strike_r
Testpilot
Man erlaube mir noch mal eine Anmerkung zur Auswahlentscheidung A400M, da hier immer wieder angeführt wird, dass die Entscheidung für A400M gegen AN70 im Prinzip nur getroffen wurde, weil man damit Arbeitsplätze in Europa schaffen wollte…
Diese Focussierung auf das alleinige „Arbeitsplatzargument“ greift m.E. viel zu kurz; so wurde z.B. in der Beschaffungsvorlage 2003 zur Auswahlentscheidung angeführt:
"Als mögliche Lösungswege wurden durch Deutschland die Angebote der Firmen Airbus Military (A400M) und des russisch-ukrainischen Konsortiums Medium Transport Aircraft (MTA) (Antonov AN-7X) bewertet. Während beide Flugzeugtypen die militärischen Forderungen erfüllten, sprachen die günstigen Nutzungs- und Lebenswegkosten wie insbesondere sicherheits- und industriepolitische Gründe für die Auswahl des A400M."
Ergänzend wurde dann in der Anlage 1 u. a. darauf hingewiesen, dass Großbritannien, Frankreich, Belgien und Spanien zeitgleich einen Wettbewerb zum erwarteten Airbus Angebot zwischen den Firmen Lockheed-Martin (C130J HERCULES), Boeing (C-17 Globemaster III) und Airbus (A400M) durchgeführt haben. Deutschland hat sich – wie Italien, Türkei und Portugal – an diesem Wettbewerb nicht beteiligt, da die C130J die militärischen Forderungen nicht und die C-17 diese übererfüllt und der Betrieb einer gemischten Flotte als unwirtschaftlich bewertet wurde. Das Ergebnis des Wettbewerbs hat diese Einschätzungen bestätigt.
Deshalb leite ich ff. Gedanken ab:
1) Die europäischen Nationen wollten definitiv eine gemeinsame Lösung (deshalb auch die gemeinsamen Anforderungen - ESR - in 1996).
2) Es fand kein voller Wettbewerb - ausgeschrieben von allen Nationen - statt, sondern die Nationen untersuchten getrennt voneinander Beschaffungsalternativen, wie oben beschrieben.
3) Hiernach blieb als gemeinsamer Nenner schlussendlich nur die europäische Lösung A400M, welche vor allem politisch so entschieden wurde.
Die Anlage zur Beschaffungsvorlage führt denn hierzu auch aus, dass „…die deutsche Entscheidung für die A400M … wirtschafts-, europapolitische und sicherheitspolitische Gründe [habe]. Auf dem deutsch-französischen Gipfel in NANTES (23. November 2001) haben Staatspräsident Chirac und Bundeskanzler Schröder „die Bedeutung des militärischen Transportflugzeuges A400M für die europäische Rüstungsindustrie“ unterstrichen. Bundeskanzler Schröder hat öffentlich festgestellt: „Hier handelt es sich um das gegenwärtig bedeutendste europäische Rüstungsprojekt, das es gibt“.
Hauptauswahlgründe waren also:
Und nun erst kann die von @tallyhoh bereits zitierte Vertragsklausel ins Spiel kommen, und zwar nicht als Beweis oder Begründung für die Auswahlentscheidung, sondern als Folge daraus…
Da die Politiker in Europa ein solch mitbestimmender Faktor bei der Beschaffungsentscheidung waren, sollte man sich jetzt nicht weiter wegducken.
In der Hoffnung auf eine für beide Vertragspartner gute Verhandlungslösung und ein erfolgreiches Flugzeug
So long
strike_r
Eine Endmontage ist zwar sehr publicityträchtig, trägt aber nur ein paar Prozent zur Wertschöpfung bei. Ich habe mal gelesen unter 10%, aber vielleicht gibt es dazu noch ein paar Fachleute hier. In der Serie sollen zudem alle Segmente, die nach Sevilla geliefert werden, bereits voll ausgerüstet und durchgetestet sein, so daß hier kein erhöhter Aufwand in der reinen Endmontage entsteht.
Gruß strike_r
... er spricht halt als einer der wenigen TOP-Manager gerne Klartext. Logo, daß man dabei auch aneckt, vielleicht auch anecken will... und genauso eindeutig, er verknüpft sich und seine Verantwortung klar mit Airbus und auch nach Integration der EADS-MTAD Division in Airbus mit dem Programm A400M. Seit April letzten Jahres ist A400M ja nun auch "sein" Programm geworden.
"gefallen" muss es nicht jedem; mir gefällts jedenfalls :-) (ob ich es immer für diplomatisch "angemessen" halte, steht auf einem anderen Blatt)
…Vergessen hat man wohl, daß der von den Deutschen favorisierte Ausschreibungsgewinner Antonow ein osteuropäisches Triebwerk hatte, und daß EADS letztlich den Auftrag nur bekam, weil sie versprachen, in Europa Arbeitsplätze zu schaffen
…Mit Ausnahme der Triebwerkauswahl werden die Vorwürfe der Ausübung von Zwang nicht näher erläutert.
Richtig ist, daß EADS/Airbus den Zuschlag erhielt, weil es versprochen hatte, Arbeitsplätze in WEuropa zu schaffen oder zu erhalten. Deswegen war auch - in abgeschwächter Form - das Prinzip "Workshare" gleich offtake Bestandteil der Geschäftsgrundlage. Die entsprechenden vertdraglichen Bedingungen legen fest…
Diese Focussierung auf das alleinige „Arbeitsplatzargument“ greift m.E. viel zu kurz; so wurde z.B. in der Beschaffungsvorlage 2003 zur Auswahlentscheidung angeführt:
"Als mögliche Lösungswege wurden durch Deutschland die Angebote der Firmen Airbus Military (A400M) und des russisch-ukrainischen Konsortiums Medium Transport Aircraft (MTA) (Antonov AN-7X) bewertet. Während beide Flugzeugtypen die militärischen Forderungen erfüllten, sprachen die günstigen Nutzungs- und Lebenswegkosten wie insbesondere sicherheits- und industriepolitische Gründe für die Auswahl des A400M."
Ergänzend wurde dann in der Anlage 1 u. a. darauf hingewiesen, dass Großbritannien, Frankreich, Belgien und Spanien zeitgleich einen Wettbewerb zum erwarteten Airbus Angebot zwischen den Firmen Lockheed-Martin (C130J HERCULES), Boeing (C-17 Globemaster III) und Airbus (A400M) durchgeführt haben. Deutschland hat sich – wie Italien, Türkei und Portugal – an diesem Wettbewerb nicht beteiligt, da die C130J die militärischen Forderungen nicht und die C-17 diese übererfüllt und der Betrieb einer gemischten Flotte als unwirtschaftlich bewertet wurde. Das Ergebnis des Wettbewerbs hat diese Einschätzungen bestätigt.
Deshalb leite ich ff. Gedanken ab:
1) Die europäischen Nationen wollten definitiv eine gemeinsame Lösung (deshalb auch die gemeinsamen Anforderungen - ESR - in 1996).
2) Es fand kein voller Wettbewerb - ausgeschrieben von allen Nationen - statt, sondern die Nationen untersuchten getrennt voneinander Beschaffungsalternativen, wie oben beschrieben.
3) Hiernach blieb als gemeinsamer Nenner schlussendlich nur die europäische Lösung A400M, welche vor allem politisch so entschieden wurde.
Die Anlage zur Beschaffungsvorlage führt denn hierzu auch aus, dass „…die deutsche Entscheidung für die A400M … wirtschafts-, europapolitische und sicherheitspolitische Gründe [habe]. Auf dem deutsch-französischen Gipfel in NANTES (23. November 2001) haben Staatspräsident Chirac und Bundeskanzler Schröder „die Bedeutung des militärischen Transportflugzeuges A400M für die europäische Rüstungsindustrie“ unterstrichen. Bundeskanzler Schröder hat öffentlich festgestellt: „Hier handelt es sich um das gegenwärtig bedeutendste europäische Rüstungsprojekt, das es gibt“.
Hauptauswahlgründe waren also:
- günstigere Nutzungs- und Lebenswegkosten (im Vergleich zu AN7X)
- teilweise Unter- bzw. Übererfüllung der Forderungen (im Vergleich zu C-130 und C-17)
- sicherheitspolitische Gründe
- industriepolitische Gründe ("bedeutendste europäische Rüstungsprojekt")
Und nun erst kann die von @tallyhoh bereits zitierte Vertragsklausel ins Spiel kommen, und zwar nicht als Beweis oder Begründung für die Auswahlentscheidung, sondern als Folge daraus…
Klar muss aus Nationensicht eine solche “Bemühensklausel“ in den Vertrag und man hätte sie, wenn man denn gekonnt hätte, sicherlich noch viel „schärfer“ formulieren wollen; dies ließ aber das Verständnis des „commercial approachs“ nicht zu, ohne dass die politische Einflussnahme auf Auswahlmöglichkeiten zugunsten nationaler workshares allzu offensichtlich geworden wären…Zitat:...The Seller shall use reasonable endeavours to place the value of programme work at any given time under this contract with industries of the Nations in proportion to eaach Nation's offtake ...
Da die Politiker in Europa ein solch mitbestimmender Faktor bei der Beschaffungsentscheidung waren, sollte man sich jetzt nicht weiter wegducken.
In der Hoffnung auf eine für beide Vertragspartner gute Verhandlungslösung und ein erfolgreiches Flugzeug
So long
strike_r
Axo - darauf spielst Du an. Das würde ich allerdings nicht so sehen; soweit ich gehört habe, liegt Spanien im Arbeitsanteil knapp unterhalb der nominellen15% (ohne Berücksichtigung der Vergaben in "Drittländer".Also zum Mitrechnen: 180 EA = 100%, 60 EA = 33,3.... %, 27 EA = 15%!
und wo befinden sich die Masse der Produktionsanteile und auch der voraussichtlichen Agios?
Nochmals Nichts für Ungut ( ... und zu den Rollen im "Barbier von Sevilla" siehe z.B. wiki),
Gruß Bernhard
Eine Endmontage ist zwar sehr publicityträchtig, trägt aber nur ein paar Prozent zur Wertschöpfung bei. Ich habe mal gelesen unter 10%, aber vielleicht gibt es dazu noch ein paar Fachleute hier. In der Serie sollen zudem alle Segmente, die nach Sevilla geliefert werden, bereits voll ausgerüstet und durchgetestet sein, so daß hier kein erhöhter Aufwand in der reinen Endmontage entsteht.
Gruß strike_r
Man kann über das Projekt denken wie man will. Aber das Herr Enders derart selbstherrlich solche Reden raushaut finde ich für den Fortbestand von Airbus sehr problematisch. "Ich gehe diesen Weg nicht........mal gespannt was die nächste Hauptversammlung der EADS dazu sagt ?
... er spricht halt als einer der wenigen TOP-Manager gerne Klartext. Logo, daß man dabei auch aneckt, vielleicht auch anecken will... und genauso eindeutig, er verknüpft sich und seine Verantwortung klar mit Airbus und auch nach Integration der EADS-MTAD Division in Airbus mit dem Programm A400M. Seit April letzten Jahres ist A400M ja nun auch "sein" Programm geworden.
"gefallen" muss es nicht jedem; mir gefällts jedenfalls :-) (ob ich es immer für diplomatisch "angemessen" halte, steht auf einem anderen Blatt)