WaS
Space Cadet
Vorbemerkung: Das Buch erschien vor 9 Jahren, ist aber noch erhältlich. Die Besprechung gehört m.E. daher nicht in den Thead »Antiquariat«. Sollten die Admins das anders sehen: bitte verschieben.
Doug Gordon: Tactical reconnaissance in the cold war
Pen and Sword, 2006
ISBN 1 84415 332 0
Der Buchtitel führt - genaugenommen - ein bisschen in die Irre: Es geht nämlich ausschließlich um die taktische Luftaufklärung der amerikanischen Luftwaffe, und auch keineswegs um die gesamte Ära des Kalten Kriegs, sondern nur um die Zeit bis zum Ende des Vietnamkriegs.
Das Thema »taktische Luftaufklärung« wird übrigens weit ausgelegt; das Buch behandelt auch Geheimoperationen gegen den Ostblock, die mit typischen »taktischen« Flugzeugtypen (z.B. RF-86) unternommen wurden (im Gegensatz zu Modellen wie U-2 oder SR-71), und mit Methoden und Personal aus der taktischen Aufklärung. Auf diese Unterscheidung geht der Autor allerdings auch ausdrücklich ein.
Aber nachdem ich mir das Buch aufgrund seines mir vorher bekannnten Themas gekauft habe, also nicht etwa aufgrund des Titels, habe ich keinen Grund mich zu beklagen!
Das Buch gliedert sich in folgende Abschnitte:
• Introduction
• Korea
• Haymakers, Heart Throbs and Slick Chicks [Anm: die o.g. Geheimoperationen]
• USAFE
• Back Home
• PACAF between the wars
• South-east asia
• Appendix: The Aircraft
• Apendix: Aerial Photography
Jedes Kapitel im Hauptteil ist also aus einer einheitlichen (geografischen) Perspektive geschrieben. Das, sowie der flüssige, erzählende Stil des Autors führen - trotz aller Sachlichkeit - dazu, dass der Leser sich wie ins Geschehen versetzt fühlen darf. So ging's jedenfalls mir, Kopfkino! Dabei ist der Autor selbst kein Zeitzeuge, sondern ein »heutiger« Luftfahrt-Publizist. Zeitzeugen werden allerdings reichlich - und erkennbar - zitiert.
Leider liegt in diesem Stil auch die klare Schwäche des Buchs. Es entspricht nicht (geschichts-)wissenschaftlichen Ansprüchen. Quellenangaben (bis auf die Namen der zitierten Zeitzeugen) gibt's so gut wie keine. Tabellen oder Zeittafeln, z.B. zu Gliederung und Stationierung von Einheiten, oder zum Flugzeugbestand: null. Ok, man kann halt nicht alles haben...
Bilder gibt's auch; das eine oder andere schon aus dem Netz bekannt, dafür aber hier endlich mit ausführlicherer Bildunterschrift (Ort, Zeit, Umstände). Manche Bilder ziemlich flau; das sollte heute besser gehen.
Die Qualität der Informationen? Ein paar Details, in die ich mich interessehalber vertieft habe, passen haargenau zu anderen mir bekannten Quellen. Daneben aber auch Patzer: Im Jahr 1953 sollen 2 amerikanischen F-84 über der BRD von tschechischen MiG-15 abgeschossen wurden sein. Huh? Man kann heute klar nachlesen, dass die beiden (aus welchem Grund auch immer) in tschechischen Luftraum eingeflogen waren und der Abschuss dort stattfand. Doug Gordons Gewährsmann dafür hat wohl einfach das erzählt, was er seinerzeit selbst als Information bekam... (Zur Klarstellung: Der Vorfall wird nur am Rande erwähnt, und das eigentliche Thema des Buchs wird dadurch nicht kompromittiert. Trotzdem peinlich.)
Sehr positiv, die Anhänge: Einmal über die damals verwendeten Flugzeuge, wobei auch Typen beschrieben sind, die heute kaum einer kennt. Von RF-51 oder RF-80 hatte zumindest ich noch nie gehört. Und dann vor allem das Kapitel über (damalige) Technik und Methoden der fotografischen Luftaufklärung - klasse!
Lektorat: Wie heute üblich anscheinend nicht mehr vorhanden, weil zu teuer. Cut-and-Paste-Fehler in Sätzen; zwei der Flugzeug-Profile mit derselben Bildunterschrift; deutsche Ortsnamen (abgesehen von denen der Air Bases) oft falsch geschrieben; offenkundige Abschreibefehler aus der Handschrift (RF-SI statt RF-51). Ok, Schwamm drüber; man kann's ignorieren.
Mein Fazit: Das Lesen hat Spaß gemacht, eine Menge an Information ist trotz aller oben geäußerter Kritik rübergekommen, und vor allem ein sehr schöner Einblick »wie das damals so zugegangen ist«. Ich würde das Buch bedenkenlos jedem weiterempfehlen, der nicht nur wissenschaftliches Interesse am Thema hat.
Doug Gordon: Tactical reconnaissance in the cold war
Pen and Sword, 2006
ISBN 1 84415 332 0
Der Buchtitel führt - genaugenommen - ein bisschen in die Irre: Es geht nämlich ausschließlich um die taktische Luftaufklärung der amerikanischen Luftwaffe, und auch keineswegs um die gesamte Ära des Kalten Kriegs, sondern nur um die Zeit bis zum Ende des Vietnamkriegs.
Das Thema »taktische Luftaufklärung« wird übrigens weit ausgelegt; das Buch behandelt auch Geheimoperationen gegen den Ostblock, die mit typischen »taktischen« Flugzeugtypen (z.B. RF-86) unternommen wurden (im Gegensatz zu Modellen wie U-2 oder SR-71), und mit Methoden und Personal aus der taktischen Aufklärung. Auf diese Unterscheidung geht der Autor allerdings auch ausdrücklich ein.
Aber nachdem ich mir das Buch aufgrund seines mir vorher bekannnten Themas gekauft habe, also nicht etwa aufgrund des Titels, habe ich keinen Grund mich zu beklagen!
Das Buch gliedert sich in folgende Abschnitte:
• Introduction
• Korea
• Haymakers, Heart Throbs and Slick Chicks [Anm: die o.g. Geheimoperationen]
• USAFE
• Back Home
• PACAF between the wars
• South-east asia
• Appendix: The Aircraft
• Apendix: Aerial Photography
Jedes Kapitel im Hauptteil ist also aus einer einheitlichen (geografischen) Perspektive geschrieben. Das, sowie der flüssige, erzählende Stil des Autors führen - trotz aller Sachlichkeit - dazu, dass der Leser sich wie ins Geschehen versetzt fühlen darf. So ging's jedenfalls mir, Kopfkino! Dabei ist der Autor selbst kein Zeitzeuge, sondern ein »heutiger« Luftfahrt-Publizist. Zeitzeugen werden allerdings reichlich - und erkennbar - zitiert.
Leider liegt in diesem Stil auch die klare Schwäche des Buchs. Es entspricht nicht (geschichts-)wissenschaftlichen Ansprüchen. Quellenangaben (bis auf die Namen der zitierten Zeitzeugen) gibt's so gut wie keine. Tabellen oder Zeittafeln, z.B. zu Gliederung und Stationierung von Einheiten, oder zum Flugzeugbestand: null. Ok, man kann halt nicht alles haben...
Bilder gibt's auch; das eine oder andere schon aus dem Netz bekannt, dafür aber hier endlich mit ausführlicherer Bildunterschrift (Ort, Zeit, Umstände). Manche Bilder ziemlich flau; das sollte heute besser gehen.
Die Qualität der Informationen? Ein paar Details, in die ich mich interessehalber vertieft habe, passen haargenau zu anderen mir bekannten Quellen. Daneben aber auch Patzer: Im Jahr 1953 sollen 2 amerikanischen F-84 über der BRD von tschechischen MiG-15 abgeschossen wurden sein. Huh? Man kann heute klar nachlesen, dass die beiden (aus welchem Grund auch immer) in tschechischen Luftraum eingeflogen waren und der Abschuss dort stattfand. Doug Gordons Gewährsmann dafür hat wohl einfach das erzählt, was er seinerzeit selbst als Information bekam... (Zur Klarstellung: Der Vorfall wird nur am Rande erwähnt, und das eigentliche Thema des Buchs wird dadurch nicht kompromittiert. Trotzdem peinlich.)
Sehr positiv, die Anhänge: Einmal über die damals verwendeten Flugzeuge, wobei auch Typen beschrieben sind, die heute kaum einer kennt. Von RF-51 oder RF-80 hatte zumindest ich noch nie gehört. Und dann vor allem das Kapitel über (damalige) Technik und Methoden der fotografischen Luftaufklärung - klasse!
Lektorat: Wie heute üblich anscheinend nicht mehr vorhanden, weil zu teuer. Cut-and-Paste-Fehler in Sätzen; zwei der Flugzeug-Profile mit derselben Bildunterschrift; deutsche Ortsnamen (abgesehen von denen der Air Bases) oft falsch geschrieben; offenkundige Abschreibefehler aus der Handschrift (RF-SI statt RF-51). Ok, Schwamm drüber; man kann's ignorieren.
Mein Fazit: Das Lesen hat Spaß gemacht, eine Menge an Information ist trotz aller oben geäußerter Kritik rübergekommen, und vor allem ein sehr schöner Einblick »wie das damals so zugegangen ist«. Ich würde das Buch bedenkenlos jedem weiterempfehlen, der nicht nur wissenschaftliches Interesse am Thema hat.
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