Dimona-Jockey
Flieger-Ass
Als die Bundeswehr flügge wurde, war ich noch Schüler. Schon damals an allem interessiert, was mit der Fliegerei verbunden war, nutzte ich nach dem Unterricht fast jede Gelegenheit, mit dem Rad zum einige Kilometer entfernten Militärflugplatz Penzing bei Landsberg am Lech zu fahren.
Dort liess ich mich am westlichen Ende der langen Betonpiste nieder und beobachtete den expandierenden militärischen Flugbetrieb der neuen deutschen Luftwaffe.
In Penzing war die Flugzeugführerschule A mit einer grossen Zahl noch aus der Zeit des zweiten Weltkrieges stammenden amerikanischen Harvard Mark IV bzw. T 6 stationiert. Diese 550 PS starken zweisitzigen Sternmotor-Schulflugzeuge waren knallgelb gestrichen und hätten wegen des verursachten Krachs jeden Fluglärmgegner aus der Fassung gebracht. Ich empfand den Sound dieser Motoren damals jedoch wie Musik.
Als ich wieder einmal den Schulbetrieb beobachtete, rollte eine T 6 langsam zur Startbahn. Kurz vor der Einmündung zur Piste stoppte der Flieger, der Fluglehrer stieg vom hinteren Sitz auf die Tragfläche und sprang dann auf den Boden. Aha - offenbar handelte es sich um den ersten Alleinflug eines Flugschülers.
Mit dumpfem Dröhnen startete die T 6 und drehte anschliessend nach links in die Platzrunde. Das Fahrwerk fuhr aus und die Maschine begann den Landeanflug.
Wenige Meter über dem Boden bekam der Aspirant offenbar kalte Füsse, gab Vollgas und startete zu einer erneuten Platzrunde durch. Sein Lehrer, der in dem am Pistenrand bereit stehenden Feuerwehrfahrzeug Platz genommen hatte, begab sich ins Freie und kommunizierte mit seinem Schützling per Funkgerät.
Zweiter Anflug; wieder brach der Flugschüler ab und startete zu einer weiteren Platzrunde durch. Dieses Spiel wiederholte sich noch ein drittes Mal. Der Lehrer zeigte inzwischen sichtliche Nervosität.
Nun wollte es der Flugschüler offenbar wissen, liess die T 6 ausschweben und setzte auf. Dabei driftete er nach links von der Mitte der Piste ab, trat rechts ins Seitenruder, geriet an den rechten Pistenrand und darüber hinaus auf erdigen Grund und rammte eine Startbahnbegrenzungslampe. Mit einem dumpfen Knall vollführte der Flieger einen Kopfstand, blieb einige Sekunden senkrecht wie ein Erdmännchen stehen und krachte dann auf sein Heck zurück. Ein paar Minuten herrschte Stille, dann wurde die Cockpithaube zurück geschoben und ein geschockter Schüler entstieg dem Havaristen, der mit abgerissenem Fahrwerk und geknicktem Propeller auf dem Acker lag. Das Feuerwehrfahrzeug raste heran - aber es gab nichts zu löschen. Nur der erkaltende Motor gab knackende metallische Geräusche von sich. Tief beeindruckt von diesem Erlebnis begab ich mich einige Zeit später wieder auf den Heimweg.
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