Man sollte doch einmal die Kirche im Dorf lassen...
Ob man bei einer Fusion mit deutschem Steuergeld in UK gleich ganze Industriestandorte subventionert, wie es @Rhönlerche hinterfragt oder ob EADS nicht besser beraten wäre, gleich das ganze Verteidigungsgeschäft zu veräußern, um dem Staatseinfluß zu entgehen, wie es @mhansi unterstellt... sind das wirklich ernsthafte Rückschlüsse, die man aus einer solchen Diskussion ziehen sollte?
Gilt denn das bisher strenge Festhalten am Prinzip "nox taxpayer money across border" überhaupt noch in dieser Form in Europa?
Die einfachste und beste Industriepolitik mittels staatlicher Aufträge erledige ich doch mittels Auftragsvergaben - was im Strassenbau übrigens jeder als "normal" ansieht... A400M ist ein Paradebeispiel für eine solche Industriepolitik - Auftragsvergabe an die Bestellnationen gemäß ihrer relativen Abnahmemenge. Vergabe des Triebwerks an ein europäisches Konsortium zur Erlangung der entsprechenden Fähigkeiten im jeweiligen "Inland" und nicht anderswo... Bringt zwar Komplexität und Reibungsverluste mit sich, aber funktioniert!
Wir haben doch längst unsere industriellen L+RF-Kompetenzen in Europa aufgeteilt, Airbus hat es mit den nationalen Schwerpunkten (vereinfacht: UK Flügel, DEU Rumpf, FRA Cockpit, FMS, SPA Höhenleitwerk) vorgemacht; auch bei anderen milit. Produkten wie Eurofighter und Tornado verfolgen wir eine solche workshare-Aufteilung.
Und damit fliesst auch, um beim obigen Beispiel zu bleiben, britisches Geld des Eurofighters an deutsche Standorte...
Anstatt immer alles ängstlich zu sehen, sollte man versuchen, die positiven Seiten zu sehen - vor allem die weitaus globalere Aufstellung im Verteidigungsbereich, was eine größere "Kundenbasis" mit entsprechendem Zugang darstellt. Dazu die mögliche Abfederung der Zyklen in der Zivilluftfahrt durch kontinuierliches Regierungsgeschäft. Ob man dann wirklich wettbewerbsfähig ist oder wird, hängt von der Ausgestaltung der Kostenstrukturen und Kompetenzzentren ab. Grundsätzlich sollte dabei aber auch gelten, was derzeit stark ist, bleibt auch stark oder wird gar noch gestärkt.
Rein national gesehen, bliebe ohne Regierungsaufträge das heute bereits schwache Segment kurz- bis mittelfristig in seiner Existenz gefährdet, d.h. hier würden als erstes betriebswirtschaftliche Maßnahmen greifen müssen, bis hin zu Betriebsschließungen. Warum wohl haben viele, früher rein wehrtechnisch ausgerichtete Zulieferer nicht nur in Deutschland versucht, ihr Produktportfolio umzubauen und ins Zivilgeschäft oder andere Bereiche hin zu erweitern? Weil sie alleine in dem begrenzten nationalen Rüstungsmarkt nicht wettbewerbsfähig bleiben konnten. Keine Aufträge - keine Kekse!
Und warum bitte sollten britische Standorte per se wettbewerbsfähiger sein als deutsche? Wobei auch hier gewisse Rahmenbedingungen politisch gesetzt werden, was mich schlussendlich wieder zurückführt zumThema "politische Einflussnahme". Ja gerne doch, im Setzen der äußeren Rahmenbedingungen, wie Gewerbesteuern, Infarstrukturanbindung, andere Maßnahmen... und auch im Rahmen der Auftragsvergabe mit entsprechend angemessener Forderungen der Beteiligung deutscher UNternehmen... aber bitte doch nicht im Sinne unternehmerischer Entscheidungen, wer nun gerade neuer CEO eines Unternehmens werden solle oder direkte Einflußnahme bei größeren betriebswirtschaftlich nötigen Investitionsentscheidungen - wie es derzeit leider immer noch bei EADS (z.B. durch FRA) geschieht...
Wenn man seinerzeit nicht die Visionen und den europäischen Mut zu Airbus gehabt hätte, stünden wir heute in der europäischen L+RF Industrie viel schlechter da, übrigens auch bei den vielen hunderten Zulieferern und Ausrüstern... Ähnliches gilt für die Gründung der DASA und später der EADS, die auch zu einer weiteren Konsolidierung und Stärkung der heimischen Luftfahrtindustrie geführt hat. Ohne diese Konsolidierungen würde es doch die Werke der Firmen wie MBB, Dornier und weitere große nationalen Unternehmen längst nicht mehr geben!
Insofern ist EADS/BAeSystems doch nur der nächste logische Schritt zur weiteren Stärkung unserer europäischen - und damit auch nationalen - Interessen...
So long
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