Wann kommt Industrie aufs Rollfeld?
Der Freistaat sieht im Großenhainer Flugplatz ein Filetstück für potenzielle Großinvestoren.
Von Jörg Mosch
ELBLAND@DD-V.DE
Geht es nach den Vorstellungen des Freistaates, dann sind die Tage der Fliegerei in Großenhain gezählt. Erstmals offen darüber gesprochen hat Umweltminister Frank Kupfer (CDU) bei seinem Besuch Anfang November. Er sieht in dem 300 Hektar großen, tichebenen Areal eine ideale Fläche für die Ansiedelung eines Großinvestors. Bahnanschluss und Nähe zur Autobahn sind gegeben. Die sächsische Landeshauptstadt liegt gewissermaßen vor der Tür.
Unwägbarkeit Kerosin
Was allerdings noch fehlt, sind die Investoren. Und die werden sich kaum einstellen, so lange die Wirtschaft weltweit in der Krise steckt. Außerdem ist die Altlastsanierung auf dem Flugplatz längst noch nicht abgeschlossen. Sechs Millionen Euro hat der der Freistaat bisher invertiert. Weitere 14 Millionen werden nach jetzigen Erkenntnisstand noch nötig sein, um das Erdreich unter dem Flugplatz vom Kerosin zu befreien. Das hatten die Russen während ihrer 40-jährigen Stationierung in der DDR leichtfertig in den Boden sickern lassen. Nicht liter-, sondern kubikmeterweise! Durch Abpumpen und mit Hilfe spezieller Bakterienkulturen lässt der Freistaat diese umweltgiftige Hinterlassenschaft beseitigen. Das wird noch Jahre dauern. Optimisten gehen davon aus, dass das Gelände danach als unbelastet gilt. Die Skeptiker in Großenhain bezweifeln das. Sie gehen davon aus, dass es nicht gelingt, den Flugplatz so weit zu entgiften, dass sich ein Investor mit der Fläche anfreunden kann.
Pachtvertrag bis 2014
Auch für die Stadtverwaltung das Thema tabu. Bürgermeister Tilo Hönicke wollte zum Flugplatz keinerlei Kommentar abgeben. Offenbar ist man froh, dass die Fläche vom Sächsischen Immobilien- Baumanagement (SIB) verwaltet und saniert wird. Beim SIB hat die Firma Sachsenflug den Flugplatz gepachtet. Deren Geschäftsführer Andreas Kilian macht sich ebenfalls Gedanken, wie es weitergeht. Sein Pachtvertrag läuft noch bis 2014. Doch die guten Jahre der Großenhainer Fliegerei sind vorüber. Der Wirtschaftskrise ist es geschuldet, dass immer mehr Firmen und Privatleute ihre Kleinflugzeuge abstoßen. Dass sich diese Tendenz umkehrt, wäre auch bei einem plötzlichen Wirtschaftsboom nicht zu erwarten. Denn die Fliegerei ist in Deutschland von viel zu vielen Verorderungen und Gesetzen reglementiert. Kilian kommt daher zu dem Schluss, dass Großenhain eigentlich keinen Flugplatz braucht. Trotzdem sind alle Beteiligten dankbar, dass es die Sachsenflug gibt. Denn so verwahrlost die riesige Fläche nicht. Es ist immer jemand da, der auf Ordnung sieht.-Bis es vielleicht doch eines Tages klappt mit dem großen Investor.
Flugplatz Großenhain
•Das Gesamtareal hat eine Größe von rund 300 Hektar
•Das Rollfeld ist 2500 Meter lang und auf den mittleren 1800 Metern 60 Meter breit. Anfang und Ende 50 Meter breit
•Der Aufbau das Rollfeld ähnelt einer Autobahn. Allerdings liegen zwei Schichten Platten mit einer Gesamtstärke von 45 Zentimetern übereinander.
•Die Altlasten bestehen hauptsächlich aus Kerosin, das auf dem Grundwasser schwimmt. 400 Kubikmeter konnten seit 2005 abgepumpt werden. Vermutet wird, das weit über 1000 Kubikmeter von den Russen ins Erdreich gelassen wurde.