Basilisk2
Fluglehrer
Ich befürchte, das mit den "neuen Themen" ist leider nur eine "vergeb'ne Hoffnung" (wie seinerzeit schon der "Fliegende Holländer" gesungen hat).Ich bleibe aber bei meinem Standpunkt, daß es viel wichtiger ist im Sinne der gesamten Leserschaft neue Themen und Autoren zu suchen.
Ich streue meine (vorwiegend auf die Luftfahrtgeschichte bezogenen) Machwerke schon seit über 25 Jahren mehr oder weniger häufig unter die verschiedenen Verlage und musste dabei lernen, dass Hakenkreuzflieger trotz permanenten Wiederkäuens seit dem Tausendjährigen Reich offenbar das bevorzugte Thema des deutschsprachigen Raumes sind (leider auch in Ösistanien) .... und das dies wohl noch für die nächsten tausend Jahre so bleiben wird.
Seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" sind ein wenig mehr die Fluggeräte mit den Sowjetsternen dazugekommen .... aber das war's dann auch schon mit den "neuen Themen" (die sich nach Meinung der meisten Verleger auch verkaufen lassen).
Versuchen Sie einmal dem Motorbuch Verlag oder der "Profile"-Reihe des Unitec Medienvertriebs ein Buch oder Heft mit einem italienischen, japanischen oder gar englischen (igitt!) Thema anzubieten .... in ihren Antwortmails kann man förmlich "sehen", wie die betreffenden Entscheidungsträger wegen solcher "exotischen" Vorschläge kopfschüttelnd ihre Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Ich habe absolut nichts gegen die deutsche Luftwaffe von 1933 bis 45 und finde sie (immer noch) sehr interessant .... aber auch die Vorkriegs- und Nachkriegsfliegerei in Deutschland wird im Vergleich dazu sehr stiefmütterlich behandelt und die Fliegerei des 1. Weltkrieges und der Pionierzeit in Deutschland sind eine "Nische in einer Nische in einer Nische", die meines Empfindens nach im englischen Sprachraum mehr Anhänger findet als im deutschen.
Die Verlage im deutschsprachigen Raum bringen lieber das 1.289. Buch über die Bf 109 als das 2. über die Spitfire heraus.
Deshalb lernte ich mit der Zeit zu akzeptieren, dass die meisten weltweiten historischen Luftfahrtthemen in englischsprachigen Büchern zu finden sind. Natürlich gibt es auch dort eine gewisse "Inzucht", z.B. der Briten bei ihrer Spitfire und der Squadron Verlag publiziert auch zu etwa 80% amerikanische Typen ..... aber im englischen Sprachraum finden sich eben auch Bücher über z.B. die pakistanische, die indische, die japanische, die schwedische, die südafrikanische Fliegerei usw. (diese Aufzählung könnte man sehr lange fortsetzen).
Falls ein Leser dieser Zeilen meiner Ansicht nicht zustimmen sollte, dann möge er mir bitte deutschsprachige Literatur über z.B. den Konflikt zwischen Italien auf der einen und England sowie Südafrika auf der anderen Seite in Ostafrika während der Jahre 1940/41 nennen .... oder über den Chaco Krieg zwischen Bolivien und Paraguay .... oder über den zweiten Chinesisch-japanischen Krieg, die türkische Fliegerei im 1. Weltkrieg .... oder den Nomonhan Zwischenfall etc. Selbst der Spanische Bürgerkrieg ist in englischsprachigen Büchern häufiger dokumentiert als in deutschsprachigen.
Möglicherweise bringen die deutschsprachigen Verlage keine anderen Themen, weil sie sich nicht verkaufen lassen ..... oder sie würden sich verkaufen, doch findet sich kein Verlag dafür, der sie herausbringt. Und so "beißt sich die Katze in den Schwanz", egal in welcher Richtung.
Neue Autoren sind natürlich auch kein Fehler aber es würde schon genügen, wenn die alten Autoren endlich einmal auch neue Themen machen dürften und die Verlage diese Vorschläge nicht immer gleich mit "zu exotisch" und "unverkäuflich" abtun würden. Möglicherweise hat die Leserschaft inzwischen ja mehr Niveau und ein breiteres Interessenspektrum gefunden, als ihr die alteingesessenen Verlage zutrauen.
Auch müssen die neuen Zeitschriften offenbar immer bunter und poppiger werden - ähnlich wie die Werbeblocks im Fernsehen - da die Zeitschriftenverlage einem Teil ihrer Leser offenbar nur mehr die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege zutrauen. Zum Ausgleich für die "schreiende" Aufmachung vieler "junger, moderner und dynamischer" Luftfahrtzeitschriften werden meiner Meinung nach deren historische Fotos aber immer unschärfer und die Rasterung immer grober.
Andererseits hörte ich erst kürzlich von einem großen Verlag, dass der aktuelle Trend derzeit in die Richtung geht, dass die Leser alle paar Jahre ihr Interesse wechseln. Das könnte bedeuten, dass diese Leser nach ein paar Jahren, bevor sie ihr Interessengebiet wieder wechseln, ungefähr auf dem Wissenstand sind, den ein alteigesessener Luftfahrtfreak bereits zwischen 15 und 18 Jahren erreicht hatte.
Wenn das wirklich stimmt, dann sehe ich künftig für die weiterführende, tiefergehende Luftfahrtliteratur schwarz.
Deshalb wahrscheinlich erschienen im letzten Jahrzehnt so viele oberflächliche Bücher (nicht ganz ernst gemeint sind folgende Titelvorschläge: "Die 12 berühmtesten Flugzeuge des 2. Weltkrieges", "Die Geschichte der Luftfahrt auf 100 Seiten"), um die Neukunden nur ja nicht mit zu viel Text zu verwirren und mit möglichst vielen Bildern zu erfreuen.
Und obwohl ich es hasse .... bin ich schön langsam geneigt, dieser Auffassung leider zuzustimmen.
Zuletzt bearbeitet: