AW: Erfolgreichstes Jagdflugzeug der Welt !?
Was denn jetzt?
Die Bf 109 basierte weder auf einem Rennmuster (die Me 209 V1 flog erst, als die 109 schon in Spanien erfolgreich war),noch auf dem Reisemuster Bf 108.
Als der Entwicklungsauftrag für die 109 gegeben wurde, war die 108 noch gar nicht geflogen. Sicher hat die Erfahrung mit der 108 später bei der 109 geholfen, aber dass diese auf dem "Reisemuster" basiert, wird zwar oft wiederholt, wird dadurch aber nicht richtiger.
Die ersten 108 hatten statt Querrudern noch Spoiler, für ein Jagdflugzeug damals ein "No-Go"
Die 109 basiert strukturell sehr stark auf der 108. Die Spitfire ist auch keine direkte Weiterentwicklung der Supermarine-Rennflugzeuge, aber die bei den Rennflugzeugen gemachten Erfahrungen flossen mit ein.
Sowohl Spit, als auch 109 sollten die höchstmögliche Horizontalgeschwindigkeit erreichen. Alles andere war erst einmal sekundär (=> Rennflugzeuge). Das bessere Wachstumspotential der Spit kam durch die niedrigere Flächenbelastung. Dass die 109 keine Bombenschlösser unter den Flächen tragen konnte, war ein weiteres Manko - die Spit war da etwas flexibler.
Verglichen mit Flugzeugen wie Fw 190, P-38, P-47, P-51, Typhoon/ Tempest, Hellcat und Corsair waren die 109/ Spit in der zweiten Kriegshälfte nur noch schmückendes Beiwerk. Beide wurden gebaut, da sie bereits in der Fertigung waren, und quantitativ dringend an der Front gebraucht wurden.
Nun gut, aber deswegen gleich von 'bescheuert' und 'von Sinnen sein' zu schreiben, scheint mir doch arg übertrieben.
Es war das RLM, das z.B. auf die glorreiche Idee kam, dass ein viermotoriger Bomber sturzkampffähig sein müsste, und dass Sturzangriffe der Weisheit letzter Schluss wären. Von "Erleuchtung" kann man da mMn. auch nicht sprechen
Es wurden ein Haufen Ressourcen dafür verschwendet, mittelgroße Kampfflugzeuge in diese Rolle zu quetschen, die von ordentlichen Einmot-/ Zweimotjägern ebenso gut (eher besser) hätten erfüllt werden können.
Gegen Kriegsende konnte eine Corsair die gleiche Bombenlast ins Ziel bringen, die eine Ju 88 zu Beginn des Kriegs. Andere westalliierte Jäger waren ähnlich leistungsfähig.
Es ist ja nicht so, dass die dt. Luftrüstung zu blöd gewesen wäre, ein Flugzeug zu bauen, das der Mosquito ebenbürtig gewesen wäre - man hatte nur offensichtlich kein Interesse daran. Natürlich spielt da der Klüngel zwischen Rüstungsindustrie und RLM eine ordentliche Rolle, aber den gabs auch bei den Alliierten.
Bleibt als Gegenprobe nur die Frage, "hätten die deutschen Piloten diese Abschuss-Erfolge auch mit der Spitfire gegen die Briten mit der 109 erzielen können?! Ich vermute ein Galland hätte das mit "ja" beantwortet.
Dein letzte Satz trifft die damalige Entwicklung recht gut. Der Prototyp der 190 als Nachfolger der 109 hatte seinen Erstflug am 1. Juni 1939 und sollte ab 1941 die 109 ablösen. Die Deutschen kannten die eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeit ihrer 109 durchaus, die auf eine schnelle und billige Massenfertigung im Vergleich zur Spitfire ausgelegt war und niemand hatte schon vergessen, das die erste 109 noch einen Rolls Royce Motor hatte. Der von der Propaganda geschürte Mythos der 109 der ersten Kriegsjahre half den Alliierten auch die eigenen Versäumnisse und Defizite zu kaschieren.
Wer 1940 welches Muster flog, ist zweitrangig, denn nicht die Spit oder 109 entschieden den Ausgang des BoB, sondern die unzulängliche dt. Taktik und Ausrüstung für diesen Konflikt.
Begleitjäger hatten nicht die Möglichkeit, die Luftüberlegenheit zu erringen, da sie zu geringe Treibstoffreserven hatten - das traf auf die 109 gleichermaßen zu, wie auf die Spit. Daraus resultierte auch eine zu geringe Penetrationstiefe für Jaboangriffe.
Die Jagdwaffe flog zwar in Verbänden, die maximale Flexibilität ermöglichten (Rotte/ Schwarm) und stark auf große Kampfgeschwindigkeiten (Kampf in der Vertikalen) setzte, aber die Kosequenzen für die Sturzkampfbomberflotte - sollte mal ein Gegner die gleiche Taktik anwenden - wurde nicht erkannt.
Der "Zerstörer" erwies sich als Fehlentwicklung (obwohl die Fw 157 vielversprechend gewesen wäre). Dass es sehr gute zweimotorige Jäger gab, bewiesen Lightning und (in wesentlich geringerem Umfang) Whirlwind.
Mit mittelschweren Bombern (die allesamt recht bescheidene Abwehrbewaffnungen hatten) ohne nennenswerten Begleitschutz ein Land zur Aufgabe zu Bomben konnte nicht funktionieren - das hat nicht einmal die an Material und Personal wesentlich mächtigere 8th AF geschafft.
Die 190 war der richtige Schritt, aber auch sie war zu klein und bekam nicht die nötige Entwicklungsunterstützung, die frühzeitig die Defizite in der Höhenleistung hätten abstellen können.