag. Abgesehen davon, dass in Taranto die Briten mit einem Träger und zwanzig veralteten Bombern angriffen, und das alles keine 500sm vom nächsten britischen Stützpunkt entfernt.
Im Mittelmeer waren die Schlachtschiffe ein wesentlich größerer Machtfaktor. Auch, weil speziell den Briten die nötige Luftüberlegenheit fehlte. Trotzdem kam es im Mittelmeer meines Wissens niemals zu einer klassischen Schlacht der Großen. Die Verluste an Großkampfschiffen waren Flugzeugen oder Kriegslisten geschuldet. Daher mag Taranto den Japanern als Inspiration gedient haben. Aber im Nachhinein war Taranto strategisch ein Erfolg, Pearl Habor aber nicht.
Aber zurück zu Japan und dem Pazifik.
Arne schrieb:
Sie wollten auch nicht, das sie 1945 noch mit ihren Eroberungen oder der Verteidigung dessen und des eigenen Landes zu tun haben. Pearl also hat damit gar nix zu tun, und ich weis gar nicht, wozu und warum man hier so manches im direkten Zusammenhang bringt.
Ja, ähh, nein. Die Strategie der Japaner war etwas löchrig. Sie wollten die Amerikaner so schwächen, dass diese in der Folgezeit keine offensiven Aktionen unternehmen konnten. Man rechnete damals damit, dass das Ausbauprogramm der US Navy erst im Jahre 1944 wirkliche Früchte tragen würde. Schlussendlich hatten die Amerikaner bereits Mitte 1943 diesen Stand erreicht.
Folgerichtig sage ich, dass der Angriff auf Pearl Habor für die japanischen Kriegsziele keine nennenswerten Vorteile brachte. Das kann man so auch nachlesen bei renommierten Autoren. Das wussten die Japaner damals noch nicht oder sie haben es verdrängt. Die Japaner hatten sowieso wenig Plan, wie man einen richtigen Krieg zur See zu führen hat.
Arne schrieb:
Nach deiner Argumentation kann ich mich ja gleich hinstellen und sagen :
Die Amis waren doof. Sie hätten gar nix machen brauchen, nur auf die A-Bombe,B-29 und Minuteman-Raketen warten müssen. Damit hätten sie dann alles in Schutt und Asche gelegt.
Arne, das verärgert mich etwas. Ich habe das nie behauptet, es ist Unsinn. Generell bitte ich Dich zu unterlassen, irgendetwas in meine Aussagen reinzuinterpretieren.
Die Amerikaner haben die wichtigen strategischen Erfolge in einer Zeit erzielt, als die massive qualitative wie quantitative Überlegenheit noch nicht bestand. Das waren Midway und Guadalcanal. Spätere Erfolge waren vor allem dem Mehr an Qualität geschuldet (also Phillipinen See 1944, z. T. Leyte 1944) und auch zusätzlich an Quantität (Okinawa und Iwo Jima).
Die Atombombe und die B-29 waren interessante Randkapitel, und speziell dem ersten Punkt möchte ich keine kriegsentscheidende Bedeutung beimessen.
Zum Thema Schlachtschiffe: Natürlich spielten diese eine wichtige Rolle. Dies habe ich nie bestritten. Aber die in Pearl Habor versenkten waren da bereits veraltet. Die amerikanischen Schlachtschiffe Indiana, North Carolina, Washington und South Dakota waren wichtige Stützen (z. B. vor Guadalcanal). Diese jedoch waren moderner (alle anderen waren vor den Washingtoner Abkommen gebaut worden und mindestens 15 Jahre alt) und verfügten über Geschwindgigkeiten von 27 Knoten, waren besser gepanzert und hatten modernere Ausstattung. Die Schlachtschiffe der Iowa-Klasse (Iowa, Missouri, Wisconsin, New Jersey) fuhren sogar 33 Knoten.
Diese Schiffe erwiesen sich speziell in CVBGs als sehr hilfreich. Die in Pearl Habor versenkten wären dafür nicht hilfreich gewesen.
Und nochmal im Klartext: Ziel der Japaner war es, durch den Angriff auf Pearl Habor die amerikanische Pazifikflotte als Machtfaktor für eine gewisse Zeit zu lähmen. Das haben sie verfehlt. Punkt.
Arne schrieb:
Da erscheint mir das mit den Werftanlagen und Öltanks schon komisch - sicher : wichtige Ziele.
Die Schiffe aber waren eben doch wichtiger - und die Kräfte der Japaner nicht unbegrenzt.
Also tat man das Wichtigste.
Aus der Sicht damals: Ja. Aus der Sicht heute (oder auch 1943): Nein.