Die Diskussion der Techniker und Manager kreist nach Insider-Informationen darum, ob denn überhaupt eine Störung vorliegt. Bei der Aktivierung der ersten von drei Treibstoffzellen sei es danach zu einer Spannungsspitze mit anschließendem Spannungsabfall gekommen. Dieses wurde als Kruzschluss im System bewertet. Nunw heißt es aber, dass der Spannungsabfall nicht absolut gewesen sei, sondern nur "off-scale low", d.h. er war nur unterhalb der beobachteten Schwankungsbandbreite. Es müsse daher nicht tatsächlich zu einem Kurzschluss gekommen sein, es könnte auch eine Störung in dem Spannungsmesser vorgelegen haben, der ja gleichfalls erst mit der Aktivierung der Stromversorgung der Treibstoffzelle aktiviert worden sei. Gegen die Annahme eines Kurzschlusses spräche auch, dass - da die Abschaltung ja erst mit einiger Verzögerung erfolgt sei - die folgenden Schritte der Aktierung sauber durchgelaufen sein, was bei einem Kurzschluss so nicht geschehen wäre. Es hätten Folgefehler eintreten müssen, die nicht vorlagen. Es gibt aber keine gesicherten Erkenntnisse zum Ausfallverhalten solcher Spannungsmesser und die Stelle am Kühlsystem im Antrieb sei potenziell doch sehr gefährlich. Man ist sich bei allen sehr bewußt, dass man sich in einer Situation befindet, wie sie damals bei der Analyse der Columbia-Beschädigung bestanden habe. Man nimmt zwar an, dass es ungefährlich ist, aber hat keine gesicherten Erkenntnisse zu solchen Störungen und ihren Auswirkungen.
Die früher vorherschende Vorgehensweise, dass alle gefährlichen Fehler bekannt sein , so dass unbekannte Fehler ungefährlich sein und man mit Vorsicht fortfahren könnte, wird so nicht mehr verfolgt. Gleichwohl weiß man sehr gut, dass die tausenden von Sensoren des Shuttles mindestens genauso fehleranfällig in ihrer Arbeit sind, wie die Systeme, die sie überwachen sollen. In der derzeitigen Situation, das der nächste Fehlschlag das Aus für das Shuttle und damit auch das ISS-Programm bedeutet, sind viele nicht bereit ein solches Risiko einzugehen und sehen eine Verschiebung des Starts als eine hinnehmbare Verzögerung des Programms an.
Die Befürworter des Startes verweisen darauf, dass keine schnelle Lösung für dieses Problem zu finden sein wird. Die Auswirkungen eines solchen Fehlers müßten am derzeit nciht funktionsfähigen Triebwerksstand in langwierigen empirischen Mess- und Testreihen ermittelt werden. Ob man einen solchen Fehler überhaupt jemals genau nachstellen könne wäre unklar.
Ein vorsorglicher Austausch des betroffenen Kühlsystemes und seiner Sensoren wird wohl auch nicht so ohne weiteres möglich sein.
Ein Umladen der Ladung der Atlantis in ein anderes Shuttle ist nicht möglich, da aufwendige Umbauten an der Shuttle-Ladebucht und der sie umgebenden Zelle erforderlich waren, um die Ladung sicher befestigen zu können.
Ein Vorziehen einer anderen ISS-Mission ist nicht möglich, da die Atlantis ein wichtiges Bindeglied zur ISS bringen soll, welches erst den Weiterbau möglich macht.
Vermutlich wird die NASA den Kompromiss eingehen und den Start bis zum Oktober-Termin verschieben und bis dahin wenigstens ein paar Daten sammeln, um sich im Fall der Fälle wenigstens gegen den Vorwurf der groben Fahrlässigkeit verteidigen zu können. Für den Ausbau der ISS wird es damit kritisch und es mehren sich die Stimmen, die darauf verweisen, dass die Kosten und Zeitverzögerungen, die mit jeder Startverzögerung eintreten, den Weiterbau der ISS unnötig verteuern.
Es gibt Stimmen, die beide Projekte sofort beenden und die freiwerdenden Gelder direkt in die NAchfolgeprojekte stecken möchten. Es wird allerdings befürchtet, dass das Vertrauen der internationalen Partner und die der zivilen Forschungseinrichtungen auf Dauer verloren gehen würden, was für die NASA und ihre zukünftigen Projekte, die ohne internationale und zivile Partner nicht durchführbar sein werden, fatale Konsequenzen haben könnte. Die Zersplitterung des Marktes würde zwar keine unmittelbare Konkurrenz für Projekte wie den Flug zum Mars erlauben, aber würde den Markt soweit wandeln, dass die NASA die bislang verteidigte Vorherrschaft auf dem US-Markt verlieren könnte. Sobald zivile Raumfahrtgesellschaften in nenneswertem Umfang erfolgreich werden, ist damit zu rechnen, dass die Regierung die Fördergelder für die NASA sehr stark kürzen wird, um den privaten Sektor die weitere Raumfahrt zu bezahlen. Dies würde zur Verteilung der Wissenschaftler und Ingenieure auf diverse Unternehmen führen, die sich zwar einen heißen Wettkampf um bestimmte erdnahe Projekte liefern würden, aber die weiterreichende "Grundlagenforschung" für Flüge zu anderen Planeten nicht aufbringen könnten. Wenn die NASA aber nicht wie bisher beide Standbeine hat, die eine gemischte Kalkulation zulassen, wäre zukünftig die Grundlagenforschung unbezahlbar und würde eingestellt werden müssen. Der Fortschritt würde sich dramatisch verlangsammen und nur noch in einem bestimmten, sehr begrenzten Sektor stattfinden.
Es hängt also mehr von diesen letzten 16 Shuttle-Flügen ab, als nur der Bau der ISS.