Danke für die Details, Peter. Klar, das Radar vom Fluglotsen ist kein Wetterradar, sondern zeigt nur die im Gebiet herumfliegenden Flugzeuge und die Sektoren.
Ich möchte hierzu bisserl was einwerfen:
1. Towerlotsen haben in der Regeln nicht auch noch Lizenzen zur Durchfürung von Approach oder Departure, d.h. die Genehmigung herkömmliche Sektorkontrolle durchzufüren. Ich habe überdies noch nie in der Praxis erlebt, dass Towerlotsen Sektrokontrollen übernehmen. Normalerweise werden z.B. nachts mehrere Sektoren zusammengefasst, die Gebiete eines Lotsen (bzw. zweier Lotsen) vergrößert. Dies betrifft jedoch Sektorlotsen und keine Towerlotsen. Towerlotsen sind zwar keine Meteorologen, aber sie haben im Gegensatz zu Radarlotsen in den meisten Fällen einen "Wetterschein", da sie an vielen Flughäfen die keinen eigenen Meteorologen haben, das Wetter "machen" müssen. Auch hier kennen wir die Verhältnisse in Beirut nicht, weshalb ich nicht pauschal sagen möchte, dass die dortigen Towerlotsen keinen Schimmer vom Wetter haben!
Entsprechende Mutmaßungen gegenüber den Verhältnissen in Beirut, die wir nicht kennen, sehe ich deshalb skeptisch.
2. ATC Radar kann
sehr wohl nicht nur Sekundärziele wie Flugzeuge anzeigen. Grundsätzlich bestehen bei den meisten Systemen auch Möglichkeiten zur Anzeige von Niederschlägen. Diese Daten werden je nach verwendeter Software jedoch herausgefiltert. In den USA ist es an der Tagesordnung, dass ATC
sehr präzise über Niederschlagsgebiete ab
"moderate Rain" informiert.
Auch in Deutschland würden diese Möglichkeiten bestehen, jedoch verwendet die DFS eine Softwareversion die keine genaue Auswertung dieser Daten zulässt, also
sehr grob abstuft. Laut Aussagen von befreundeten Lotsen wird deshalb in Deutschland meistens keine Info über Niederschläge gegeben, weil es für den Lotsen schwer zu ersehen ist um welche Niederschlagsstärke es sich handelt. Dies ist in anderen Ländern anders. Solange wir nicht wissen, welche Systeme/ Softwarefilter im Libanon im Einsatz sind, können Spekulationen darüber, was der Lotse erkennen kann und was nicht, nur Spekulationen bleiben.
PS: Warum ich von Niederschlag spreche obwohl vom Niederschlag selten ein Flieger "runterfällt": Weil Niederschlag auch mit Gewittern in Zusammenhang stehen kann, bzw. vice versa.
PPS: Auch eine B738 verfügt über ein sehr gut auflösendes Wetteradar mit diversen Funktionen wie Profilanzeige der Gewitterwolken etc. etc. Die Crew wäre also natürlich nicht von bodengestützten Wetterdaten abhängig gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand absichtlich in rote oder lilane Gebiete einfliegt.