Operationell, wirtschaftlich und technisch gestaltet sich das Verhältnis von Rumpflänge zu Rumpfbreite ab bestimmten Eckwerten meiner Ansicht nach als unpraktisch.
Ein gutes Beispiel ist hier ein Vergleich der Kabinenlängen:
Die Kabine einer Boeing 737-800 ist nur 76 cm kürzer als die 30,78 m Kabinenlänge MD-80. Die 737-800 kann aber 189 Sitze fassen, während bei der MD-80 bei 172 Sitzplätzen das Maximum erreicht wird.
In der 27,51 m langen Kabine einer A320 finden ebenfalls maximal mehr Passagiere Platz als in der MD-80. Der Vorteil des Komforts von 5er-Reihen wird also meistens durch proportional längere Kabinen erzielt. Die MD-80 kann hier ganz gut herhalten, da es bekanntlich fast ausschließlich mit 5er-Reihen in der Economy unterwegs ist und hier mit der CSeries eine Gemeinsamkeit hat.
Die Auslegung mit 3+3 Sitzen bei Standardflugzeugen hat sich wohl durchgesetzt, weil die Vorteile erheblich größer sind als die Nachteile, nicht weil Fluggäste diese Auslegung angenehm finden oder Fluglinien durchweg von 6er-Reihen überzeugt sind.
Als Vergleich: Die CS100 wird wohl eine Kabinenlänge von 23,7 m aufweisen, die CS300 wohl 27,5 m. Maximal wird die CS300 nach aktuellem Stand bis zu 160 Sitze bieten.
Wie stark müsste der Rumpf einer CS300 gestreckt werden, um dann als CS500, CS700 oder gar CS900 unterwegs zu sein? Kann eine ausreichende Bodenfreiheit am Heck gewährleistet werden? Kann das Tragflächendesign solche Streckungen ohne deutliche Veränderungen verdauen?
Bei deutlich mehr als 30 m Kabinenlänge besteht bei Standardrumpfflugzeugen auch die Gefahr, dass sich trotz bester optischer Täuschung und möglicherweise guter Platzierung von (optisch trennenden) Kabinenwänden, Bordtoiletten und Bordküchen trotzdem der gefürchtete Röhreneffekt einstellt.
Eine gegenüber der CS300 nochmals gestreckte CSeries halte ich für nicht undenkbar. Gleichwohl sollte es für den Hersteller vorerst primäres Interesse sein, dass die CS100 und CS300 serienreif werden und die Erwartungen erfüllt, die Kunden und Hersteller in dieses Design setzen.
Kundenseitig wird die CSeries meiner Meinung nach positive Impulse setzen. Bei diesem Konzept wurde sehr viel Wert auf eine Kabine gelegt, die alle Veränderungen der letzten Jahrzehnte berücksichtigt. Menschen wurden größer und dicker. Airbus und Boeing bauen derzeit auf bestehenden Konzepten auf – eine massiv gegenüber der 737-100 gestreckte 737-900ER kann meiner Überzeugung nach bei bis zu 215 oder mehr Sitzplätzen kein Optimum mehr darstellen. Weiterhin zwängen sich eine erheblich höhere Anzahl von Gästen durch eine nicht veränderte Anzahl an Türen etc..
Weiterhin bleibt aber eine 737-900 insgesamt kürzer als eine MD-80 oder MD-90!
Streckungsideen stießen manchmal auch bei Airlines an ihre Grenzen, obwohl ein Hersteller es ernst meine: Boeing diskutierte eine gestreckte 727-300 und Douglas dachte laut über eine weiter gestreckte DC-8 nach (!). Selbst in den 1990ern publizierte McDonnell Douglas Ideen für eine gestreckte MD-90 mit nahezu 52 m Gesamtlänge und für bis zu 208 oder gar 217 Passagiere. Angesprochene und loyale Kunden haben wohl gelächelt und diplomatisch abgelehnt.
Ganz genau verfolge ich die Dinge bei Bombardier nicht, aber ich habe den Eindruck, dass die anderen zivilen Produkte nicht den Absatz finden, wie es idealerweise sein könnte. Bombardier hat somit diverse Baustellen.
Gruss