AW: Einige Informationen zur F-35 Lightning II und vieles andere drumrum
Die F-16 hatte nichts mit der MiG-21 zu tun - "Leichtjäger" gab es in den USA schon länger, nämlich in Form der F-104*, die seinerzeit nicht en Vogue war. Ein paar Generalstabler haben sich dann zusammengerauft, und so lange Krawall gemacht, bis endlich ein entsprechendes Programm (gestützt durch Erfahrungen aus SEA) aus dem Boden gestampft wurde.
Habe jetzt auch nochmal etwas quer gelesen im Internet.
Die Aussage die F16 würde auch auf der Mig21 gründen kam aus einer älteren Reportage. Die genaue Quelle kann ich nicht nennen aber alzu sehr ist diese Reportage nicht ins Detail gegangen.
Wie dem auch sei, ich habe auch nie sagen wollen die F16 sei eine Kopie oder Antwort auf die Mig21. Was die Reportage aussagte und was nun auch im Internet nochmal gelesen habe bezog sich mehr auf die Rüstungsplanung und Flugzeugkonzeptionierung.
F104, Mig21 und F4 sind ja etwa zur gleichen Zeit eingefürt worden.
Dabei beruhte die F104 in ihrer Auslegung unter anderem auf den Erfahrungen im Korea Krieg. D.h. ein kleines einfaches aber leistungsfähiges Flugzeug. Zudem bekam die F104 eine für seine Zeit hochentwickelte Sensorik.
Die F4 dagegen war ein grosses, teures und sehr komplexes Waffensystem das primär für den erwarteten Luftkampf mit Lenkwaffen auf grössere Distanz gedacht war.
Die Mig21 war ähnlich der F104 aber mit weniger ausgeprägter Sensorik (typisch sovietisch durch Bodenkontrolle geführt) aber dafür mit den besseren Flugleistungen und sehr günstig in der Anschafung.
Vergleicht man die Auslegungsphilosophie von USA und Soviet Union so ist offensichtlich, dass die Soviets eher auf Masse und die USA eher auf Qualität gesetzt haben. Das gilt vor allem in Hinsicht auf die elektronischen Neuerungen im Bereich der Avionik zu. Schon damals gingen die USA primär vom BVR aus. Beide, Amis und Soviets gingen aber fälschlicherweise von Luftkämpfen in grosser Höhe und extremen Geschwindigkeiten aus. Daher die Aussergewöhnlichen Flugleistungen der damaligen Maschinen.
Den Erfahrungen aus dem Vietnam Krieg zeigten Fehler in den Analysen auf beiden Seiten auf. Die USA mussten erkennen, dass die F104 nicht in jeder Situation mit der Mig 21 mithalten kann und das die F4 mit ihrer BVR Auslegung und ihrem hohen Preis nicht so gut abgeschnitten hat wie erwartet.
Unter anderem diese Erfahrungen führten zum LWF oder haben dieses zumindest erheblich beeinflusst. Heraus kam die F16, das vielleicht erfolgreichste und effektivste Kampfflugzeug der westlichen Welt.
Hier möchte ich im Hinblick auf die F35 um die es eigentlich gehen sollte ein typisches Verhalten Aufzeigen.
Wenn man die Rüstungsbestrebungen in Zeiten kurz vor, während oder nach einer Kampfhandlung mit denen aus Zeiten ohne direkte Bedrohung bzw. in Friedenszeiten vergleicht fällt ein Unterschid auf.
Während in Friedenszeiten immer ein Bestreben vorherrscht die Grösse einer Armee zu beschränken gibt es gleichzeitig einen Trend hin zu höherer Komplexität und Leistungsfähigkeit.
Dies kann zum einen daran liegen, dass eine Armee im Falle der Reduzierung dann wenigstens das Beste haben will oder aber es liegt daran, dass im Frieden immer die Zeit der Analysten und Forscher angebrochen ist denen keine Erfahrung entgegengesetzt werden kann. Ich glaube beides trifft zu.
Dagegen ändert sich das in Kriegszeiten relativ schnell. Dann ist eine Armee immer darauf bedacht die Komplexität zu reduzieren und dafür die Stückzahlen zu erhöhen und die logistischen Aspekte stärker zu gewichten. Ausserdem wird die Nützlichkeit von Innovationen in taktischer und strategischer Hinsicht stärker hinterfragt. Im wirklichen Kampf zeigt sich ebend was funktioniert und was nicht.
Dieses Verhalten zieht sich durch die Geschichte wie ein rotes Band. Aktuell haben wir keine echte Kriegsbedrohung mehr und überall schiessen hochkomplexe und teure Waffensysteme in geringer Stückzahl aus dem Boden. Am stärksten ist dieser Effekt bei Ländern zu beobachten die sich von der Kriegspraxis am weitesten entfernt haben. Gutes Beispiel hierfür ist die Bundeswehr. Nichts gegen die Soldaten und ihre Anstrengungen in den Auslandseinsätzen die sie leisten. Aber wenn die hoch kriegsaktive Bundeswehr mal ein Waffensystem beschafft muss es immer gleich das beste und modernste sein. Egal ob es die Xte Leo2 KWS, der Puma, die Hand voll Sachsen und Typ 212, der Tiger oder ebend unser Eurofighter.
Ja und die F35 geht auch voll in diese Richtung.
Ob diese Traumwaffen und ihre errechneten Taktiken in einem echten Krieg bestehen können? Nun ich denke die Analysen und Simulationen sind besser geworden als sie früher waren aber ich will hoffen unsere Waffen werden nie wirklich geprüft werden.
Wenn man den Erfolg eines Kampfflugzeugs an den Produktionszahlen festmachen will, sollte man dabei auch nicht außer Acht lassen, daß viele Staaten zur Zeit des kalten Kriegs gar keine andere Wahl hatten, als den vom großen Bruder Sowjetunion verordneten Standardflieger MiG-21 zu beschaffen, und Alternativen nicht zur Debatte standen. Eignung und Leistung (obwohl unzweifelhaft vorhanden) waren dabei nicht von Belang, da kein Wettbewerb stattfinden konnte/durfte. Das relativiert den großen Erfolg der MiG schon etwas...
Ja und nein. Zum einen lassen sich solche Waffensysteme nicht ohne weiteres bewerten selbst wenn man alle Messdaten hat da es ja am Ende mehr um die taktische Führung der Waffensystem geht als bloss um ihre Leistung. Die Bewertungs nach Verkaufszahlen kann lediglich ein Indiz für die grosse Beliebtheit und das Vertrauen sein.
Das im Kalten Krieg nicht wirklich ein offener Markt vorhanden war ist natürlich klar, galt aber für beide Seiten. Welches Ost Block Land hätte schon eine F4 von den Amerikanern verkauft bekommen und welcher Nato Staat hätte sich eine Mig21 Flotte zulegen dürfen?
Bei der Mig21 darf man aber nicht übersehen, wieviele "neutrale" Staaten sich dieses Flugzeug beschafft oder teilweise sogar selber produziert haben.
Die Mig21 war seiner Zeit ein Top Flugzeug und vielleicht das beste seiner Klasse und das zu einem relativ günstigen Preis. Sie hat ihre Limitierungen aber auch nach heutigen Massstäben sind die Leistungen dieses Flugzeuges bemerkenswert und seine Beliebtheit und Marktdurchdringung ist nicht so verwunderlich.