Die USAFE und die 2ATAF
Bereits Ende 1954 wurde eine erste USAF-Staffel mit F-86F Sabres nach Soesterberg/NL verlegt, die 512th FDS - Fighter Day Squadron. Die Tagjäger-QRA begann üblicherweise 30 Minuten vor Sonnenaufgang und endete 30 Minuten nach Sonnenuntergang und wurde – wie bei der USAFE zu dieser Zeit üblich - mit mehreren Sabres, gestaffelt in 5- und 15-Minuten-Bereitschaft, betrieben.
1955 wurde die 512th FDS gegen eine andere Sabre-Staffel (die 32nd FDS) ausgetauscht, die 1956 auf F-100C ‚Super Sabres’ umrüstete. Mit den ‚Delta Daggers’ übernahmen sie ab 1960 die 24-Stunden-QRA, die ab 1969 mit der F-4E, ca. ab 1979 mit der F-15A/B sowie um 1983 mit der F-15C/D fortgesetzt wurde.
Die 32nd FDS, später 32nd FIS bzw. TFS, war während ihrer Stationierung auf der Soesterberg AB zu Zeiten des Kalten Krieges in die Struktur der niederländischen Luftwaffe eingebunden und damit die einzige fliegende Staffel der USAF, die unter ausländischem Kommando stand. Die 32nd Squadron war daher auch der 2ATAF unterstellt, während alle übrigen USAFE-Staffeln in Mitteleuropa der 4ATAF unterstanden und von den deutschen Stützpunkten aus ihre QRAs betrieben – oft gleichzeitig mit Jäger- und (Atom-)Bomber-Bereitschaften innerhalb des selben Geschwaders.
Diese informative Webseite handelt von der Organisation der Luftverteidigung vornehmlich im Bereich der 4ATAF, wobei im Abschnitt ‚Fighter Interceptors’ auch die USAFE-Alarmrotten zu Zeiten der F-102 ‚Delta Dagger’ beschrieben werden. Üblich waren also zwei
QRA-Daggers in 5-Minuten-Bereitschaft, die in besonderen Lagen auf 4 Maschinen aufgestockt wurden. Die auf der verlinkten Seite genannte Drei-Minuten-Bereitschaft ist vermutlich nicht das Soll, sondern eher die Rekordzeit, in der eine F-102 in die Luft gebracht werden konnte. Auch die sehr reaktionsschnelle EE Lightning war bestenfalls innerhalb von drei Minuten in ihrem Element. Der limitierende Faktor ist üblicherweise die Zeit, die das Hochfahren der INS-Trägheitsplattform benötigt, und die sich nur durch einen ‚Warmstart’ noch weiter verkürzen lässt.
Zu Zeiten der F-4E werden die QRAs in Soesterberg noch genauso abgelaufen sein, denn beim Schwestergeschwader in Ramstein bestand die Alarmrotte anno 1982 aus 2 F-4E, die jeweils in 24-Stunden-Schichten in 5-Minuten-Bereitschaft standen. Bei einsprechender Beeilung konnte eine F-4E aus dieser Bereitschaft heraus nach vier Minuten in der Luft sein.
Als sich 1989 die führerlose MiG-23 von Ostdeutschland aus Richtung Belgien verirrte, soll die F-15C-Alarmrotte in Soesterberg nach 4 Minuten startklar gewesen sein, aber aus Witterungsgründen keine Starterlaubnis erhalten haben, so das Nachrichtenmagazin ‚
Der Spiegel’. Erst dann sei man auf die Idee verfallen, einen ‚Alpha Scramble’ auszurufen, für den keine Wetterlimits gelten. Die Alarmrotte war in der Tat etwas spät am „Ball“, aber diese Story vom hinderlichen Wetterlimit klingt m. E. etwas unglaubwürdig, weil von vornherein ein Allwetter-‚Quick Reaction Alert’ vorgelegen haben muss.
Andernfalls wäre die Alarmrotte doch gar nicht bemüht worden.
USAF-Foto: eine Rotte Convair F-102A 'Delta Daggers' der 32nd FIS aus Soesterberg in ihrem Element. Die Leitwerksstreifen sind nach den niederländischen Nationalfarben gewählt.