America West Airlines hatten in den letzten Jahren ihrer Existenz einen sehr schlechten Ruf innerhalb der USA. Oft wurde America West als „America Worst Airlines“ bezeichnet, hatte große interne operationelle Probleme, eine verheerende Pünktlichkeitsrate. So war es das bessere Übel, den Namen US Airways zu nehmen, die ihrerseits ihren vorherigen Namen USAir nach diversen Unglücken ab Anfang der 1990er auch nicht mehr optimal vermarkten konnte. Aktuell gehören US Airways zu den Unternehmen, die man nicht genau definieren kann, weil ihr Konzept „irgendwie von allem Etwas ist“.
Doch zurück zu Olympic...
Auch zeigte sich, dass eine Ehe zwischen zwei „nicht perfekten“ Unternehmen nicht unbedingt eine starke Airline ergibt. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Olympic - von ihren Altlasten und Privilegien befreit - im heutigen Marktumfeld die Effizienz und Schlagkräftigkeit aufweisen wird, die notwendig ist, wenn man nur einen relativ kleinen Markt bedient, der Urlauberverkehr zumeist von anderen Unternehmen durchgeführt wird und Langstrecken nahezu nicht existent sind. Olympic Airways hätten ja einfach ausgedrückt auch genauso wie Turkish Airlines ihr Hauptdrehkreuz Athen zu einem Umsteigeort ausbauen können, aber man gab (ethnisch sehr wichtige) Routen nach USA und Australien auf und schaute gewollt oder ungewollt nur zu, wie andere Unternehmen ihre Märkte absicherten und ausbauten.
Selbst die marode Olympic Airways und Olympic Aviation hätten unter strikter Führung und Befreiung von Altlasten wahrscheinlich eine gute Basis für ein insgesamt erfolgreiches mittelgroßes Unternehmen gegeben. Das Produkt Olympic Airways litt aber fortwährend und während die Realität starke Defizite aufzeigte, wurde offiziell von neuen Flugzeugen etc. gesprochen und der wahre Zustand ignoriert.
Parallelen zur Alitalia tauchten auf, wo Mitarbeiter sich ihres Arbeitsvertrags so sicher waren, dass man u.a. zugunsten von Fußballübertragungen einfach mal nicht zum Dienst erschien und die zahlende Kundschaft im Regen (oder Warteraum) sitzen ließ. Da hilft auch keine Flottenerneuerung...
Es gibt genug gut ausgebildete Griechen, die sich um eine Tätigkeit bei Olympic Airways bemühten, aber dann aufgrund „nicht vorhandener Kontakte“ sich (wenn überhaupt) mit Billigjobs über Wasser halten mussten, während ein Teil der dortigen Mitarbeiter völlig unqualifiziert waren und trotzdem ihren Job hatten.
Die „Jobgarantie“ (nahezu unkündbar) wurde nicht durch einen bewundernswerten Arbeitseinsatz dieser glücklichen Menschen und durch Spitzenleistungen gegenüber Kunden honoriert, sondern durch eine Mentalität des „mir passiert nichts, wenn ich eine Kündigung erhalten sollte, dann wird halt (bummel-)gestreikt“-Haltung. Die Gewissheit des Fortbestehens eines Arbeitsvertrages hat meiner Meinung nach diese Haltung nur bestärkt und Olympic Airways/Aviation nachhaltig weitere Sargnägel zur Verfügung gestellt.
Mit frischem Wind und anders eingestellten Mitarbeitern wäre es mehr als wünschenswert, wenn eine neue „Olympic“ an alte Erfolge anknüpfen könnte. Einige Elemente würde ich keineswegs ändern, so das bekannte Logo und den unverwechselbaren Schriftzug. Das Unternehmen sollte an anderen Baustellen arbeiten und auch schauen, wie es andere (erfolgreiche) Unternehmen schaffen, unabhängig davon, dass in Europa zunehmend die klassischen Fluggesellschaften sehr wohl spüren, dass sich ganze Märkte verändern und ihre angebotenen Produkte immer schwerer zu normalen Preisen zu vermarkten sind.
Gruss