Bin nur Amateur, aber es reicht, um deine Frage nicht unbeantwortet zu lassen. :D
Die Person des Firmengründers als Ingenieur, Flugzeug-Eigenbau-Konstrukteur, Jagdflieger, Prokurist und Unternehmer ist aber auch nicht uninteressant.
Im ‚
Junkers Who is Who’ liest man zu seiner Person – ins Deutsche übersetzt - Folgendes:
Arntzen betrieb aerodynamische und Ingenieursstudien an der TH Aachen. Er entwarf vor dem Ersten Weltkrieg mehrere Eigenbau-Flugzeuge und erwarb 1913 die FAI-Pilotenlizenz. Zwischen 1914 und 1918 war Arntzen Angehöriger der Fliegertruppe und im Januar 1918 übernahm er schließlich eine eigene Jagdstaffel.
Im August 1923 trat er in die Junkers-Flugzeugwerke ein und wurde dort Assistent des Technischen Direktors. Seit 1924 war Arntzen dort verantwortlicher Leiter der JFAG-Koordinierungsstelle mit den Auslandswerken in Fili [Sowjetunion] und Limhamn [Schweden]. Als Mitglied der JFAG-Vertriebsabteilung organisierte Arntzen 1927 eine Jemen-Expedition. Im Jahr 1928 schlug Arntzen ein Ganzmetall-Sportflugzeug vor, das seiner Erfahrung am Markt entsprach. Dieses Flugzeug wurde schließlich von Pohlmann als Junkers A 50 entwickelt.
Im Januar 1930 verließ Arntzen Junkers und trat in die Dürener Metallwerke AG ein. 1935 gründete er dann seine eigene Firma, die „Arntzen-Leichtbau KG“ in Brackwede [heute: Bielefeld], die 1945 von den Alliierten aufgelöst wurde. Im Jahre 1950 startete er einen Neubeginn mit einem Ingenieurbüro für Leichtmetallkonstruktionen und thermodynamische Anwendungen.
In den
‚Biographien rund um Junkers’ liest man über ihn:
Arntzen, Heinrich (Johann ?)
geb. 11.09.1894 in Anholt i. Westf.
Studium Maschinenbau u. Aerodynamik an der TH Aachen, wandte sich danach der Fliegerei und dem Selbstbau von Flugzeugen zu und wird Ballonflieger und Besatzungsmitglied eines Lenkluftschiffes mit Sonderausbildung in Meteorologie und als MG-Schütze; 1913 FAI-Flugzeugführer-Patent Nr. 518, Eintritt in die Luftschiffer-, anschl. in die Fliegertruppe; ab Sept. 1914 Flugzeugbeobachter, wird vorzeitig zum Offizier befördert (Leutnant); vom Jan. bis März 1917 Bildoffizier eines Korps, vom März-Juli 1917 techn. Offizier beim Stab des Kommandeurs der Flieger einer Armee, vom Juli bis Dez. 1917 Pilot einer Jagdstaffel; Jan. bis Juni 1918 Führer einer Jagdstaffel.
Am 15. Januar 1923 Eintritt bei Junkers als Assistent des technischen Direktors der Junkers-Flugzeug-Werk A.-G., organisatorische, wärmetechn. u. energiewirtschaftl. Aufgaben, Auswahl des einzustellenden techn. Personals (Spezialerfahrungen auf dem Gebiet der Wärmetechnik und Psychoanalyse); ab 1. Juni 1924 Leitung der Vermittlungsstelle zwischen der Junkers-Flugzeug-Werk A.-G. und dem Werk Fili; ab 1. August 1925 Leitung der Vermittlungsstelle für die ausländischen Fabrikationsbetriebe der Junkers-Flugzeug-Werk A.-G.; ab Juli 1927 Vorbereitung der Jemen-Expedition und später Leitung dieser Expedition; 1928 Entwurf bzw. Entwicklung des Ganzmetall-Flugzeuges A 50; im Febr. 1929 Einfliegen der A 50; am 31. Dez. 1929 Ausscheiden bei Junkers.
Ab Jan. 1930 Leiter der Projektabteilung für werkstoffgerechte Anwendung von Metallen (bes. Duralumin) der Dürener Metallwerke A.G.; 1935 Gründung der "Arntzen-Leichtbau KG, Brackwede i.W.". 1945 wird seine Firma von den Allierten demontiert. 1950 eigenes Ingenieurbüro, Sonderaufgaben in der Wärme- und Energie-Wirtschaft, Leichtbau-Konstruktion und Orgelbau.
Was seine Firma hergestellt hat? Flugzeugteile!
Das geht zumindest aus einem Bericht Inter-Alliierten Reparationsagentur (IARA) von 1947 hervor, der alle Zuliefererfirmen der deutschen Rüstungsindustrie auflistet:
www.archive.org schrieb:
„1389 Arntzen Leichtbau Aircraft parts 162.693,19 A. G. Brackwede Bielefeld 1392 W.“
Aufgrund der bekannten Spezialisierung des Firmengründers darf man davon ausgehen, dass die Arntzen-Leichtbau KG aus Brackwede im Zweiten Weltkrieg verschiedene Aluminiumbauteile für Flugzeugzellen hergestellt hat. Einen weiteren Produktionsschwerpunkt führt der Reparationsbericht nicht auf, so dass man von einer ausschließlichen Spezialisierung auf die o. g. Teilefertigung ausgehen darf.
Da die Arntzen-Leichtbau KG während des Krieges auch Zwangsarbeiter (sog. Fremdarbeiter) beschäftigt hat, könnte die Lektüre der nachstehenden Fundstellen Aufschluss über die Art der Bauteile und vielleicht auch über einzelne Flugzeugtypen liefern. Deine erste Anlaufstelle sollte der Historische Verein in Bielefeld sein, Peter. Ich glaube aber nicht, dass dir jemand die Arbeit vorweggenommen hat, ausgerechnet zu
dieser Firma im Bundesarchiv gewühlt zu haben, denn sie ist nur einer von zigtausend Rüstungsbetrieben im Reich gewesen.
Fundstellen:
-
Ravensberger Blätter via Historischer Verein für die Grafschaft Ravensberg e. V.
- Beckmann, Karl: Die Demontage der Firma Arntzen-Leichtbau KG in Brackwede nach dem Zweiten Weltkrieg
- Horst, Uwe: Zwangsarbeit bei der Arntzen-Leichtbau KG/Brackwede (2007)
- Kühne, Hans-Jörg: Kriegsbeute Arbeit: Der "Fremdarbeitereinsatz" in der Bielefelder Wirtschaft 1939-1945
Viel Spaß bei der Recherche; die Ergebnisse kannste ja hier in den Faden einknüpfen.
Gruß
Luftpirat
PS: Woher eigentlich das Interesse? Biste ein alter Bielefelder, oder haste einen anderen Grund, speziell dieser Firma auf den Grund zu gehen?