Das ist eben genau der Punkt. Die Sache mit der Doku gaukelt Objektivität nur vor. Was meinst Du, wie leicht es ist, den Schiedsrichtern vermeintliche "Beweisfotos" für ein falsch detailiertes Modell vorzulegen?
Keine Frage, nur unterstelle ich jedem Teilnehmer an einem Wettbewerb zunächst einmal ehrliche Absichten.
Und genau wie ich haben sich wohl auch die meisten anderen gefragt, wozu sie sich diesen ganzen bierernsten Stress dann überhaupt antun sollen.
Das liegt m.E. an jedem selber, wie ernst er es nimmt.
Klar wäre es schön, wenn sich die Quote der Fehlbewertungen auf 0 senken ließe. Das geht aber nun mal nicht. Also muss man sich entscheiden, was unserem Hobby auf Dauer eher dienlich ist: ein (m. E. über-) kompliziertes Regelwerk, das hilft, die Elite von sehr guten Modellbauern zu unterscheiden oder Wettbewerbe mit vielen Teilnehmern.
Fehlbewertungen lassen sich nicht ausschließen, richtig. Um diese einzuschränken, bewerten auch mehrere Schiedsrichter, wobei dann jeweils die höchste und niedrigste Wertung gestrichen wird.
Der zweite Punkt ist allerdings bei der momentan weit verbreiteten Vorstellung über Wettbewerbe im Allgemeinen in der Tat etwas kritisch. Es muß in einem Wettbewerb möglich sein, sowohl Spitzenmodelle unterscheiden zu können und damit eine eindeutige Platzierung zu finden, als auch die Attraktivität eines Wettbewerbes dahingehend zu gestalten, dass das Teilehmerfeld möglichst groß ist. Also entweder man macht zwei Wettbewerbe, was ganz schön aufwändig wäre, aber schon praktiziert wurde. Oder man führt so etwas wie Nachwuchsklassen ein - was aber faktisch ebenfalls Aufwand ähnlich einem zweiten Wettbewerb bedeuten würde. Die Alternative ist, man führt nur diesen einen Wettbewerb durch.
Vielleicht sollte man auch mal versuchen, einen Wettbewerb anders zu betrachten. Mal ein Beispiel ... bei Volkssportmarathonläufen ist für die überwiegende Anzahl der Teilnehmer die eigene erzielte Zeit das Maß. Von einer Platzierung unter den ersten zehn wird kaum einer ausgehen. Jetzt nehmen wir diesen schon beinahe olympischen Gedanken und packen ihn zum diskutierten Regelwerk.
Ein Szenario: Ein "Jungbastler" stellt im zarten Alter von 35 Jahren fest, das Scale Modelling ein äußerst interessanter Zeitvertreib wäre. Als Kind hat er sowas schon mal gemacht (hört man immer wieder). Er kauft sich also einen Kit und fängt an. Durch's Web bekommt er eine Ahnung davon, in welche Richtung die Reise geht. Nach vielleicht einem Jahr nimmt er eines seiner Modelle, legt die Bauanleitung dazu, geht zu einer Ausstellung - nimmt am Wettbewerb teil und bekommt (fiktiv) 15 Punkte. Durch die Gespräche ist er motiviert für ein nächstes Projekt und fängt an. "Aber dieses Mal mache ich es richtig." - (an diesem Punkt stand jeder von uns irgendwann). Er findet in einer monatlich erscheinenden Fliegerzeitschrift ein richtig schönes Foto von z.B einem Tornado. Die Zeitung wird gekauft und weil daneben gerade ein Spielzeugladen ist, gleich der Tornado im Modell mitgenommen. Im nächsten Jahr, wieder auf der Ausstellung, ist neben der Bauanleitung auch ein Foto vom Orignal dabei (als Kopie oder ausgeschnitten/aufgeklebt) - aus der gekauften Zeitung. Auf einem Zettel steht, dass es sich im Original um einen Tornado vom JaBoG soundso handelt. Die Farben sind von XXX und die Abziehbilder aus der Kiste. Damit nimmt er wieder an einem Wettbewerb teil und bekommt (fiktiv) 26 Punkte. Er hat sich also verbessert, und ist mit Sicherheit mächtig stolz. Das Jahr darauf sind bei einem weiteren Modell vielleicht Resin-Schleudersitze dabei, und ein Foto von diesen, welches er im Internet gefunden hat.
Was ist daran jetzt bierernst oder elitezüchtend? Wie weit jetzt der Ehrgeiz eines jeden Einzelnen geht, ist ganz allein seine Entscheidung. Das beeinflußt doch aber nicht die Einstellung eines Anderen oder dessen erreichte Bestleistung (in Punkten). Die ausschließlichen Pokaljäger (steht für übertriebenen Ehrgeiz) werden m.E. nach immer die Ausnahmen bleiben, da es sich um Freizeitbeschäftigung handelt!
Wer sagt denn, das die im Regelwerk verankerten Dinge 100% erfüllt werden müssen, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Lest es doch mal so: wenn alle aufgelisteten Forderungen erfüllt sind, gibt es die Höchstpunktzahl. Frage an die Schiedsrichter: Gab es das schon einmal? :D Ich denke nicht!
Was ich echt nicht verstehe, wiso gerade die Kritiker die in den meisten Fällen ebenfalls Vorbildnähe zum Ziel haben, sich derart schwer mit dem Regelwerk tun.
Umso unverständlicher wird es mir gerade angesichts der gestern gesehenen Doku, wo wir doch mal einen kleinen Blick in das Schaffen von fightingfalcon werfen durften. An dieser Stelle muß ich auch mal einen Dank an den PMC Saar loswerden, die Doku gestern fand ich richtig gut
Im Kern wollen Gegner und Befürworter eigentlich das Selbe - die Attraktivität des Hobbys steigern und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit korrigieren - weil ganz offensichtlich der momentane Zustand unbefridiegend ist. Also muß eine wie auch immer geartete Entwicklung her. Das Einfachste scheint mir daher im Moment zu sein, mal das in ein Regelwerk zu giessen, was sowiso alle machen - nämlich (ja, ich sage es schon wieder, tschuldigung) ein Modell einem Vorbild den eigenen Fähigkeiten/Fertigkeiten entsprechend nachzubilden, und zwar so gut wie möglich ... wer macht es anders? Ich sehe da beim besten Willen keine Diskrepanz zum diskutierten Regelwerk.