Moin!
"Die V-22 mit einem Projekt von vor über 50 Jahren vergleichen – was für ein Schmarrn", das war mein erster Gedanke. Aber nein, so ist es nicht!
Wenn man die technischen Daten anschaut, dann spielen die beiden ziemlich genau in der gleichen Liga. Leider finde ich für die Reichweite der DO-31 nur die pauschale Angabe "1200 km"; ist das die Überführungsreichweite ohne Nutzlast, oder die Reichweite mit den geforderten 5 Tonnen Last?
Der DGLR-Bericht 2000-01, "Die deutschen Senkrechtstart-Flugzeuge", enthält ein Nutzlast-Reichweiten Diagramm aus S. 211. (Tolles Buch, hab ich mal im Shop des Luftwaffen-Museums in Gatow geschossen.)
Die wichtigsten Eckpunkte (nicht ganz genau ... mangels Raster im Diagramm habe ich mit Augenmaß über die Schublehre gepeilt):
VTO-Start: 2350 kg Nutzlast - 170 km --> 0 kg Nutzlast - 900 km
STO-Start: 4900 kg Nutzlast - 430 km --> 1300 kg Nutzlast - 1300 km
CTO-Start: kg 5000 kg Nutzlast - 570 km --> 1700 kg Nutzlast - 1400 km
Bei STO und CTO sind das die Punkte für maximales Landegewicht (21800 kg) bzw. maximale interne Kraftstoffmenge (6030 kg).
Die Art der Landung ist leider nicht angegeben ... ich schätze, es ist zumindest bei STO/CTO auch eine konventionelle Landung, da das vorausgesetzte maximale Landegewicht über dem maximal zulässigen Senkrechtstartgewicht von 21000 kg liegt :-)
Die Do 31 in der damals entwickelten Form hat die Landeplätze durch die heißen, schnellen Abgasstrahlen stark strapaziert. Die Bodenerosion war sogar auf Betonplätzen ein Problem, auf hitzeempfindlichen Asphalt noch mehr, und auf Grasplätzen mußte man das Einsaugen von aufgewirbelten Erdbrocken befürchten. Man war zwar der Meinung, daß sich das beherrschen ließ, hat es aber aus Sicherheitsgründen nicht ausprobiert.
Eine weiterentwickelte Dornier Do 31 - es wurden unter den Bezeichnungen Do 131 und Do 231 tatsächlich solche Typen projektiert - wäre in Bezug auf die Bodenerosion und auch auf die extrem ausgeprägte Lärmentwicklung etwas günstiger gewesen, weil man die Verwendung von Fan-Triebwerken vorgesehen hatte, die den Schub eben mit einer größeren Menge kühlerer Luft bei niedrigerer Strahlgeschwindigkeit aufgebracht hätten.
Tschüs!
Henning (HoHun)