akatombo
Flieger-Ass
Fokker Dreidecker
oder
Als die Oma vom Westbesuch zurückkam
Eine kleine Hommage an Revell
oder
Als die Oma vom Westbesuch zurückkam
Eine kleine Hommage an Revell
Liebe Kollegen !
Als eingefleischter 1/48er betrat ich jüngst Neuland und legte mir die Ju 88A-4 von Revell im Maßstab 1/32 zu. Das Modell kostete mich im Online-Handel sagenhafte 24,- EUR zzgl. Versand. Beim Öffnen des Mega-Kartons und angesichts der Fülle und auch Größe der hervorragend detaillierten Teile, überkam mich für Sekunden wieder jenes spezielle Gefühl von Glückseligkeit, zu dem eigentlich nur Kinder fähig sind und meine Gedanken gingen 40 Jahre zurück. Als damals 12- jähriger “Ossi” hinter dem eisernen Vorhang, war es nicht so einfach, das selbst auserkorene Hobby “Flugzeug-Modellbau” zu pflegen, denn das Angebot reichte seinerzeit über ein paar “Plasticart”- Modelle aus heimischer Produktion sowie ein paar KP-Modelle aus der damaligen Tschechoslowakei nicht hinaus. Waren diese zusammengeklebt erhob sich die Frage : Wie weiter ?
Glücklich konnte sich schätzen, wer damals über Westverwandtschaft verfügte. Ich hatte dieses große Glück - und wenn Oma und Opa dann besuchsweise in die “Bee Err Däh” aufbrachen, dann nicht ohne Wunschzettel des Enkels. Kamen dann die Großeltern zurück und die Grenzbeamten hatten bei der Durchsuchung des Reisegepäcks geschlampt oder auch manchmal Gnade vor Recht ergehen lassen, dann kam es, dieses ungeheure Glücksgefühl.
Zunächst die schier unerträgliche Spannung, welches von den 20 aufgeschriebenen Modellen es nun sein würde und dann der gefühlsmäßige “Durchbruch”, wenn es genau jenes Flugzeug war, welches ganz oben auf dem Wunschzettel stand. Das Herz raste und ganze Hektoliter von Glückshormonen durchfluteten den Körper. Trotzdem wurde das Geschenk dann mit einer, fast rituell anmutenden, Ehrfurcht entgegengenommen und vorsichtig der Deckel des Kastens abgehoben. Da lagen sie dann, die Teile zu einem neuen Modell. Im Maßstab 1/72 und - natürlich - von Revell !
Wer unter Euch kennt sie nicht mehr, die Fokker Dr. I und Dr. VII, die Fw-190 und die Me-262 und die vielen, vielen Anderen aus den 70er Jahren. 3,50 DM war damals der Preis, das weiß ich noch wie heute. Man nahm dann den Kasten überall mit hin, in´s Bad, in´s Klo - ja sogar mit in´s Bett. Und immer wieder draufgucken und sich freuen . . .
Heute - als Modellbauer des Jahres 2016 - sind wir satt, verwöhnt und kritisch zugleich. Sitzt eine Niete nicht an der richtigen Stelle, werden wir unglücklich oder wütend. Vielleicht ist es auch normal, daß uns Wohlstandsverwöhnten dieses Glücksgefühl über die Jahre abhanden gekommen ist. Ich habe es, wie oben geschrieben, kürzlich wiederentdeckt und ich lasse es jetzt nicht mehr los. Und ich bin dankbar, daß es in dieser extrem schnell-lebigen Zeit noch einen konstanten Fixpunkt gibt, der mich und mein Hobby schon mein ganzes Leben begleitet : Die Firma Revell !
Trotz schärfster Konkurrenz aus Fernost, die mittlerweile fast im Wochenrhythmus neue Modelle auf den Markt wirft, konnte und kann Revell bestehen. Über 77 % Marktanteil in Deutschland sprechen eine beredte Sprache. Dabei hat Revell zwar unbestritten einen großen Sympathie-Bonus, denn die bastelnden Urgroßväter, Großväter und Väter haben es den Ur-Enkeln, Enkeln und Söhnen schon früh vermittelt, welchen Spaß es macht, Modelle zu bauen und dazu die entsprechenden Revell-Modelle auf den Gabentisch gelegt. Aber Sympathie und glorifizierte Erinnerungen allein können eine Modellbau-Firma heute nicht mehr erhalten. Es müssen sehr gute Qualität, eine interessante Angebotspalette und ein erschwinglicher Preis dazukommen.
Alles das hat Revell, was die vielen Auszeichnungen als “Modell des Jahres”, die riesige Produktvielfalt an Schiffen, Autos, Panzern, Flugzeugen und Farben und die wirklich günstigen Preise beweisen. Dazu gibt es einen hilfsbereiten Service, der Einem schnell und unbürokratisch defekte oder auch mal selbst “versemmelte” Teile ersetzt (so jedenfalls meine Erfahrung).
Nee, auf “Revell” lasse ich nichts kommen ! Hier sitzen Leute am Werk, die etwas von diesem Hobby verstehen und auch das Ohr an der Modellbauer-Basis haben. Demnächst wird gerade solch´ein Vertreter - der sein Hobby zum Beruf machte und mit Herzblut und vollem Einsatz über Jahrzehnte die Firma Revell prägte - in Rente gehen :
Ulrich Taubert, Chef der Entwicklungsabteilung von Revell.
Ich hatte das Vergnügen, in der jüngsten Vergangenheit einmal mit ihm zu telefonieren und sprach damit mit einer Institution. Einer personifizierten Institution, die die bundesrepublikanische Plastik-Modellbau-Geschichte entscheidend mit beeinflußt hat. Ein sympathischer Mann, der den Habitus eines modellbaubegeisterten Kindes nie abgelegt hat und dadurch auch so erfolgreich wurde. Ich wünsche ihm auf diesem Wege alles Gute für seinen dritten Lebensabschnitt, stets beste Gesundheit und weiterhin die gleiche Freude an diesem wunderbaren Hobby, die uns alle hier auch vereint !
Alles Gute Ulrich Taubert, alles Gute Revell - und - Danke, Revell !
Euer Andreas alias akatombo
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