Nummi
Astronaut
Als «tickende Zeitbomben über unseren Köpfen» bezeichnet der Kemptener Kriminalhauptkommissar Dieter Thomalla das, was ein betrügerischer Fliegerarzt aus dem Oberallgäu zu verantworten haben soll. Dem 53-Jährigen wird vorgeworfen, über Jahre hinweg mindestens 280 Berufs- und Hobby-Piloten sogenannte Flugtauglichkeitszeugnisse ausgestellt zu haben - und zwar ohne die dafür erforderlichen medizinischen Tests und Untersuchungen.
Zwar waren die meisten der ermittelten Luftfahrzeugführer in dem guten Glauben zum Arzt gegangen, dass dort alles ordnungsgemäß abläuft. Etliche Piloten wussten aber offenbar um ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen und haben sich daher ihr «Medical», wie die Bescheinigung im Fliegerjargon heißt, vorsätzlich erschwindelt. Unter den zehn bekanntgewordenen Fällen sind auch mindestens zwei Berufspiloten, wie der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Thomalla am Dienstag dem Radiosender Antenne Bayern sagte: «Es gab Fälle, wo die Piloten sofort aus dem Verkehr gezogen wurden. Es waren zum Teil sehr schwere Erkrankungen.»
Gegen den Arzt hat die Staatsanwaltschaft Kempten nun Anklage erhoben. Nach den Worten des Leitenden Oberstaatsanwalts Herbert Pollert werden dem Mediziner unter anderem das Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse und gewerbsmäßiger Betrug in mehr als 250 Fällen vorgeworfen. Piloten müssen in regelmäßigen Abständen unter anderem die Lungenfunktion, das Herz, die Augen und die allgemeine Fitness überprüfen lassen. Die Zeitintervalle hängen vom Alter ab und davon, ob es sich um Hobby- oder Berufspiloten handelt. Doch der Arzt habe es den Fliegern kriminell leicht gemacht.
Lange suchen mussten die Ermittler nach dem Beschuldigten nicht. Er verbüßt derzeit eine dreijährige Haftstrafe wegen betrügerischen Bankrotts. Bei den Ermittlungen dazu hörten die Beamten erstmals gerüchteweise, dass der Fliegerarzt noch mehr auf dem Kerbholz haben könnte, wie der Kemptener Kripochef Albert Müller auf ddp-Anfrage sagte: «Gegen zehn Piloten ermitteln wir, weil wir denen unterstellen, dass sie auf Grund ihrer Vorerkrankungen gewusst haben, da gibt es einen Arzt, der stellt Atteste aus, ohne zu untersuchen.»
Die Betroffenen wurden wegen des Gebrauchs falscher Gesundheitszeugnisse angezeigt und, wie Kripoermittler Thomalla sagte, «gegroundet». In der Fliegersprache heißt das Startverbot. Die Piloten, die guten Glaubens in der Praxis des Arztes waren, haben inzwischen ordnungsgemäß ihre Flugtauglichkeitsbescheinigungen erworben und dürfen weiter fliegen.
Mindestens vier Jahre lang soll der betrügerische Arzt das Geschäft mit den 80 bis 120 Euro kostenden Blanko-Bescheinigung betrieben haben. In Fliegerkreisen gilt das als ziemlich günstig. Kripochef Müller sagt dazu: «Also nach unseren Ermittlungen können wir keinen Nachweis führen, dass noch mehr geflossen ist.»
Zwischenfälle mit den zum Teil absolut fluguntauglichen Piloten habe es glücklicherweise nicht gegeben, sagt Kripochef Müller und lobt die Luftaufsichtsbehörde: «Sie hat sehr schnell gehandelt und sehr eng mit uns zusammengearbeitet.» Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) betonte, nach einer entsprechenden Überprüfung seien «umgehend alle notwendigen Maßnahmen» eingeleitet worden. Der Fall sei der Behörde «im vollen Umfang bekannt».
Eine Mitarbeiterin des Arztes ist ebenfalls angeklagt worden, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Pollert mitteilte. Laut Kriminalhauptkommissar Thomalla werden der Frau zwei Gesetzesverstöße zur Last gelegt: «Zum einen ist sie direkt mit an der Tat des Betruges beteiligt, zum anderen liegt hier ein Missbrauch von Titeln vor. Die Arzthelferin hat sich bei kritischen Piloten zum Teil als Ärztin ausgegeben.» Wann es zur Verhandlung in dieser Sache kommt, steht noch nicht fest. Der Anwalt des inhaftierten Arztes hat bisher keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben.
http://de.news.yahoo.com/ddp/20080318/tbs-piloten-als-tickende-zeitbomben-0f07fd8_1.html
Zwar waren die meisten der ermittelten Luftfahrzeugführer in dem guten Glauben zum Arzt gegangen, dass dort alles ordnungsgemäß abläuft. Etliche Piloten wussten aber offenbar um ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen und haben sich daher ihr «Medical», wie die Bescheinigung im Fliegerjargon heißt, vorsätzlich erschwindelt. Unter den zehn bekanntgewordenen Fällen sind auch mindestens zwei Berufspiloten, wie der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Thomalla am Dienstag dem Radiosender Antenne Bayern sagte: «Es gab Fälle, wo die Piloten sofort aus dem Verkehr gezogen wurden. Es waren zum Teil sehr schwere Erkrankungen.»
Gegen den Arzt hat die Staatsanwaltschaft Kempten nun Anklage erhoben. Nach den Worten des Leitenden Oberstaatsanwalts Herbert Pollert werden dem Mediziner unter anderem das Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse und gewerbsmäßiger Betrug in mehr als 250 Fällen vorgeworfen. Piloten müssen in regelmäßigen Abständen unter anderem die Lungenfunktion, das Herz, die Augen und die allgemeine Fitness überprüfen lassen. Die Zeitintervalle hängen vom Alter ab und davon, ob es sich um Hobby- oder Berufspiloten handelt. Doch der Arzt habe es den Fliegern kriminell leicht gemacht.
Lange suchen mussten die Ermittler nach dem Beschuldigten nicht. Er verbüßt derzeit eine dreijährige Haftstrafe wegen betrügerischen Bankrotts. Bei den Ermittlungen dazu hörten die Beamten erstmals gerüchteweise, dass der Fliegerarzt noch mehr auf dem Kerbholz haben könnte, wie der Kemptener Kripochef Albert Müller auf ddp-Anfrage sagte: «Gegen zehn Piloten ermitteln wir, weil wir denen unterstellen, dass sie auf Grund ihrer Vorerkrankungen gewusst haben, da gibt es einen Arzt, der stellt Atteste aus, ohne zu untersuchen.»
Die Betroffenen wurden wegen des Gebrauchs falscher Gesundheitszeugnisse angezeigt und, wie Kripoermittler Thomalla sagte, «gegroundet». In der Fliegersprache heißt das Startverbot. Die Piloten, die guten Glaubens in der Praxis des Arztes waren, haben inzwischen ordnungsgemäß ihre Flugtauglichkeitsbescheinigungen erworben und dürfen weiter fliegen.
Mindestens vier Jahre lang soll der betrügerische Arzt das Geschäft mit den 80 bis 120 Euro kostenden Blanko-Bescheinigung betrieben haben. In Fliegerkreisen gilt das als ziemlich günstig. Kripochef Müller sagt dazu: «Also nach unseren Ermittlungen können wir keinen Nachweis führen, dass noch mehr geflossen ist.»
Zwischenfälle mit den zum Teil absolut fluguntauglichen Piloten habe es glücklicherweise nicht gegeben, sagt Kripochef Müller und lobt die Luftaufsichtsbehörde: «Sie hat sehr schnell gehandelt und sehr eng mit uns zusammengearbeitet.» Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) betonte, nach einer entsprechenden Überprüfung seien «umgehend alle notwendigen Maßnahmen» eingeleitet worden. Der Fall sei der Behörde «im vollen Umfang bekannt».
Eine Mitarbeiterin des Arztes ist ebenfalls angeklagt worden, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Pollert mitteilte. Laut Kriminalhauptkommissar Thomalla werden der Frau zwei Gesetzesverstöße zur Last gelegt: «Zum einen ist sie direkt mit an der Tat des Betruges beteiligt, zum anderen liegt hier ein Missbrauch von Titeln vor. Die Arzthelferin hat sich bei kritischen Piloten zum Teil als Ärztin ausgegeben.» Wann es zur Verhandlung in dieser Sache kommt, steht noch nicht fest. Der Anwalt des inhaftierten Arztes hat bisher keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgegeben.
http://de.news.yahoo.com/ddp/20080318/tbs-piloten-als-tickende-zeitbomben-0f07fd8_1.html