Habe noch einmal im Flughandbuch nachgesehen. Dort wird die Startrollstrecke, abhängig von Wind und Beladung zwischen 20 und 170 m angegeben. Ich muss allerdings sagen, dass ich noch nie 170 m gerollt bin, selbst bei voller Beladung, Wind unter 5 kn und 38 Grad Wärme (diesen Sommer getestet). Und dies, obwohl wir "nur" eine MT-03 mit Rotax 912 haben (also ohne Turbolader). Ich glaube, dass die Rollstrecke auch von der "Strategie" beim Starten abhängt. Wenn man den Rotor bis zur zulässigen Drehzahl auflädt, sofort den Stick zieht und Vollgas gibt, dauert es in der Regel weniger als 20 Meter, bis das Bugrad abhebt. Ca. 15 - 30 Meter danach das Hauptfahrwerk. Viele Gyro-Piloten weichen aber (zu Recht) von dieser Methode ab, weil es für die Maschine viel schonender ist, ohne Vollgas zuerst langsam das Bugrad weich werden zu lassen und dann ganz sanft abzuheben (bei Vollgas "reisst" die Nase, vor allem bei unebener Piste, bisweilen hoch).
Wenn es aber sein muss, geht es auch anders: Als ich im Oktober in Dresden EDDC startete, waren außer dem ersten und letzten Taxiway alle anderen aufgerissen. Der Tower bat uns, wegen enger Staffelung, direkt vor der Schwelle (also vom Ende der Piste, statt vom Anfang) zu Starten. Haben wir so wie gewünscht durchgeführt, trotz voller Beladung und Wind ca. 70 Grad cross zur Bahn. Mit einem Dreichachser wäre ich auf diesen Vorschlag nicht eingegangen (... dem hätte der Tower so etwas vermutlich auch nicht zugemutet).
Abgesehen davon finde ich die Diskussion um die Startrollstrecke für das eigentliche Thema (Polizeieinsätze) relativ unerheblich. Es geht ja nicht darum, Helikopter zu imitieren, sondern darum, Tragschrauber zu testen. Der Tragschrauber kann auf jedem mir bekannten ICAO-Flugplatz (und, falls für Polizeieinsätze erlaubt, auf vielen größeren Parkplätzen) ohne Schwierigkeiten starten und landen. Seine Stärke für den Polizeieinsatz liegt aber nicht in seinen Start- und Landeeigenschaften, sondern vielmehr in seinen Flugparametern also seiner Manövrierbarkeit, kombiniert mit dem Blickfeld, das unbestreitbar seinesgleichen sucht.
Auch beeindruckend, aber nicht so schön ist es, wenn man ihn in der Platzrunde vor sich hat ...
Das ist eine der ersten wirklich faktisch (und offenbar durch eigene Erfahrung) begründeten Kritikpunkte. Wir Tragschrauberpiloten bitten alle anderen Sportflieger um Verständnis dafür, dass der am Boden drehende Rotor oft (und für Flugschüler grundsätzlich) ein ernsthaftes Abrollproblem darstellt.
Was aber die Platzrunde generell angeht (also Touch-and-Go), ist die Staffelung mit Echos, Dreiachsern, Seglern und Trikes bei uns kein Problem. Im Gegenteil: aus meiner Erfahrung kommt es viel häufiger vor, dass wir im Queranflug oder Endteil eine "Pause" mit Hovern über Grund einlegen. Mithin der perfekte, weil höflich zurückhaltende, Platzrundenpartner. In der Schulung war das zugegebenermassen (auch bei mir) manchmal anders. Aber da schenken wir Flieger uns, glaube ich, alle nichts...
egal wie es ist, finde ich es gut das eine landesbehörde mal so einen test macht. das zeigt, das man sich um alternativen müht und da scheint BB innovativ zu denken.
Absolut meiner Meinung. Trotz aller Euphorie aus der Tragschrauberwelt: Entschieden ist noch nichts. So viel ich weiss, ist der Test völlig ergebnisoffen. Aber alleine, DASS getestet wird, ist aus Behördensicht ein halbes Wunder. Es bedeutet nämlich, dass man ohne irrationale oder seilschaftsbedingte Scheuklappen und offen für Sachargumente, einer möglichen, effizienteren Lösung auf den Grund geht. Und das für den Gegenwert von einem guten Dutzend Helikopterstunden. Mit ausschliesslich freiwilligen Probanden. Das kann doch einfach nicht falsch sein. Im Gegenteil: Abgesehen von aller Fliegerfachsimpelei weckt dies die berechtigte Hoffnung darauf, dass Politik mehr sein kann als die Verwaltung von Sachzwängen.