Tag 2
Tag 2: Der zweite Tag beginnt so gegen 5:15 Uhr. Dann heißt es ab zum Frühstück von 5:45 bis 6:15. Hier sollte man ausreichend essen damit man fit für die Tests ist. Die Prüfungen beginnen um 6:15 und hierbei sollte man ein Soldatensprichwort im Kopf behalten: "5 Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten Pünktlichkeit." Ein bisschen früher an jeder Station ist besser als einmal nachzuzügeln.
Der erste Test ist ein Aufsatz. Es gibt Gruppe A und B. Jede Gruppe kann zwischen zwei Themen wählen. Man hat 30 Minuten Zeit um die Begriffe zu definieren, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu untersuchen und dann eine Schlussfolgerung zu ziehen. Hierbei kommt es auf Die Grammatik, Rechtschreibung, Formulierung und auch die Schrift an. Denkt deshalb daran lesbar zu schreiben.
Der Ablauf danach ist bei jedem Bewerber unterschiedlich. Einige gehen zum Arzt, die Anwärter für den Fliegerischen Dienst gehen zum Fliegertest und die Mediziner zum Sanitest.
Da ich mich für den Fliegerischen Dienst beworben hatte kann ich hier nur auf den Fliegertest eingehen. Er bestand darin sich eine Strecke mit mehreren Wegpunkten 3 Sekunden anzuschauen und dann aus dem Gedächtnis möglichst präzise nachzuzeichnen.
Danach gabs noch einen Test, der das technische Verständnis prüft. Fragen zur Mechanik, Elektronik, etc.
Wer hier schnell genug war durfte im Anschluss noch gleich den "Psychotest" machen.
Dieser bestand im Grunde aus einigen Fragen zu politischen Ansichten und Alkohol und Drogenkonsum. Hier kommen einige Fragen in leicht abgeänderter Form doppelt. Es empfiehlt sich daher nicht nur hier sondern im gesamten Prüfungsablauf offen und ehrlich zu sein, da bei diesem Test abweichende Antwortet registriert werden.
Nach dem Psychotest ging es für mich zum Arzt. Im Prinzip nochmal das gleiche was bei der Musterung auch schon überprüft wurde. Fragen zu Erbkrankheiten, Allergien, früheren Krankheiten, Knochenbrüchen, etc.
Danach ging es bei mir jetzt wie bei allen anderen Bewerbern mit der Gruppendiskussion weiter. Hierbei wird man in 4er Gruppen eingeteilt und muss anschließend gewisse Szenarien diskutieren und zu einer Lösung kommen. Der zeitliche Rahmen der dabei gegeben ist reicht voll und ganz aus. Als Beobachter waren bei mir 2 Offiziere anwesend, es kann aber auch noch ein Psychologe hinzukommen. Nach 2 Gruppenaufgaben kommt dann der Vortrag. Dafür hat man etwa 15 Minuten Vorbereitungszeit und trägt dann bis zu 5 Minuten vor. Keine Sorge wenn ihr nur 2 Minuten braucht , es kommt vor Allem darauf an dass ihr alle Informationen rüberbringt. Wichtig ist allerdings auch die Körperhaltung. Einer aus meiner Gruppe hatte während der Gruppendiskussion die Arme verschränkt und das wurde im später im Interview als Arroganz unterstellt.
Danach gibt es erst mal Mittagessen. Hier kann man sich dann mit seinen Mitbewerbern über den bisherigen Ablauf unterhalten und eventuell Kontakt zu Bewerbern haben, die schon weiter sind und einem Details zu den noch folgenden Tests geben können.
Für mich folgte jetzt noch der gefürchtete Mathe Test. Dieser ist neben den Schulnoten ausschlaggebend für die Studienwünsche der Bewerber. Der Test dauert etwa 30-40 Minuten und besteht aus 60 Aufgaben aus verschiedenen Teilgebieten der Mathematik. Keine Sorge diese Tests sind meist so ausgelegt, dass man sie in der vorgegeben Zeit nicht vollständig lösen kann. Also einfach nicht unter Druck setzen lassen und einfach in Ruhe sein Ding durchziehen. Vom Inhalt her war von relativ leichten Geometrieaufgaben bis hin zu e-Funktionen und Integralrechnungen Alles dabei.
Danach ging es zum ebenfalls gefürchteten Interview, bei dem man mit seinen Ergebnissen konfrontiert wird und gegebenenfalls die Offizierseignung erhält. Achtung: Dies ist noch keine Zusage! Es bedeutet lediglich, dass man tauglich ist. Je nachdem wie gut man hier ist bekommt man dann später eine Direktzusage, eine alternative Verwendung oder man bekommt einen Platz auf der Warteliste.
Es besteht aber absolut kein Grund hiervor Angst zu haben. Man spricht hier in der Regel mit den beiden Offizieren, (eventuell auch zusätzlich mit einem Psychologen) die auch die Gruppendiskussion bewertet haben. Im Grunde steht die Entscheidung über die Tauglichkeit schon durch die vorhergegangen Tests fest, jedoch wird durch das Gespräch das Ergebnis noch bestätigt. Eventuell folgen Fragen zu aktuellen Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Fragen zum gewünschten Beruf, Fragen zu Angaben im Lebenslauf (bei mir Fragen zum Vater). Einige Mitbewerber berichteten von provokativen Fragen. Falls sowas passieren sein sollte, einfach ruhig bleiben sich nicht verunsichern lassen und auf keinen Fall aggressiv werden. Eventuell werden auch Fragen über die Beweggründe für die Bewerbung bei der Bundeswehr gestellt und ob man sich mit dem Thema Auslandseinsatz befasst hat. Ob man in einen Auslandseinsatz gehen würde., ob man Probleme mit dem Beruf des Offiziers sieht oder was man für die Ideale eines Soldaten hält.
Bei mir wurden keine aggressiven Fragen gestellt, ich wurde auch nicht beleidigt oder irgendwie in die Ecke gedrängt. Jedoch wurde einige meiner Antwortet kritisch hinterfragt, oder bei Fachbegriffen wie BO41 um eine Definition gebeten. Generell ist wichtig: Man studiert nicht um später einen Haufen Kohle zu machen, man will nicht Pilot werden um den ganzen Tag zu fliegen. Man will Verantwortung übernehmen, Untergeben führen und ausbilden. Am besten macht man sich im Voraus Gedanken dazu was man auf solche Standardfragen antworten kann. Flexibilität wird bei der Bundeswehr groß geschrieben. Im Vordergrund steht nicht was man gern machen würde, sondern was die Bundeswehr gerade braucht. Hier muss man Flexibilität beweisen. Auf ein spezielles Flugzeugmuster kann man sich sowieso nicht festlegen, da sich das erst in Phase II herausstellt.
Mit dem Interview war der zweite Tag auch schon so gut wie vorbei. Es folgte am Abend nur noch eine Information bezüglich der Studieneignung und des Einplanungsgesprächs am nächsten Tag.
Ich bin an diesem Abend noch mit meinen Stubenkameraden in Köln feiern gegangen, allerdings sollte man nicht allzu locker mit dem Konsum gewissen Getränke umgehen und auch wieder früh heimfahren, denn am nächsten Tag steht noch der Sporttest an.