Alter Schwede!
Tja, es ist stets pfiffig, aus Verlinkungen zu flüchtigen externen Quellen (wie z. B. einer Vorstellung der nächsten Ausgabe eines Modellbau-Heftes) die wesentlichen Informationen in einem FF-Beitrag wiederzugeben - oder zu zitieren. Denn so vermeidet man auch, dass einige Forumskollegen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf
Bilder der beiden deutschen Meteor TT.20 warten - denn solche Bilder gibt es leider nicht. ;)
Ich versuche mal, die Geschichte zusammenzukratzen:
Flugzielschlepper
Die vier ehemaligen Armstrong Whitworth Meteor NF.11 der dänischen Luftwaffe, die zwischen 1962 und 1966 als zivil zugelassene Flugzielschlepper vom Untertyp Meteor TT Mk. 20 (registriert als SE-DCF, SE-DCG, SE-DCH und SE-DCI) in Schweden ihren „zivilen Ersatzdienst“ leisteten, blieben während ihrer Dienstzeit bei der
Svensk Flygtjänst AB weiterhin im Eigentum des dänischen Staates - auch dann noch, als sie sich bereits müde geschleppt hatten und im schwedischen Malmö eingelagert worden waren. Hier verbrachten unsere zwei Ziel- bzw. Hauptdarsteller die Zeit zwischen 1965 und 1968.
Wie überliefert wird, verkaufte die dänische Regierung im März 1969 schließlich diese beiden Meteor TT.20 (die
SE-DCF und die
SE-DCH) an den dänischen Flugzeughändler Kjeld Aage Mortensen. Von ihrem neuen Eigentümer wurden die Maschinen sogleich von Malmö ins dänische Billund und von dort aus über Köln ins belgische Gosselies geflogen, wo sie ab Mai 1969 herum standen.
Allwetterjäger für Biafra
Dass die Exportroute rein zufällig an diesem Produktionsstandort der niederländischen und belgischen Meteor-Lizenzbauten bei
Avions Fairey in Gosselies vorbei führte, darf bezweifelt werden. Vermutlich war hier eine technische Überholung der Maschinen geplant, wenn auch nicht gerade ein Wiedereinbau der Bordwaffen. So oder so war Belgien, insbesondere Antwerpen und Ostende, nicht nur während der Separationskriege in Biafra und Katanga eine Drehscheibe des internationalen Waffenhandels.
Ende Oktober 1969 soll der deutsche Flugzeughändler Herbert Berg für die
Flugzeug-Handelsgesellschaft mbH Karlsruhe (FHGK) aus Karlsruhe-Forchheim die Eintragung der beiden Maschinen ins deutsche Luftfahrtregister und zugleich ihre Überführung auf dem Luftweg von Malmö über Bremen, Karlsruhe und Bordeaux nach Lissabon beantragt und hierzu die Kennungen D-CAKU und D-CAKY reserviert haben.
Herr Berg soll mit einem Engländer namens Tony Osborne von der Firma
Target Towing Aircraft Ltd. über mehrere internationale Scheinfirmen (auch von Osbornes Frau) in Kontakt gestanden haben, und Osbornes einschlägige Geschäftsbeziehungen nach Biafra sollen zu dieser Zeit bereits bekannt gewesen sein.
Vorzeitiger Ruhestand
Nachdem US-Behörden das Luftfahrtbundesamt darüber in Kenntnis gesetzt hätten, dass die Registrierung der beiden Maschinen bereits in den USA versucht und wegen des Verdachts auf illegale Lieferung an Biafra abgelehnt worden sei, habe auch das LBA deren Zulassung verweigert.
Wahrscheinlich war die Deklaration der beiden Meteors als Zivilflugzeuge auch nicht so glaubwürdig wie die vieler anderer sog. ‚Dual-Use’-Luftfahrzeuge, die auf Umwegen an die Brandherde der Dritten Welt geliefert und unterwegs mit Bordwaffen nachgerüstet wurden.
So blieben die Maschinen mit ihren - nach zwei Jahren bereits arg verblichenen - schwedischen Zulassungen
SE-DCF und
SE-DCH bis 1982 im Freien auf dem Flugplatz Gosselies abgestellt.
Nach 13 Jahren an der frischen Luft waren die beiden Meteor TT.20 schließlich schrottreif und wurden an das Königliche Armeemuseum Brüssel abgegeben, das sie zunächst im Depot Tongerlo einlagerte. Da es im Brüsseler Museum bereits eine Meteor NF.11 gab, wurden die beiden TT.20 schließlich 1988 an den privaten Museumsbetreiber auf Schloss Savigny-lès-Beaune im französischen Burgund abgegeben, wo von der SE-DCH nur der inzwischen restaurierte Cockpitbereich überlebt hat, und wo die komplett erhaltene SE-DCF immer noch ihrer Restaurierung entgegen sieht.
Soulfreak schrieb:
PS, unter props ist dieses Thema doch falsch aufgehoben, oder?
Die Meteor TT.20 hat doch einen Propeller für den Generator an ihrer Schleppwinde! Ich nehme an, damit geht sie locker als Propellerflugzeug durch und passt super in diese Rubrik. :p
Gruß
Luftpirat
PS: Die RAF-Seriennummer der zweiten Maschine (AW5562) lautet korrekt WM395.