Nachdem in den letzten Wochen Vorbereitungshandlungen auf dem nordkoreanischen Testgebiet für Nuklearwaffen Punggye-ri beobachtet wurde, erklärte Südkoreas Präsident Lee Myung-Bak am Rande eines Treffens der Staatschefs von China, Japan und Südkorea in Peking, dass die drei Länder keinen dritten Nukleartest oder sonstige weitere Provokationen Nordkoreas dulden werden.
China hat seine Position gegenüber Nordkorea deutlich verändert. Von der früheren Schutzmacht ist man mittlerweile zu einem offenen Kritiker des Regimes geworden. Dies hat sowohl mit innenpolitischen als auch mit außenpolitischen Faktoren zu tun. Mit erheblichen Korruptionsvorwürfen im eigenen Regime konfrontiert wird es für die Regierung in Peking zunehmend schwieriger zu rechtfertigen, wieso man ein derart korruptes Regime in Nordkorea beschützt. Der Vergleich wird zunehmend unangenehm, daher rückt man jetzt von Nordkorea ab. Dies fällt mit einer außenpolitischen Entwicklung zusammen, die sich vor 2001 schon abzuzeichnen begann, aber durch 9-11 und die nachfolgenden Kriege überdeckt wurde. Die USA wenden sich strategisch nun sehr deutlich dem pazifisch-asiatischen Raum zu. War Nordkorea jahrzehntelang für China ein sehr nützliches Schreckgespenst, welches man immer dann aus dem Schrank kommen lassen konnte, wenn man mehr Aufmerksamkeit von den USA für die Region wollte, so hat man jetzt zuviel Aufmerksamkeit und kriegt das aus innenpolitische Gründen aus dem Ruder laufende Schreckgespenst derzeit nicht mehr in den Schrank zurück. China will daher schnellstmöglich eine Verhandlungslösung für Nordkorea, auch unter Aufgabe des Regimes in Nordkorea. Eine Wiedervereinigung mit Südkorea wird derzeit hinter verschlossenen Türe als die beste Option gesehen. Südkorea wäre dann für gut 20-30 Jahre erstmal mit sich selber beschäftigt, würde aber in dieser Zeit als eine Regionalmacht heranwachsen, was China helfen würde Japans Position besser in Schach zu halten. Hierfür ist China ja sogar bereit, die angespannten Beziehungen zu Taiwan, welches man immer noch gerne mit China "wiedervereinigen" möchte, zu verbessern. Neben hochrangigen politischen Kontakten baut man jetzt über die halb-autonome Region Macao den Kontakt dorthin deutlich aus.