Aus einem SPIEGEL Online Bericht vom 25.07.2006:
(Auszüge)
US-KRIEGSVERBRECHEN IN KOREA
"Wir haben sie einfach umgelegt"
Hunderte Flüchtlinge starben Ende Juli 1950 in der koreanischen Stadt No Gun Ri im amerikanischen Kugelhagel. Ein Versehen, hieß es stets von Seiten der US-Armee dazu. Nun sind Dokumente aufgetaucht, die zeigen: Das Massaker, eins der schlimmsten des 20. Jahrhunderts, war angeordnet.
. . .
Inzwischen hat die US-Armee ihre lange geleugnete Verantwortung für das blutige Ereignis aus den ersten Wochen des Koreakriegs zugegeben. Wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2001 brachte US-Präsident Bill Clinton sein Bedauern über den Tod unbewaffneter Zivilisten bei No Gun Ri zum Ausdruck. Nur förmlich entschuldigen mochte er sich nicht, denn nach Auffassung der US-Armee hatten die GIs die koreanischen Zivilisten nicht vorsätzlich getötet. Dies wäre ein Verstoß gegen das Kriegsrecht gewesen, also ein Kriegsverbrechen.
Doch die offizielle US-Darstellung, die wegen entgegenstehender Zeugenaussagen und zeitgenössischer Quellen schon vor fünf Jahren nur wenig glaubwürdig klang, wird jetzt durch ein neu aufgefundenes Dokument endgültig erschüttert - durch einen Brief des damaligen US-Botschafters in Südkorea, John J. Muccio, vom 26. Juli 1950. Darin unterrichtete er das Außenministerium in Washington über eine "notwendige" Entscheidung der 8. US-Armee in Korea, die in den USA zu negativen Reaktionen führen könnte: Unter bestimmten Voraussetzungen sollten GIs auf Zivilisten schießen.
. . .
Der Bericht des Botschafters John J. Muccio vom 26. Juli 1950 zeigt, dass die GIs der ausdrücklichen Anweisung der US-Armeeführung in Korea folgten.
Die hatte am Tag zuvor einen kriegsrechtswidrigen Beschluss gefasst. "Nördlich der US-Linien sollen Flugblätter abgeworfen werden, in denen die Bevölkerung davor gewarnt wird, sich weiter nach Süden zu bewegen, und dass sie Gefahr läuft, beschossen zu werden, wenn dies trotzdem geschieht", berichtete Muccio. "Wenn Flüchtlinge nördlich der US-Front auftauchen, werden Warnschüsse abgegeben, und wenn sie sich weiter nähern, werden sie erschossen."
Am Morgen des 26. Juli funkte die Führung der 8. US-Armee den Befehl an alle Truppen im Kampfgebiet. Kurz darauf warfen Flugzeuge anstelle von Warnzetteln Bomben auf die Flüchtlinge, die GIs eröffneten befehlsgemäß das Feuer, und Hunderte Zivilisten, hauptsächlich alte Männer, Frauen und Kinder, starben. Und das Massaker von No Gun Ri war kein Einzelfall. Zahllose weitere Flüchtlinge, behaupten US-Veteranen und koreanische Überlebende, wurden später in ähnlichen Situationen getötet.
zum vollständigen Bericht:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,427491,00.html