Im Grunde fällt ja nur Delta mit der MD-90-Aufkaufpolitik auf und ist im US-Verkehr unter den bekannten Mainline-Gesellschaften eher eine Ausnahme (Allegiant Air lasse ich bewusst mal aus). Auch eine weitere Ausnahme ist das bewusste Festhalten an der MD-88 (und der visuell auffallend gute Zustand der Kabinen), Delta werden nach aktuellem Stand für die nächsten Jahre große Teilflotten mit Boeing 737, A320-Familie und MD-80/-90 parallel einsetzen und „für jeden Markt das passende Modell bieten können“. Die MD-90 sind gebraucht zu sehr günstigen Konditionen erhältlich, da ansonsten keine Nachfrage besteht und diese Flugzeuge ansonsten auch verschrottet werden würden. Delta setzen meiner Meinung nach ihre MD-90 erstmals auch „richtig ein“, also nicht über das ganze US-System verteilt. So schalten Delta auch die Gefahr aus, dass die MD-90 an ihre operationellen Grenzen stößt, die dann eher durch Boeing 737-800 oder A320 mit hohem mtow Kg effektiver umgesetzt werden können. Ganz klar wurde die Entscheidung für die MD-90 nur getroffen, weil man sehr ungünstig ganze 16 Stück jahrelang einsetzte und diese eigentlich entfernt werden sollten, da der Unterhalt dieser Teilflotte proportional erheblich teurer war als die größerer Flottenteile. Mehrfach gab es Ausmusterungsgedanken, zuletzt in der ersten Hälfte der 2000er, wo tatsächlich SAS als möglicher Übernahmekandidat für MD-90 der Delta erwähnt wurden, da SAS ebenfalls vor dem Dilemma stand, ganze acht MD-90 einzusetzen – entweder mehr MD-90 oder raus, SAS entschied sich für letztere Möglichkeit. Die Vergrößerung der MD-90-Flotte bei Delta ist somit eine der Möglichkeiten, mit möglichst geringen Investitionen die Flottenstruktur anzupassen.
„Sinkflüge“ (unabhängig wie Du es meinst) sehe ich auch bei US-Linien, die durch mehrheitlich moderne oder gar sehr moderne Flottenstrukturen auffallen. Quaken tun sowieso Airlines tendenziell ständig, obwohl die Kostenbelastungen sich deutlich verschoben und durch neue Technologien auch massiv Kosten eingespart werden konnten - auch bei der Möglichkeit, Leute zum kaufen von Tickets zu animieren. Dafür braucht man kein Stadtbüro mit netten Modellen und Papier-Flugplänen mehr. Andererseits explodierten an anderen Stellen die Aufwendungen.
Meinst Du Continental Airlines oder die mit United kombinierte Flotte? Ich bin der Ansicht, dass Continental Airlines eine umfassende Flottenerneuerung und Straffung der Flotte gelungen ist. Vor der Integration in die UA setzten Continental ja nur noch Boeing 737-300/-500, 737NG, Boeing 757/767 und 777 ein. Ganz anders das Bild noch Ende der 1990er. Hier waren es zusätzlich noch Boeing 737-100/-200, DC-9, MD-80, DC-10 usw.. Jedenfalls hielt und halte ich die Flotte der ehemaligen Continental Airlines für wettbewerbsfähig und entsprach auch der Tendenz von US-Linien, Flugzeuge recht lange einzusetzen. Museumsreif waren vom Alter her die DC-9 der Northwest etc..
Die Probleme bei American Airlines sind ja hinlänglich bekannt und dies schon seit Jahren, wenn nicht sogar mehr als ein Jahrzehnt. Schon vor Jahren hätte AA legitim Chapter 11 beantragen können, um dann während des Verfahrens ihre Kostenstrukturen unter Kontrolle zu bekommen. Ohne Änderungen der Kosten wird American meiner Meinung auch mit modernsten Flugzeugen nicht effizient und schlagkräftig genug agieren können. Selbst mit aktuell reiner Boeing 737-800-Flotte (also ohne MD-80) wären AA „am Ende“, die monatlich fälligen Zahlungen für die neuen Flugzeuge eine Katastrophe. Meiner Ansicht nach haben American (aus welchen Gründen auch immer) nicht die vorhandene Substanz effektiv genutzt (also der Ist-Zustand, „wir fliegen nun mal viele MD-80/757“ usw..) und geschaut, wie man in der Gesamtheit Profite macht. Einzig die Flotte wurde tatsächlich in den letzten zehn Jahren deutlich vereinfacht, die Boeing 727, Airbus A300-600R, MD-11 und Fokker 100 wurden ausgesondert, die Staffelung MD-80/Boeing 737/757/767/777 hat sicherlich die Flexibilität nicht erhöht, aber die Kosten etwas gesenkt. Es bleibt spannend!
Gruss