Eidner schrieb:
Wie ist dieser Satz zu verstehen?
Es handelt sich um Pressemeldungen und die Einfügungen (eckige Klammern) sind Zusammenfassungen aus Radio- und Fernsehberichten, da das Wort Folter im Moment etwas überstrapaziert wird (den Koran auf den Boden werfen ist sicher nicht nett, aber unter Folter verstehe ich etwas anderes).
Wenn mein Standpunkt hier im FF bis jetzt nicht klar genung zum Ausdruck gekommen ist: Ich bin gegen jede Form der Folter und Gewalt an Wehrlosen. Es ist mir dabei völlig egal ob der Ausübende sich hinter dem Manifest oder der UN oder der USA Armee versteckt. Die Begründung "einer muss es ja machen" ist inakzeptabel. Die Begründung "es ist zum Wohle der westlichen Demokratie" ist inakzeptabel.
Wieso 'Brutalisierung' in Gänsefüsschen? Massenhafte Ermordung politischer Gegner ist nicht brutal genug? Und "Fehler" ist dabei nicht das Wort der Wahl. Es ist mir unverständlich, dass Menschenrechtsverletzungen nicht informativ aufgezeigt werden dürfen, nur weil indirekt Amerikaner darin verstrickt sind. Ja, dass die einstigen Unterdrückten heute das Gleiche tun wie die Gestürzten, ist das Ergebnis des Amerikanischen Einmarsches, der ein militärisches aber kein politisches Konzept hatte.
Was meinst Du mit UNS? Mir ist die Menschenrechtslage nirgendwo gleichgültig, (gegen solche Unterstellungen verwahre ich mich ausdrücklich) ich kann nur wenig dagegen tun. Die Morde unter der Regierung S. Hussein sind nicht schlimmer und nicht besser als die unter Britischer und Amerikanischer Aufsicht.
Im Moment sieht es so aus, dass EINE harte Diktatur für den Irak mit seinen vielen Machtkämpfen die einzige Lösung ist. Hoffentlich gewinnen die am wenigsten brutalen Kräfte, wer immer die auch sein mögen.
Ich sehe nur den Tunnel am Ende des Lichts.
Oder mit Dante: "Hier lasset alle Hoffnung fahren."
Um die Situation nicht zu verschärfen, will ich konkrekter werden.
Zu Punkt eins der Kriegsgründe sind wir uns einig.
Bei Punkt zwei divergieren wir.
Da gibt es keine eindeutige Antwort sondern nur '....' (?!) und das dürfte seine Gründe haben.
Über die politischen Fehler der USA zum und im Irak möchte ich mich nicht näher äußern. Die USA zahlen für ihre Fehler täglich mit Blut und Geld. Die US-Bürger hatten die Gelegenheit die jetzige Administration abzuwählen. Es hat leider nicht geklappt, doch nach dieser Amtsperiode muß sie gehen, weil keine Wiederwahl mehr möglich ist. Für Saddam haben sich diese Fragen nie gestellt.
Der heutige Nationalstaat Irak ist ein Ergebnis britischer Interessenpolitik nach dem Ende des ersten Weltkrieges. Unterschiedliche Stämme und Interessengruppen fanden sich dort zwangsvereint wieder.
Der Interessenausgleich zwischen den Gruppierungen fand durch die Aufteilung der Pfründe oder Repression statt. Gewaltsame und blutige Machtwechsel waren im Irak keine Ausnahme. Saddam war jedoch der erste, der mit angepaßten stalinistischen Methoden und einer Hausmacht diesem Lande seinen Willen aufzwang. Die Iraker hatten nie demokratische Verhältnisse kennengelernt, dafür jedoch tägliche Gewalt und Willkühr zu fast allen Zeiten.
Deshalb - "Brutalisierung" - (hier nicht als aktuelle Entwicklung zu sehen!), sondern ein Element der dortigen Gesellschaft und des täglichen Lebens, schon lange vor den Auseinandersetzungen mit den USA. Auf diese Gefahren hatte Peter Scholl-Latour zuvor ausgiebig hingewiesen. Im Irak waren nie demokratische Tugenden und Menschenrechte gefragt. Das Überleben dort und die Durchsetzung eigener Interessen verlangte andere Eigenschaften. Die Solidarität galt nur der eigenen Sippe. Der Staat war nur Repressionmacht oder Versorgungsinstitution, je nach Stellung zur herrschenden Gruppe.
Wäre man zynisch, dann könnte man raten, die Iraker hätten halt ihren eignen gesellschaftlichen Wandel erzwingen müssen. Für die Europäer und auch die USA wäre es sicher günstiger gewesen, den Boykott des Irak einzustellen. Um seine Schuldenlast zu drücken und die inneren Spannungen nicht zu groß werden zu lassen, wäre der Irak unter Saddam gezwungen gewesen, jegliche Fördermöglichkeit und Export auszuschöpfen. Auch Menschenrechtler müssen zugeben, dass dies Saddam sicher geschafft hätte. Auch die Kindersterblichkeit im damaligen Irak wäre sicher zurückgegangen, weil Saddam schon mehr Paläste hatte, als er jemals "sinnvoll" nutzen konnte.
Die Amerikaner und ihre irakischen Helfer schaffen es noch nicht einmal die Vorkriegsproduktion zu erreichen und auch zu sichern, was den USA jeden Monat Milliardenkosten beschert. Der Irak unter Saddam hatte doch Förderkonzessionen in Milliardenhöhe an internationale Konsortien vergeben. Diese Gelder fließen ja nun nicht mehr und die Steuerzahler vieler Staaten durften den größten Teil der irakischen Staatsschulden übernehmen, um dem Lande eine eigenständige,wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Den meisten Irakern war und ist ja nicht bewußt, daß schon unter Saddam der größte Teil der Staatseinahmen aus der Ölförderung für Jahrzehnte verpfändet war. Als "Zyniker" würde ich nur zu gerne die "Geschichtsuhr" in diesem Falle um einige Jahre zurückdrehen. Als Realist und Optimist kann ich den Amerikanern und allen Beteiligten nur wünschen, das wenigstens ein kleiner Teil der angestrebten Veränderungen dort noch Realität werde. Ansonsten müßte ich auch den sofortigen Rückzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan fordern. (Entwicklungsmöglichkeit und Kosten im Sinn.)
"Die Morde unter der Regierung S. Hussein sind nicht schlimmer und nicht besser als die unter Britischer und Amerikanischer Aufsicht."
Der letzte Satz entlarvt dich. Es gibt natürlich keine Rechtfertigung für Morde.
Die Iraker sind inzwischen wieder ein souveräner Staat mit einer gewählten Regierung und Verfassung. Es sind die irakischen Staatsbürger, die auf die Einhaltung der Menschenrechte achten müssen. Scheinbar können die das noch weniger als die Amerikaner, was einen Kenner der dortigen Situation und Geschichte nicht überrascht?! Menschenrechtsorganisationen ziehen es natürlich vor sich über die dortige Situation mit den Amerikanern auseinander zu setzen, als unter dem Einsatz des eigenen Leben die Bewohner vor Ort (z.B. Bagdad) über Demokratie und Menschenrechte auf zu klären
Die Situation der GI im Lande wird wird im folgenden Beitrag von 'mcnoch' sehr gut beschrieben. Hier sind wir uns einig, wenn ich Deinen Kommentar dazu richtig deute.