Schorsch schrieb:
Also ueber Vietnam war es wohl total supi, wenn die Haelfte der Lenkwaffen ihr Ziel fand. Dabei muss gesagt werden, dass die Vietnamesen keine Gegenmassnahmen hatten, die Lenkwaffen also aus "reiner Bloedheit" daneben gingen.
Das Schießen mit Lenkflugkörpern auf sich bewegende Luftziele ist nicht so ganz trivial.
Die Berechnung der Trefferwahrscheinlichkeit bzw. der Vernichtungswahrscheinlichkeit ist ein komplexer Prozess. Je nach – angenommenen – Rahmenbedingungen ergeben sich dabei sehr unterschiedliche Ergebnisse. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf bodengestützte LFK, sind aber grundsätzlich auch auf AAM übertragbar.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen sollte das erkannte und identifizierte Luftziel sein. Weiterhin gehen wir davon aus, das die für den Einsatz des LFK maßgeblichen Umweltbedingungen (wichtig bei IR-gelenkten LFK) nicht verletzt werden.
Im Wesentlichen wird die Vernichtungswahrscheinlichkeit zunächst von der Wahrscheinlichkeit, dass der ausgewählte Lenkflugkörper funktioniert. Zur Vereinfachung nehmen wir mal diese Zuverlässigkeit für den gesamten Vorgang an, obwohl man hier auch noch in einzelne Phasen differenzieren muss (Start, Marschflug usw.), da für diese Phasen Ausfallwahrscheinlichkeiten bzw. Zuverlässigkeiten anhand der Ausfallwahrscheinlichkeiten maßgeblicher Baugruppen berechnet werden können.
Zweiter maßgeblicher Faktor ist die Wahrscheinlichkeit, mit der der LFK soweit an das Luftziel herangeführt werden kann, dass der Zünder auslöst. Dabei spielen eine Rolle:
- die Genauigkeit, mit der die jeweilige Position des Luftzieles bestimmt werden kann (üblich war in den sechziger / siebziger Jahren eine Winkelauflösung von ca. 1,0 bis 1,5 Grad und eine Entfernungsauflösung im Meterbereich),
- die Genauigkeit, mit der der LFK die Kursänderung vollzieht (problematisch ist hier die Trägheit bzw. das Überschwingen). Für das Heranführen des LFK an das Ziel existieren verschiedene lenkverfahren, meistens wird mit Vorhalt geschossen. Dazu muss durch ein Folgesystem die Gleichung zur Berechnung des Vorhaltpunktes modelliert werden. Im allgemeinen wurde diese Bewegungsgleichung für sich geradlinig gleichförmig bewegende Luftziele modelliert. Manövriert das Luftziel, so ist der LFK strenggenommen dafür gar nicht ausgelegt. (Das Ganze führt zu Differentialgleichungen höherer Ordnung. Theoretisch waren die Russen schon bei mindestens 6. Ordnung angelangt, aber es gab keine Möglichkeit, die technischen Systeme- Autopilot, Ruderanlagen, Anströmung der Rakete insgesamt, Genauigkeit der Koordinaten mit ausreichender Genauigkeit zu realisieren.)
Dabei ist die von mir angegebene Genauigkeit kein absoluter Faktor, der für jeden LFK zutrifft, sondern eine statistische Größe. Man muss sich dass dann so vorstellen, dass (angenommen) 85% aller LFK bis auf eine Entfernung von (angenommen) 12 m an das Luftziel herangeführt werden können.