AW: Zwei Wingsuit-Springer sterben bei Absturz in der Schweiz
@ Schorsch
80-90% der heute verkauften Fahrzeuge haben diese Technologien nicht. Eine Direkteinspritzung hätte es auch ohne Motorsport gegeben. Weiterhin bedeutet die Übertragung in ein Serienprodukt idR eine Größenordnung mehr Entwicklungsaufwand als irgendwas für ein Rennwochenende zum Laufen zu kriegen. Klar, die Hersteller wollen uns glauben machen, dass Dinge aus dem Motorsport kommen. Tatsächlich ist das aber seit langer Zeit vorbei.
Definitiver Irrtum:
Die Serien-Entwickler übernehmen Techniken und Baumaterialien, die zuerst im Rennsport verwendet wurden (z. B. Karbon, Aluminium etc.). Jeder dritte Audi besitzt heute den ursprünglich für den Rennsport entwickelten Allradantrieb. Allradversionen gibt es mittlerweile bei den meisten Herstellern: VW, Mercedes, BMW, Jaguar usw..
Die aktuell Bremsentechnik ist ein Kind des Motorsports.
Eine Direkteinspritzung hätte es auch ohne Motorsport gegeben
Das ist eine Behauptung.
Fakt ist, die Einspritztechnik wurde im Rennsport entwickelt und in Langstreckenrennen erprobt.
Am "Versuchslabor" Rennstrecke hat sich bis heute nichts geändert - im Gegenteil:
BMW:
"BMW testet auf Rennstrecken neue technische Fahrzeugkomponenten, die sich möglicherweise auch für die Serienproduktion eignen. Denn was sich dort unter extremen Bedingungen bewährt, das wird auch im Alltag keine Probleme machen", Außerdem erzielt man auf Rennstrecken sehr schnell Ergebnisse. Im Motorsport weiß man oft schon nach einem Wochenende ob und wie eine Komponente funktioniert."
Porsche:
"Porsche konzentriert sich auf den Schwungscheibenspeicher. Er nimmt Bremsenergie auf und liefert Strom für zwei Elektromotoren. Die neue Technik kommt zwar bis jetzt nur im Rennfahrzeug zum Einsatz. Wir lernen hier aber viel für die Elektrifizierung unserer Straßensportwagen."
Die Autos seien fahrende Entwicklungslabors..."
Ich denke, das reicht zunächst an Beispielen..., aber es lässt sich prinzipiell auf viele Bereiche übertragen.
Die Wenigsten haben das aber wegen "Fun" und vielen Klicks bei YouTube gemacht. Weiterhin waren die Risiken durchaus akzeptabel, wenn man nicht Testpilot war.
Wenn es so wäre, gäbe es keine Elly Beinhorn, keine Hanna Reitsch, keinen Lindbergh usw.. die ohne diesen persönlichen Ehrgeiz, den Kick und den Mut nie und nimmer Alleinflüge um die Welt, Atlantiküberquerungen, Testflüge neuer Antriebs- und Flugtechniken gewagt hätten. Das tatsächliche Risiko war - wenn überhaupt - kaum einzuschätzen und zu kalkulieren. Probieren ging über studieren...!
Es gab beim Militär hohe Unfallraten, aber immer noch vertretbar gegenüber den Ausfällen bei der Infanterie.
Du wirst doch nicht allen Ernstes die kriegsbedingten Verlustraten der Infanterie den Verlusten bei der Erprobung neuer Techniken gegenüber stellen..?
Die Soldaten wurden nicht gefragt - der Testpilot ging oder geht dagegen bewusst das Risiko ein..
In der Raumfahrt sind die technischen Risiken ja recht professionell gehandhabt worden. Auch bei der Entwicklung des Schleudersitzes wurde niemand verheizt. Die Risiken der frühen Schleudersitze waren deutlich niedriger als ein manueller Ausstieg.
Und wie kam man zu diesen Erkenntnissen...? Nur aufgrund der Risikobereitschaft einzelner, dies in der Praxis zu erproben ...!
Ich darf hier nur an Colonel Stapp erinnern, der in Selbstversuchen die Beschleunigungskräfte erforschte, und diese Erkenntnisse direkt in die Luftfahrtentwicklung einflossen.
Tödliche Unfälle gab es genug..
Da wirfst Du ganz unterschiedliche Dinge in einen Topf. Wo hilft Extremsport uns weiter?
Ego ist immer dabei, und oft der Treiber. Kein Astronaut, Entdecker oder Tiefseetaucher war leichtsinnig. Wäre er es gewesen, niemand hätte ihm das (sehr teure) Material anvertraut. Hier ist der Unterschied: Entdecker und Pioniere gehen ein bewusstes Risiko ein um ein Ziel zu erreichen, mit'm Flügelanzug durch ne Schlucht fliegen ist schlicht Leichtsinn ohne erkennbaren Mehrwert.
Extremsport hilft weiter: eine ganze Armada von Sportmedizinern lebt davon. Die Forschungsergebnisse fließen in viele Bereiche ein, z. B. der Medikamentenentwicklung, Militär und Raumfahrt.
Die Frage ist auch nicht, ob der Astronaut, Entdecker oder Tiefseetaucher leichtsinnig ist, nein, diese Leute kalkulieren ihr Risiko. Sie wissen, dass sie nur unter der Voraussetzung überleben können, dass alles passt und kein Teil versagt.
Aus einer anderen Perspektive kann das aber auch als "Leichtsinn" betrachtet werden, denn im Gegensatz zur oben zitierten Infanterie wird keiner gezwungen, sich diesem Risiko aussetzen. Also ist auch bei diesen Leuten eine ordentliche Portion "
Ego" dabei, die sie ein hohes und nicht bis in alle Details durchkalkulierbares Risiko eingehen lässt.
Auch der Wingsuiter kalkuliert bewusst sein Risiko. Auch er ist sich dessen bewusst, dass Teile versagen oder er sich schlicht verschätzen kann.
Er wägt ab: funktioniert z. B. sein Flug durch die Schlucht, hat es sich mit Sicherheit finanziell für ihn gelohnt und er ist der Größte - bis zum nächsten Versuch.
Insofern unterscheiden sich die Motive beider Gruppen nicht unbedingt voneinander...
Wenn es aber so wäre, wie Du sagst, müsste im Prinzip der gesamte Leistungssport in die Kategorie "Leichtsinn" eingeordnet werden. Wo ist der "
erkennbare Mehrwert" bei einer Schussfahrt am 45 ° Hang, wo beim Überschlag mit dem Motorrad oder dem Bike, der Durchquerung der Wüste bei der Rallye Paris-Dakar, bei den Flugzeugrennen in Reno usw.... - was wäre die Welt ohne diese "leichtsinnig Verrückten...", von denen eine ganze Industrie mit zig Milliardenumsätzen bestens lebt....?
Das steigert unseren Wohlstand und somit profitiert jeder von uns indirekt davon...
"Verluste" werden kühl einkalkuliert ... ob das moralisch ist oder nicht - es ist ein lukratives Geschäft - eben auch mit dem Tod...!
Gruß