AW: Atemluft in Flugzeugen
Wenn ein Mediziner die technischen Aspekte der BFU-Untersuchungen so vehement anzweifeln würde,
wie die hier versammelten Techiker einen Obduktionsbericht und weitere medizinische Studien,
Wo ist das denn der Fall?
Die "Techniker" oder technisch etwas bewanderten die auch ein gewisses Hintergrundwissen haben, sehen die Thematik einfach aus einem anderen Licht und können dann natürlich auch kritische Fragen stellen. Eine objektive Sicht auf die Dinge hat doch nichts "ausblenden" von Tatsachen zu tun, ganz im Gegenteil, nur dadurch kann so ein Problem isoliert betrachtet werden und dann eben auch angegangen werden.
Das Problem an diese ganzen Thematik ist ja, dass es weit weniger Fakten gibt, als man gerne hätte, egal "welche Seite" man nun betrachtet, so kommt es eben genau dazu, dass beide Seiten mittelklassige Indizien als "quasi-Fakten" deklarieren oder diese eben stark suggestiv formulieren.
Gutes Beispiel ist das Zitat von TomTom:
Dieser Fall isoliert betrachtet ohne irgendwelchen Themenbezug: Ich würde da sofort auf Höhenkrankheit tippen, also ein Problem mit der Druckregelanlage des Flugzeugs. Die Symptome sprechend alle dafür, auch dass es im Steigflug passiert ist (in dem die Kabine auf Reiseflughöhe gefahren wird), das vor allem Ältere Probleme hatten und Müde geworden sind, ansonsten keine Beschwerden.
Selbst merkt man nichts von eingeschränkten Fähigkeiten.
Der Fall wurde korrekterweise als schwere Störung eingestuft und die Crew hat richtig gehandelt. Die Tatsache, dass ein paar Techniker nun während der Fehlersuche auf die Triebwerke auf Ölkontamination untersucht haben ist nun nicht gleichbedeutend mit der Tatsache, dass der ganze Vorfall postum durch kontaminierte Zapfluft entstanden ist.
Zur Technik selbst:
Wie diese Dichtungen funktionieren ist ja nun bekannt. Die Problematik rotierende Wellen entsprechend abzudichten besteht ja seit Anfang an. Dazu muss man aber auch sagen, sofern das TW intakt ist, kommt es zu keinem Zapflufteintrag.
Kritisch ist idR der vordere Lagersumpf, der meist die Schublager beherbergt und bei dem, sofern eine Leckage entsteht, Öl in den Kompressor gelangen kann und damit auch in das Zapfluftsystem. Es ist aber mitnichten so, dass hier Seitens der Hersteller keine Maßnahmen ergriffen werden.
Man wird ja nicht das ganze Triebwerk auseinander fummeln um ne schnöde Dichtung zu wechseln, also vermutlich einfach jedesmal neu wenn das Triebwerk in Shop geht, oder?
Problem ist hier die Zugänglichkeit, die Module der Triebwerke müssen getrennt werden um da ran zu kommen und das ist ne größere Sache. Die Laufflächen der Dichtungen kann man überholen, die Messerkanten werden erneuert. Je nach Zeit/Geldbeutel kann man bestimmte Dichtungen aber auch "underwing" tauschen, dazu zerlegt man den Motor aber eingehend. Lohnt sich meist aber nur, wenn man Zeit hat und der Motor quasi neu ist und dennoch ein Problem mit den Dichtungen hat.
Sind diese Druckluftsysteme überwacht, sprich weiß irgendein System mit wie viel Druck da gerade gegen das Öl gepustet wird?
Weder überwacht noch geregelt. Problem ist hier, dass die "Abdichtleistung" nicht nur vom Druck bestimmt wird, Zustand der Dichtungen, Öldruck (der auch nicht geregelt ist) und Förderleistung der Scavangepumpen spielt auch eine Rolle. Wichtiger wäre noch der Differenzdruck der zwei "Dichtkammern".
Hier versuchen die Hersteller (wie bei Kühlluft allgemein) diesen Luftverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren, sodass weniger interne Zapfluft dafür drauf geht. Bei hohen Powersettings und im Cruiseflight reicht das auch idR, Probleme können eben bei Leerlauf auftreten, vor allem dann, wenn man aus dem Leerlauf in ein hohes Powersetting geht, oder andersrum.
Die Trent500-Triebwerke hat man zb. nachträglich mit andere Leitungen für die Lagersperrluftzufuhr ausgestattet.
Bei den GenX-Triebwerken hat man sich was Schlaues ausgedacht und unterstützt den Differenzdruck der Lagersümpfe bei niedrigen Sperrluftdrücken quasi aktiv indem der Druck innerhalb des Sumpfes (bei niedrigen Powersettings) künstlich abgesenkt wird. Ist bestimmt nicht der Durchbruch, aber Schritt für Schritt wird der Berg erklommen.