Im Wesentlichen schließe ich mich den Ausführungen von Schorsch an.
Ohne die entwicklung in Deutschland, GB oder USA zu berücksichtigen, habe ich meine Gedanken etwas ausschweifender mal zusammengetragen:
Ich habe mir die Frage von Eidner noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Dabei dachte ich mir, was sind „strategische“ Bomber? Die Antwort ist wohl von vielen Faktoren abhängig. Ich denke mal, das sind Flugzeuge, die wegen ihrer Eigenschaften wie z. B. Größe, Reichweite, Bewaffnung (Bombenlast, Raketen, Kernwaffen) …. in der Lage sind, in einer bewaffneten Auseinandersetzung strategische Ziele zu erreichen. Wenn der Gegner „gleich um die Ecke“ wohnt, ist also Reichweite nicht so wichtig, wenn Kernwaffen angesagt sind, muss die Bombenlast nicht zwangsläufig 30t betragen, da reichen schon 5t usw.
Dann habe ich, mich mal bei Wilfried Kopenhagen „Sowjetische Bombenflugzeuge“ schlau gemacht (Zahlenwerte bitte nicht über bewerten, da findet man an anderer Stelle sicher abweichende Werte, der Trend ist aber, glaube ich, klar. => siehe Tabelle
In der Sowjetunion baute setzte man Ende der 20-ger Jahre auf schwere (strategische) Bombenflugzeuge, ein Beispiel ist die TB-3 (ANT-4) Erstflug ca. 1930, wenn man die Leistungsdaten sieht – für einen „Strategen“ aus heutiger Sicht recht bescheiden. Immerhin aber noch in einer Stückzahl von 813 gebaut hat das Muster sicher für einige Jahre die weichen im sowjetischen Flugzeugbau gestellt. Dieses Muster blieb dann tatsächlich bis Anfang des Krieges im Einsatz.
Es folgten dann 2 eher untaugliche Versuche, die entweder nur Prototyp blieben wie die TB-6 (ANT-26) mit 12 (!!) Triebwerken, oder in Einzelstücken gebaut wurden wie 1935 die DB-A (immerhin schon 346km/h, Reichweite 3.000km mit 3t Bomben.
In einer kleinen Serie (93 Flugzeuge) folgte noch die Pe-8 (1935), eigentlich TB-7 oder ANT-42.
Man sieht hier schon, bis 1935 waren alle schweren Flugzeuge irgendwie „Tupolews“, bei ihm gab es dann unterschiedliche „Brigaden“ (wie Petljakow), die dann später unter eigenem Namen auftraten.
Ab Mitte der 30-ger Jahre war dann mehr oder weniger Schluss mit neuen, schweren Flugzeugen. Die Entwicklung taktischer Flugzeuge lief weiter und wurde vorrangig behandelt. Ich denke, es fehlten einfach die Mittel um neben anderen (auch volkswirtschaftlichen Projekten) parallel strategische Bomber zu finanzieren. Mit Kriegsbeginn verschärfte sich diese Situation noch und es bestand auch kein wirklicher Bedarf an solchen Fliegern, schließlich hatte man den Gegner vor der Nase und setzte auf taktische Fliegerkräfte.
Nach dem Kriege änderte sich das, der Gegner war weiter entfernt – Reichweite wurde zur strategischen Bedeutung, Atombomben mussten ins Ziel gebracht werden. Man hatte aber über 10 Jahre keine schweren Flugzeuge mehr entwickelt – also wurde erstmal die B-29 kopiert. Die Lücke lag also zwischen 1935 und 1950. Lediglich theoretischer Natur waren die Projekte vom Mjasischtschew zur DWB 202 und 302.
Tupolew begann Anfang der 50-ger Jahre mit der Tu-16, mit dem Anspruch die USA zu erreichen war das zwar ein schweres, aber kein strategisches Flugzeug. Das waren dann erst die Tu-95 und die M-4/3M.
Also gut 15 Jahre Pause und dann seitens der Staatsführung die Schwerpunktvergabe Richtung Raketen haben sowjetischen strategischen Flugzeugen wenig Chancen gelassen.
Bekomme die Tabelle nicht in den Text:red:
Darum als Anhang.
radist