Lesetipps
Eigentlich kann ich in diesem Thread nicht mitreden, weil ich die Wende in der Armee nicht miterlebt habe, denn im Herbst 1986 war mein Unteroffiziersdasein auf Zeit (UaZ) beendet. Zum Glück haben sich die Wogen, die hier eine Zeit lang recht hoch schlugen, wieder etwas geglättet. Nichtsdestotrotz wollte ich allen an diesem speziellen FF-Thema Beteiligten aus Ost und West drei Bücher ans Herz legen (ja, Jungs, man sollte nicht nur in Flugzeugbüchern blättern ;)), weil ich der Ansicht bin, daß Lernen ein lebenslanger Prozeß ist. Es hilft uns, die wir in der DDR unsere Armeezeit abgeleistet haben, die Vorgänge etwas abgeklärter zu betrachten, und den Mitlesern aus dem Westen, alte Ansichten neu zu überdenken. Um die Sache „objektiver“ zu gestalten (geht das überhaupt?), stammen die Bücher, die ich empfehlen wollte, alle aus der Feder von Autoren, die den Großteil ihres Lebens in der alten Bundesrepublik verbracht haben, denen ich aber große Anerkennung zolle, weil die öffentliche (also „breite“) Meinung sie nicht davon abhielt, sich eigene Gedanken zu machen. (Meines Wissens ist auch keiner der drei Männer irgendwie in Verbindung mit den Rosenholz-Akten genannt worden - nur für den Fall, daß Zweifel an deren Integrität aufkommt.)
Empfehlung Nr. 1: Ralph Giordano: Die Traditionslüge - Insbesondere der Abschnitt „Ein Wort zu NVA oder Die >>ganz anderen Soldaten<<“ beschreibt sehr aufschlußreich die Sicht der Bundeswehr auf NVA-Angehörige unmittelbar nach der Wende. Die Sorgen Letzterer waren demnach nicht unbegründet.
Empfehlung Nr. 2: Wolfgang Wippermann: Dämonisierung durch Vergleich: DDR und Drittes Reich. Ein Buch, das mit den unsäglichen Gleichsetzungen aufräumt – wissenschaftlich, umsichtig und obendrein sogar interessant!
Empfehlung Nr. 3: Albrecht Müller: Meinungsmache. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er war jahrelang enger Vertrauter von ranghohen Politikern (u. a. Willy Brandt). Keine Angst, der Mann ist (genauso wenig wie ich) Verschwörungstheoretiker, wie man im ersten Moment angesichts des Titels (und angesichts einer Vielzahl ähnlich klingender, aber in eine ganz andere Richtung zielender Bücher) vermuten mag. Dieses Buch erklärt (mir) auch, warum einige FF-User die (ihnen weitestgehend fremde) NVA, den bzw. die Eide, etc. so und nicht anders sehen (können). Nach der Lektüre der Ausführungen von Albrecht Müller muß ich sagen, daß ich ihnen ihr Verhalten, ihre Positionen und ihre Entgegnungen gar nicht mal krumm nehmen kann. Ich würde mich aber freuen, wenn auch sie ihre Nase mal in dieses Buch stecken würden, denn immer nur vom Gegenüber einen Kotau zu erwarten, zeugt nicht von ausgeprägter Bereitschaft, selbst lernbereit zu sein. Nur diese Einsicht kann das oft beschworene Zusammenwachsen wirklich Gestalt annehmen lassen.
Ich glaube nicht, mich all zu sehr OT zu bewegen (da waren einige Beiträge hier schon näher dran, von den Moderatoren genauer unter die Lupe genommen zu werden). Ansonsten bitte PN an mich, wer noch Fragen – gleich welcher Art - hat.