Eine Petition wegen Zulagen im fliegerischen Dienst gab es schon zweimal bei den Strahlflugzeugführern, daraus entstand dann auch der VBSK. Ich war selbst dabei und durfte mir damals von Politikern, Laien und Neidern, der Presse und vielen anderen die gleichen Argumente anhören.
Warum eine Petition? Es ist die einzie Möglichkeit für einen Soldaten auf der politischen Bühne aktiv seine Interessen kund zu tun, und war bei uns damals auch die einzige die letztlich was gebracht hat, mehr Zulage, bessere Umschreibungsbedingungen für Lizenzen, nachdenkliche Generäle.
Was ist der Hintergrund? Ein Soldat kann nicht einfach seinen Job wechseln wie ein Arbeiter, Angestellter oder auch Beamter. Er hat eine Verpflichtungszeit, eventuell eine auf das komplette Berufsleben. Bei einer Aufkündigung desselben von Seiten des Soldaten ist der neue Job das geringste Problem, es sind die Modalitäten die das normalerweise verhindern. Die wären: Rückzahlung der Ausbildungskosten, Verlust aller erdienten Pensionsansprüche (geringe Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung), eventuell hohe Rechtsstreitkosten (der Staat muss einen nicht gehen lassen, er muss die Kündigung nicht akzeptieren).
Daraus folgend hat der Staat eine Verpflichtung, seine Soldaten angemessen zu besolden und zu versorgen (Soldatenversorgungsgesetz).
Nun zum Thema Flug- und Stellenzulagen.
Diese wurden eingeführt zu Beginn der fliegerische Tätigkeiten als Ausgleich für die Anerkennung der besonderen Belastungen und der besonderen Aufgabenbereiche. Denn die Besoldung analog der Beamtenbesoldung läßt die Differenzierung nicht zu, man kann ja nicht jeden Piloten ab Erhalt seiner Lizenz zum Major befördern. Beförderungen finden analog der Beamtenlaaufbahn statt, sofern die Planstellen dafür noch vorhanden sind (was selten der Fall ist). Die Besoldungsordnung war so von Beginn an kein geeignetes Werkzeug für die Differenzierung der Bezahlung nach Schwierigkeit und Anforderung der Tätigkeit. Die Einführung der Zulagen erfolgte übrigens ziemlich gleichzeitig mit der Einführung derselben für die Bundestagsabgeordneten.
Der Dienstherr hat aber zunächst wohl aus Unbedachtsamkeit, später mit Bedacht keine Anpassungsklausel der Zulagen an die übrigen Einkommen vorgesehen. Das trifft im übrigen auf alle Zulagen zu, auch die außerhalb des fliegerischen Dienstes und außerhalb der Bundeswehr. So kommt es, dass das Zulagenthema immer dann auf den Tisch kommt, wenn die Kaufkraft der Zulage weit unter deren ursprünglichen Wert gefalen ist.
Das Fliegende Personal hatte ursprünglich überhaupt keine Vertretung und keine Fürsprecher, die sich für die Anpassung dieser Zulagen hätte einsetzen können, galten sie doch als elitärer Kreis in der Bundeswehr. Daher war auch die Interessenvertretung der Soldaten, der Deutsche Bundeswehrverband weit weg von solchen Diskussionen und Forderungen, was sich heute glücklicherweise verändert hat. Das war auch mit ein Verdienst des VBSK.
Von den mit Hilfe des VBSK durchgesetzten Anpassungen der Zulagen haben auch die anderen Pilotengruppen profitiert, ohne etwas dafür tun zu müssen manchmal hatten wir den Eindruck, die arbeiten gegen uns).
Aber auf der Ebene ist schon lange (nach meiner Kenntnis seit 1990) nichts mehr passiert, eine Anpassung ist wieder einmal überfällig (Wertverlust seit 1990 bei durchschnittlich 2,5% Inflationsrate 50%).
Komischerweise haben die Bundestagsabgeordneten nie vergessen, ihre Zulagen weit über den Grad des Inflationsausgleichs zu erhöhen.
Die Forderungen sind berechtigt. Wer hier eine Schädigung des Gesamtsystems Wirtschaft sieht oder meint er hätte dann weniger, versteht Wirtschaft nicht. Die Piloten fressen das Geld nicht auf, sie geben es aus wie alle anderen auch. Geld das in der Wirtschaft bleibt, ist nicht verloren, es ist gut angelegt.
Ich verstehe auch die Forderung jedes anderen Berufstätigen nach gerechter Bezahlung, aber ohne Einsatz (hatten wir nicht mal Gewerkschaften in Deutschland) weden heutige Arbeitgeber ihr Personal nur noch mehr knebeln um noch billiger und noch konkurenzfähiger zu sein und um die eigenen Gewinne für sich oder die Shareholder zu steigern. Es ist die Umverteilung von unten nach oben, aber da kann ein Pilot der Bundeswehr weder etwas dafür noch kann er dies mit Verzicht verhindern.
Wenn übrigens heute ein Engländer beim Auslandseinsatz weniger verdient als ein deutscher, dann hat sich da gewaltig was geändert (Bei den Engländern deutlich weniger, und bei den deutschen deutlcih mehr). 1992 gab es 65 Pfennig die Stunde, sofern der Dienst zu ungünstigen Zeiten statt fand. Das war am Wochenende zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens. Für 14 Tage Ausland gabs also "Nichts", da wir dort am Wochenende ja frei hatten.
Also nicht neidisch sein, laßt die Jungs mal ihre berechtigten Forderungen durchsetzen, und wer selbst auch unzufrieden ist sollte sich das nächste Gewerkschaftsbüro suchen und nach dem Mitgliedsbeitrag und dem Anmeldeformular fragen.
franzl