@Del Sönkos
Moinsen,
sicherlich sprechen Deine Argumente für sich. Weiterhin glaube ich dennoch, dass für Lion Air alleine Indonesien mit fast 240 Millionen Einwohnern und als größter Inselstaat ein Potential hat, welches gerade mal angekratzt wird. Selbst wenn der Wohlstand nur in kleinen Schritten wachsen wird (und sich parallel weiterhin große Probleme ergeben werden, weil alle ja Trinkwasser und Essen haben wollen), so ist das Potential größer und nicht rückläufig. Europa ist hier vergleichsweise gesättigt, altert und andere Märkte entwickeln sich ohne Rücksicht auf Ressourcen oder schlechtes Gewissen viel agiler, mit allen negativen und positiven Effekten. Selbst wenn die eine oder andere indonesische Airline kollabiert, wird ausreichend Nachfrage in Südostasien vorhanden sein, da die eher restriktive Luftverkehrspolitik in Indonesien und unvorteilhafte Luftverkehrsabkommen mit Nachbarländern über Jahrzehnte ein gleichmäßiges Wachstum eher behindert hat.
Lion Air nutzen Medien für ihre Zwecke schon seit Jahren positiv, selbst Zwischenfälle liegen außerhalb der Verantwortung von Lion Air. Ob die Meinungsbildung über Medien in Europa tatsächlich anders ist, wage ich zu bezweifeln, aber Lion Air wird zumeist von einer solchen Welle getragen und negative Kritik erstickt relativ schnell. Vielleicht hat der Eigentümer auch zusätzlich wunderbare Kontakte, die das Geschäftsleben spürbar erleichtern.
Da Lion Air offiziell nicht vorhaben, mit ihren Routen den Luftraum der EU zu berühren, wird es wohl dem Eigentümer ziemlich egal sein, ob Lion Air auf der Liste ist oder nicht. Auch scheint de Liste nicht so hinderlich zu sein, dass sich bisher Flugzeughersteller weigerten, der Lion Air oder anderen Unternehmen Flugzeuge zu liefern oder der Eigentümer von Lion Air sich weniger lächelnd in Interviews zeigte. Business zählt, inklusive Ausfallmöglichkeiten. Textblöcke für Presseerklärungen liegen dann schon bereit. Es quakt ja auch keiner, dass zum Beispiel Cebu Pacific und alle anderen philippinischen Fluggesellschaften (u.a. auch Mitglieder der ICAO als Hüter für verbindliche Standards und Sicherheit) auf der Liste sind und auch in den 1990ern und ohne Liste wurde manch ein neues Flugzeug in Regionen ausgeliefert, wo der Zustand nach drei Einsatzjahren schlimmer war als nach 30 Betriebsjahren einer europäischen Fluggesellschaft. Beide Augen zudrücken, Defizite nur diplomatisch äußern, nicht zu viel kritisieren, weil ansonsten weitere Bestellungen ausbleiben könnten. Welch ein diplomatischer Spagat war es für Airbus, nachdem Indian Airlines eine A320 in Bangalore verlor...
Nachhaltigkeit sehe ich auch nicht, aber dies sehe ich grundsätzlich im zivilen Luftverkehr nicht wirklich. Nachhaltiges unternehmerisches Handeln sieht anders aus. Selbst die nachhaltige Behandlung von aktuell geleasten Flugzeugen stelle ich mir objektiv anders vor.
Gruss