Na, da bin ich ja beruhigt, Daniel.
Jedenfalls sind die Triebwerke der SR-71 tatsächlich schwach, jedenfalls im Unterschall. Wie Rhönlerche schon schreibt funktioniert das J-58 bei hohen Machzahlen als Staustrahlriebwerk. Die optimierte Aerodynamik und der geringe KEAS-Bereich führen wohl auch dazu, dass man mit Mach 3 bessere Reichweiten erzielt als beim Unterschallflug, was bei den meisten Überschallflugzeugen anders ist (beste Reichweite meist bei Mach ~0.9).
Die Blackbird-Flugzeuge wurden von J58 angetrieben. Das sind Hybridtriebwerke, deren Leistungskurven bauartbedingt von denen reiner Düsenstrahltriebwerke (Gasturbinen) abweichen, so wie auch Äpfel und Birnen Gemeinsamkeiten
und Unterschiede aufweisen. Die Blackbirds hatten nicht ohne Grund einen (zusätzlichen Staustrahl-) Antrieb, der erst bei einer Geschwindigkeit ein Leistungsoptimum erreicht, bei dem andere Überschallflugzeuge gar nicht mehr im Marschflug fliegen.
Die Gründe für das Treibstoff-Verbrauchsoptimum der Blackbirds liegt darin, dass die Flugzeuge ganz speziell für diese Betriebsumgebung – und nichts anderes - entwickelt wurden. Sie konnten weder Rollen noch mittlere g-Manöver fliegen und sollten es auch gar nicht können. Die Gründe ihrer Treibstoffeffizienz im Einzelnen:
1. geringe Luftdichte im Einsatzraum Stratosphäre
2. hohe Windschlüpfrigkeit durch geringen Stirnwiderstand
3. Langstreckenflüge im Autopilotenmodus: geradeaus und mit minimalen Kurs- und Geschwindigkeitskorrekturen
4. Marschgeschwindigkeit im spritökonomischen Verbrauchsbereich des J58 (im Turbojet/Ramjet-Mischbetrieb)
5. Zapfluft von der 4. Verdichterstufe als Nebenstrom-Kühlluft (also um die Brennkammer herum), spezifische Spritersparnis hierdurch allein ca. 10 bis 15%
Ich bin kein Experte in der Dynamik von Gasen, aber „allgemeine Relativität“ ;) sagt mir etwas. Das gilt für Äpfel und Birnen genauso wie für Triebwerke. Man kann sich im Museum über den Motor einer Sopwith Camel kaputt lachen, wenn man möchte. Als schwer schuftender Waldarbeiter kann man sich auch über eine Ameise amüsieren, die eine Tannennadel von der doppelten Größe ihrer selbst über den Waldboden schleppt...
Wenn du nun das J58 jetzt einfach mal als „schwach“ bezeichnest, Schorsch, finde ich das als Urteil eines Profis nicht minder schwach. Erstens rangiert das J58 sowohl vom Nennschub her erwartungsgemäß zwischen dem J79 (der Phantom) und dem Olympus 593 (der Concorde), und zweitens hat das Triebwerk in seiner langen Einsatzgeschichte (1962-1999) keinerlei leistungsbedingte Schwächen gezeigt, oder ist mir da was entgangen? Alles was ich so darüber lese, sind nämlich Weltrekorde!
Sowohl die physikalische Problematik als auch die technische Lösung eines Antriebs im Hochgeschwindigkeitsflug kann man auf dieser
exzellenten Webseite nachvollziehbar nachlesen. Und hier kann man über die Schwierigkeiten lesen, die bei der
Entwicklung des J58-Triebwerks zu bewältigen waren.
Das
Dipsy-Manöver hat übrigens nichts mit der Überwindung einer Triebwerksschwäche zu tun, sondern mit einer notwendigen Treibstoffersparnis für Langstreckeneinsätze.
Überschallbomber nutzen dieses Manöver nicht, weil sie im Marschflug grds. Unterschall fliegen, da ihr Treibstoff ansonsten nicht für die Mission reichen würde. Nur das Gebiet größter Bedrohung wird mit Überschallgeschwindigkeit überflogen. Meistens wird dieses im Tiefstflug angeflogen, so dass das Dipsy-Manöver sich aus Gründen der Radarortung und der Verwundbarkeit während eines solchen Manövers verbietet.
Überschalljagdflugzeuge nutzen das Manöver ebenfalls üblicher Weise nicht, da sie nur schnelle Sprints hinlegen, um möglichst schnell ins Kampfgeschehen zu gelangen oder sich von ihm abzusetzen. Wenn eine entsprechende Flughöhe vorhanden
und verzichtbar ist, wird man einen Sturzflug zur schnellen, spritsparenden Überwindung des schallnahen Geschwindigkeitsbereiches (je nach Typ um Mach 0,95 bis 1,05) nutzen. Aber sonst nicht.
Jetzt bin ich mal gespannt auf den Aufsatz
„
Warum das J58 schwach ist oder
Warum das Krokodil so lange beim Zahnarzt sitzt“