Neu: Lockheed F-104 Starfighter (Yellow Series) Aktueller TV-Film.
Hallo Freunde, wenn ich Sie pauschal so nennen darf?
Mein Name ist Günter-Julius Neuber, geb. Hammes, 1958 - 1963 in Nörvenich, Jabo 31, "Boelcke" stationiert. Flugzeugmechaniker F-84F, Thunderstreak und Flightchef der 1. Flight. Ab 1960 Flug-Regel-Anlagen-Mechaniker Starfighter F 104G in der Elo-Wa-Staffel, damailger Staffelchef Major von Rhoda. Unser Kommodore bis Mitte 1962 Olt. Gerd Barkhorn, Oberst als er sich Mitte 1962 vom Geschwader verabschiedete. Der 1. TO war Olt. Luxemburger, Kamerad und Freund des Kommodore. Das nur vorausgeschickt.
Ich war sehr gespannt auf den Starfighter Film, der vor ca. 14 Tagen, einen Tag nach dem Absturz des Flugzeuges von germanwing auf RTL gezeigt werden sollte.
" Hier mein Kommentar zum Film:
Da der Film, von RTL produziert so viel ich weiß, wegen des Absturzes der Maschine der germanwing in den französischen Alpen vom Programm vor ca. 14 Tagen abgesetzt wurde, habe ich mir den Film als BlueRay bestellt, bekommen und angeschaut.
Dieser Film strotzt von falschen Darstellungen und Ungenauigkeiten, dass sich mir die wenigen Haare die ich noch habe, zu Berge stellten.
Meine Meinung kann natürlich nur bis 6/63 gelten, aber das reicht mir schon.
Die Kernaussage des Films, die Zahl der Abstürze des Starfighters, 212, und die Zahl der toten Piloten stimmt zwar, aber das ist auch fast das einzige was am und im Flim stimmte.
Dass sich Filmregisseure dichterische Freiheiten herausnehmen, ist mir auch klar, aber die Häufigkeit dieser "dichterischen" Freiheiten, ist mir für meinen Geschmack ein wenig zu viel des Schlechten im Film.
Hier in Folge stichpunktartig was ich nach meiner Erinnerung, die bis Juni 1963 reicht, als falsch deklariere, was danach passierte kenne ich natürlich nur aus meinen vagen Erinnerungen nach meiner Dienstzeit und aus der Doku die es über den Starfighter im Web gibt und die ich mir schon dreimal angesehen habe.
Der Film beginnt mit der Generalprobe der 4 Starfighter der bei uns in Nörvenich stationierten Waffenschule 10, die die ersten Piloten auf den Starfighter trainierten.
Die 4 Starfighter, eine Flugkunststaffel der Waffenschule 10, machten eine "Generalprobe" am Tag vor der Indienststellung der Starfighter und kamen im Film auf Höhe des Flugplatzes aus einem Looping in den tiefhängenden Wolken senkrecht runter und stürzten alle ungespitzt in den Boden.
Hirnverbrannter Quatsch.
Am Tag der Indienststellung der Starfighter stand ich auf der südlichen Seite des Flugplatzes auf Höhe der Halle 4 neben unserem Oberstabsarzt und dessen Frau.
Die 4 Starfighter kamen aus Richtung Westen, Düren, machten eine gemeinsame Rolle über dem Platz und verschwanden in Richtung Köln, Osten, in den tiefhängenden Wolken.
Und während ich noch in Richtung der in den Wolken verschwundenen Starfighter schaute, sah ich fern am Horizont gleichzeitig drei kleine Rauchpilze aufsteigen.
Ich erinnere mich noch, dass es mir heiß und kalt wurde und meine Haare sich zu Berge stellten, weil ich sofort wusste, was ich gesehen habe.
Ich drehte mich zum Oberstabsarzt um und sagte: "Herr Oberstabsarzt, die Starfighter sind abgestürzt".
"Was sagen Sie für einen Quatsch", antwortete der: "Wie kommen Sie denn auf solch einen Quatsch?".
Ich wies ihn auf die langsam verblassenden Rauchwölkchen am Horizont hin und er meinte: "Da haben die wohl in Köln-Knappsack irgend was gesprengt".
Ich sah dann auch schon Unruhe im Tower oben, der von unserer Stelle aus gut zu sehen war und dann kam auch die Nachricht, dass kein Kontakt mehr zu den Maschinen war.
Noch Stunden danach rätselte man, wo der 4. Starfighter verblieben sei und Gerüchte meinten, dass der vielleicht im Schock in Richtung Osten, DDR, geflohen sei, vielleicht aus Schuld am Unfall oder was auch immer.
Erst am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass die Maschine wohl so flach runter kam, dass sie über den Boden rutschte und unten in eine Abraumhalde rein, die dann über der Maschine einstürzte und sie unter sich begrub.
Bis zu diesem Tage hatte ich vier Abstürze der F-84F erlebt, von denen dreie aus meiner Flight, wo ich Flightchef war, waren und eine Maschine, die der damalige Hauptmann Meyn flog, damals Staffelchef der 1. Staffel, der gegen die bestehenden Anweisungen eine Bauchlandung auf dem Rasen neben der Startbahn hinlegte und dabei ein Riesenglück hatte, dass keiner der dort vorhandenen Baumstümpfe seine Maschine getroffen hatte, ich habe noch ein Foto von der auf dem Bauch gelandeten Maschine.
Die dreie vorher waren alle aus Grund von menschlichem Versagen abgestürzt (Kühe jagen, Angeberflug und Unachtsamkeit), ich kenne die Einzelheiten noch und habe bei zwei Abstürzen im Raum Buir und Bergheim die sterblichen Überreste der Piloten mit bloßen Händen mit eingesammelt.
Na Ja, nach diesem Filmstart mit dem falschen Starfighterabsturz der 4 Maschinen war ich natürlich entsprechend auf den Fortgang des Filmes gespannt.
Und es ging auch genauso fehlerhaft weiter.
Ich zähle nun nur noch ein paar Stichpunkte auf:
Die Piloten, die zu F-84F-Zeiten als Fahnenjunker und Fähnriche aus den USA zu uns kamen, waren am Anfang der Starfighterzeit gerade mal Leutnante geworden und im Film liefen bis auf 2 Oberleutnante nur Piloten als Hauptmänner und sogar Majore rum, bis Mitte 1963? Quatsch!
Als Flugzeugwarte liefen da Ober- und Hauptfeldwebel rum.
Ich war Flugregel-Anlagen-Mechaniker in der Elektronik und Waffen-Staffel, (Elo-Wa-Staffel) und als auf 6 Jahre Verplichteter, der ich war, war ich Stabsunteroffizier und konnte nur Feldwebel werden, wenn ich auf 8 Jahre verlängert hätte.
Von meinen Kameraden in den anderen Staffeln, die als Warte tätig waren, hatten einige schon den Meisterlehrgang hinter sich und waren zum Teil bis Mitte 63 gerade Feldwebel geworden.
Was bei uns als Ober-, Haupt-, Stabs- und Oberstabsfeldwebel herumliefen, waren alles Überlebende des II. Weltkrieges und in verwalterischen Tätigkeiten, Staffelspieße, Rechnungsführer und in Halle 4 die Leiter der jeweiligen Kalender-Inspektionen-Teams und Reparaturdiensten, sowie als Spieße und Dienststellenleiter unsere Vorgesetzten.
Bis Mitte 62 war unser Oberstleutnant Gerd Barkhorn der Kommodore und sein Kriegskamerad Oberstleutnant Luxemburger der 1. TO, technischer Offizier des Geschwaders.
Der TO OLT. im Film, der den Luxemburger wohl darstellen sollte, führte im Beisein von Warten hefitige Disskussionen mit dem Piloten Hptm. Schäfer, unmöglich sowas in der wirklichen damaligen Welt.
Der Kommodore im Film führte heftige Disskussionen mit dem Hptm. Schäfer, unmöglich sowas und das Grüßen mit der Hand an den unbedeckten Kopf? Quatsch, das Grüßen mit der Hand an die Mütze war seit 58 im Fliegerhorst außer Kraft gesetzt und ersetzt durch ein "Habt Acht" im Vorrübergehen, das hieß, zusammen reißen und Blickkontakt zum Vorgesetzten.
Der Hptm. Schäfer und sein Gruppenkamerad ist unter einer Brücke durchgeflogen, auf der die Freundinnen von denen standen, um den Freundinnen zu demonstrieren, was sie für tolle Piloten waren.
Die einzige Brücke die dafür in Frage kommen könnte, war die Ruhrtalbrücke bei Mülheim a. d. Ruhr.
Wir kommen deren Freundinnen, die alle in der Nähe von Nörvenich wohnen mussten, auf diese Brücke?
Und der Hptm. Schäfer, der die Brücke unterflog hätte zu meiner Zeit seinen Pilotenschein verloren oder zumindest einen wochen- oder monatelangen Urlaub ohne fliegen gehabt.
Was eine empfindliche finanzielle Einbuße gewesen wäre.
Die Mädels liefen im Film in Miniröcken rum, die es zu der Zeit noch nicht gab, die bowlten in einer Bowlinghalle, die es damals noch nicht gab und aßen Hamburger bei McDonalds, den es damals auch noch nicht gab, die Piloten fuhren Cabrios, Mercedes Pkw´s und andere Autos, die nur deren reiche Väter, so sie sie hatten, hätten bezahlen können, denn die Flugzulage von 350 DM/Monat hätte dafür sicher nicht gereicht usw. us.w, usw.
Die Berater des Filmes müssten im Grunde alle ihre Geld wieder rausrücken, denn soviel hanebüchenen Unsinn und Unwahrheiten in einem Film, kann ich mich nicht erinnern, jemals gesehen zu haben. "
So, liebe Leute, das musste ich mal loswerden und hoffe, dass das hier ein geeignetes Forum dafür war?
Liebe Grüße, JNeuber, Stuffz. a. D. und das hoffentlich noch etliche Jahre :-)
jn@versanet.de