@ HMD
Die Diskussion haben wir schon so oft gehabt, dass ich an dieser Stelle darauf verzichte dieses Thema erneut vollzumüllen und gehe nicht auf deine Kommentare und Fragen ein.
Hallo Fliegernase,
sehr interessant was Du hier so schreibst!
Aber diese zwei Äußerungen kann man meiner Meinung nach so überhaupt nicht stehen lassen.
"Stealth" ist sicher eine Kombination aus Hardware, Software und taktischen Einsatzverfahren.
Wie Du zu der zweiten Einschätzung kommst kann ich mir nun wirklich nicht erklären, oder ist das nur ein Schreibfehler und Du meinst eine Interpretation der F22?
Die T50 als Interpretation des Eurofighter zu beschreiben geht garnicht! Nicht mal als "russische" oder gar Ansatzweise.
Ich wüsste jetzt nicht was diese beiden "Flieger" gemein haben sollten.
Gruß
Jety
Was ist Stealth?
Ein englisches Wort, dass sich als Substantiv mit Heimlichkeit und als Adjektiv mit heimlich übersetzen lässt. Beides keine Wörter zur Beschreibung eines Dings oder einer technischen Ausrüstung.
Im Militär wird damit das Verhalten in bestimmten Einsätzen beschrieben und weiter gefasst kann damit auch ein taktischer Zustand beschrieben werden. So ist der Stealtheinsatz ein Einsatz, bei dem eine Kampfeinheit versucht nicht entdeckt zu werden. Und ein Waffensystem, dass mitsamt seiner Besatzung versucht unentdeckt zu bleiben wird im Stealth Modus betrieben (Schleichfahrt eines U-Bootes).
Nun gibt es diverse Maßnahmen zur Steigerung der Wahrscheinlichkeit nicht entdeckt zu werden. Hier kann man zwischen technischen Ausrüstungen und taktischen Verhaltensmaßnahmen und unterscheiden.
Taktische Verhaltensmaßnahmen wären zum Beispiel für einen Soldaten das Schleichen durch tiefes Grass, das Rauchen in der hohlen Hand, flüstern usw. Für ein Flugzeug wäre das der Tiefflug, das Abschalten aktiver Sensoren, der Verzicht auf Nachbrennereinsatz usw.
Technische Ausrüstungen wären beim einfachen Soldaten seine Tarnkleidung. In einem U-Boot sind das Maßnahmen zur Geräuschreduzierung oder die Verwendung von amagnetischen Stahl, bei einem Panzer die Verwendung einer Gasturbine oder einer Start-Stopp Automatik und bei einem Flugzeug die Reduzierung des RCS oder der Wärmeemissionen.
Der tatsächliche Stealtheinsatz ergibt sich dann aus der effektiven Kombination der technischen Merkmale und Ausrüstungen und der taktischen Maßnahmen. Dabei muss man zwischen echten Stealtheinsätzen und der allgemeinen Verbesserung der Leistungsfähigkeit unterscheiden. Bei dem echten Stealtheinsatz ist das Ziel, dass die Kampfeinheit möglichst lange (idealerweise für die gesamte Einsatzdauer aber mindestens auf dem Weg bis zum Missionsziel) vom Feind unentdeckt bleibt. Ein typisches Beispiel ist ein U-Boot, dass im Spionageeinsatz überhaupt nicht entdeckt wird oder im Kampfeinsatz erst dann registriert aber nicht entdeckt wird, wenn der Torpedo sein Ziel trifft.
Diese Stealth Maßnahmen können oft nur mit hohem Aufwand erzielt werden und gehen in der Regel mit Einschränkungen einher. Dadurch kann mit Stealtheinsätzen nicht das gesamte Einsatzspektrum einer Armee abgedeckt werden. So kann eine Flotte nicht nur aus U-Booten bestehen sodern es werden auch Überwasserschiffe benötigt. Daher werden diese Maßnahmen typischerweise nur in einem dem Einsatz angemessenen Umfang betrieben. D.h. für echte Stealtheinsätze werden spezielle Einsatztaktiken und technische Ausrüstungen entwickelt und spezialisierte Einheiten gebildet. Diese oftamls deutlich teureren Einheiten werden dann in solchen speziellen Missionen eingesetzt. Für alle anderen Einsätzen kommen günstigere "normale" Einheiten zum Einsatz.
Beispiel:
Der normale Soldat trägt einfache Tarnkleidung und hat ein grundlegendes Wissen darüber, wie er sich möglicht unentdeckt im Gelände bewegt.
Die Spezialeinheit hat weiterführende Ausbildung genossen und ist besser für Stealthmissionen ausgerüstet. So trägt eine solche Einheit Waffen mit Schalldämpfern, hat eine bessere Nahkampfausbildung und Survivaltraining genossen, operiert of nachts und trägt dafür Nachtsichtgeräte und hat oft für den Einsatz optimierte Kleidung.
Für viele Einsätze ist der einfache und günstigere Soldat besser geeignet, da er in größerer Menge vorhanden ist und sein Einsatz effizienter ist. Die Spezialeinheit ist dagegen deutlich teurer und nur in speziellen Missionen effektiv. Solche Spezialeinheiten können keine großen Armeen bekämpfen aber im Hinterland unentdeckt agieren.
Diese Unterscheidung gilt auch für Flugzeuge. Kampfflugzeuge haben einen großen Umfang verschiedenster Einsatzarten zu erfüllen. Dabei gibt es auch spezialisierte Stealtheinsätze, bei denen die Flugzeuge möglichst unetdeckt bleiben sollen. Daneben gibt es aber viele Einsätze bei denen das Flugzeug nicht unentdeckt bleiben muss. Dennoch streben die Luftwaffen auch für diese Missionen bessere Tarnung an. So wie der einfache Soldat, der ja auch Tarnkleidung trägt und gelernt hat zu schleichen.
Die F117 oder die B2 sind Flugzeuge, die speziell für Stealtheinsätze entwickelt worden sind. Ihr gesamtes Konzept basiert auf diesem taktischen Konzept. Sie sind Spezialisten aber sie können allein nicht den Krieg gewinnen. Es sind daneben noch Flugzeuge für all die anderen Missionen erforderlich, deren Einsatztaktiken sich nicht mit den Kosten und konzeptionellen Grenzen eines Stealthflugzeuges umsetzen lassen. Da solche Waffensysteme sehr teuer sind verzichten viele Luftwaffen auf diese speziellen Kampflugzeuge. Sie gehen einen Kompromis ein und konzentireren sich darauf Kampfflugzeuge zu betreiben, die ein breites Einsatzspektrum haben und versuchen die Fähigkeitslücken im Stealthbereich mit anderen Technologien und Taktiken so gut es geht zu füllen.
Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt den Eurofighter, so sehen wir einen Allrounder mit conzeptioneller Ausrichtung zum Luftüberlegenheitsjäger und Abfangjäger. Stealthmaßnahmen wurden nur in einem Umfang umgesetzt, der weder die Leistungsfähigkeit limitiert noch die Kosten über die Maßen hoch treibt und damit nicht die Stückzahl reduziert. Er ist kein spezialisiertes Stealthflugzeug und für echte Stealtheinsätze weniger geeignet.
Diesem Ansatz ist man auch bei der T-50 gefolgt. Da die T-50 ca. 20 Jahre moderner ist sind die Ansprüche an die Stealthmaßnahmen gewachsen und die Bereitschaft teurere Flugzeuge zu beschaffen ist gestiegen. Daher ist die T-50 mit mehr Stealthmaßnahmen ausgestattet als der Eurofighter. Auch in anderen Bereichen ist die T-50 moderner und leistungsfähiger. Das Gundkonzept, die Allrounder-Fähigkeit gegeneüber der Fähigkeit für spezielle Stealthmissionen zu bevorzugen wurde aber im selben Maße befolgt wie beim Eurofighter. Auch die T-50 ist nicht für echte Stealtheinsätze konzeptioniert. Sie hat aber durch ihre Stealthmaßnahmen Vorteile in normalen Einsätzen, so wie der Eurofighter seinerzeit.
Abgesehen von dieser Beurteilung der konzeptionellen Auslegung bezüglich der Stealthmaßnahmen sind Eurofighter und T-50 natürlich sehr unterschiedliche Flugzeuge. Hier ging es ja primär um die Frage Stealth.
Vergleich man das nun mit der F22 und betrachten wir die F22 im Zusammenhang mit Stealth kommen wir zu einem Ungewöhnlichen Ergebnis. Die F22 ist konzeptionell ein Allrounder mit Auslegung als Luftüberlegenheitsjäger der zusätzlich über Stealthmaßnahmen verfügt, die die F22 zu echten Stealtheinsätzen befähigen. Das ist insofern ungewöhnlich, weil die übliche Taktik des Einsatz von Spezialisten für Stealtheinsätze und die Allrounder für alle anderen Einsätze vorsieht. Stellt sich die Frage, ob die F22 ein Allrounder mit Stealth oder eine Stealthflieger mit Allrounderfähigkeit ist. Die Antwort ist nicht so einfach. Die F22 war für eine neue Form der Kampftaktik vorgesehen. Die USA haben versucht die alte Regel der Trennung von Spezialisten und Allrounder aufzugeben und dieses Flugzeug für beides befähigt. Das Ziel war die totale Dominanz des Luftraums. Diesem Ziel entsprach auch die ursprünglich geplante Stückzahl. Da Spezialfähigkeiten aber sehr teuer sind ist dieser Plan nicht ganz aufgegangen. Die Stückzahl musste reduziert werden und das ursprüngliche Ziel der totalen Dominanz musste in Teilen aufgegeben werden. Daher ist auch niemand auf der Welt dem Beispiel der F22 gefolgt. Die F22 ist eine Sackgasse in der Entwicklungsgeschichte der Kampfflugzeuge.
Das konzeptionelle Problem der F22 wird auch deutlich wenn man folgender Überlegung folgt.
Für den erfolgreichen Stealtheinsatz ist ein Maßnahmenpaket erforderlich. Zu diesem Paket gehören neben der technischen Ausrüstung auch taktisches Verhalten. Will ich nicht entdeckt werden, muss ich schleichen, darf kein Licht anmachen, muss schweigen und darf meine Waffen nicht einsetzen. Für ein Stealthflugzeug bedeutet das die Einhaltung genau vorgegbener Wege ohne irgendwelche abweichenden Flugmanöver, Nichtverwendung aktiver Sensoren, Funkstille und das Unterlassen des Waffeneinsatzes. Ist die F22 in solch einer Mission unterwegs, sind ihre Allrounderfähigkeiten verschwendet. Ist sie anderesherum in einer klassischen Abfangmission oder Luftraumsicherung unterwegs und nutzt ihr volles Potential aus aktiver Sensorik, Flugleistung und Zuladung, sind ihre spezialisierten Stealtheigenschaften verschwendet. Nun würde jeder meinen, dass ein Flugzeug, dass beides kann doch besser sein. Das ist auch richtig aber man darf die Kosten nicht vernachlässigen. Kampfflugzeuge müssen Kosteneffektiv sein und das ist die F22 überhaupt nicht. Daher gibt es auch kein anderes vergleichbares Flugzeug in Entwicklung oder Planung. Die T-50 ist definitiv keine Interpretation der F-22. Es handelt sich primär um einen Su-27 Nachfolger mit neusten Technologien unter Einbeziehung von limitierten Stealthmaßnahmen zur Optimierung der Leistungsfähigkeit und Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten.