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Die sowjetische Luftkriegslehre betonte besonders das Prinzip des
Gefechts der verbundenen Waffen. So waren zwei Drittel der sowjetischen Luftstärke direkt oder indirekt zum Kampf gegen die feindlichen Landstreitkräfte vorgesehen.
Daher wurde nie eine vollständige Luftherrschaft über die gesamte Front angestrebt, sondern nur an den Durchbruchsstellen. Entsprechend wurde Luftherrschaft definiert als Fähigkeit zur beliebigen Konzentration von Feuerkraft für die Unterstützung der Bodentruppen. Deswegen gab es an der Ostfront nie so etwas wie die
Luftschlacht um England. Die sowjetischen Luftstreitkräfte blieben Teil der „russischen Dampfwalze“.
[61] Laut
Adolf Galland hat die sowjetische Luftwaffe ihre „begrenzte und fast ausschließliche Aufgabe“, den Bodentruppen zu helfen, stets erfüllt, trotz Überlegenheit der deutschen Luftwaffe und „astronomischer“ Abschusserfolge konnte sie nie daran gehindert werden. Jeder Ostkämpfer wisse davon zu berichten, wie ihm die „Ratas, Il-2, Mig und Lag“ das Leben schwer machten.
[62] Eine Ausnahme bildete das während der
Schlacht um Stalingrad gebildete
9. Gardejagdfliegerregiment, einer Eliteeinheit die Angriffe gegen die feindliche Fliegerkräfte und Einsätze in „Freier Jagd“ flog.
Die Sowjetunion als einziges Land über ein schwer gepanzertes
Schlachtflugzeug, die
Iljuschin Il-2, welches immer noch eines der am meist gebauten Flugzeuge der Welt ist. Die
Luftstreitkräfte wurden dabei als „weitertragende Artillerie“ betrachtet. Die Schlachtflieger wurden gewöhnlich in Gruppen von 6 bis 8 Maschinen eingesetzt, geschützt von
Begleitjägern, wobei auf 4 bis 6 Maschinen 12 Begleitjäger und auf 16 bis 24 Maschinen 20 Jäger kamen. Im Gegensatz zur deutschen Punktzielbekämpfung im Sturz- oder Gleitflug, griffen sie im Tiefflug an und wirkten mehr durch die Streuwirkung ihrer Bordwaffen und Bomben.
[63] Die Schlachtflieger flogen ein Viertel aller Kampfeinsätze des Krieges; zwischen 50 und 60 Prozent aller Kampfeinsätze entfielen auf die Jagdwaffe. Für die taktische Aufklärung wurden hauptsächlich Jäger eingesetzt. Nach sowjetischen Angaben war angeforderte Luftwaffenunterstützung innerhalb von 30 Minuten zur Stelle, wenn die Zusammenarbeit und die Nachrichtenverbindung gut organisiert waren. Der Chef der britischen Militärmission Noel MacFarlane beobachtete, dass Luftwaffenunterstützung für gewöhnlich in weniger als einer Stunde zur Stelle war.
[64]
Das erklärt auch, warum die deutsche Luftwaffe sich auf die "Schwerpunkte" konzentrieren konnte und erst recht spät, ab Sommer 1943 in einen zunehmenden Nachteil geriet.