Perceval schrieb:
Schorsch, mit jemanden wie Hotte, der die Wehrmacht glorifiziert und ihre Untaten relativiert, lohnt die Auseinandersetzung nicht...
Perceval, was an Hottes Äußerungen in diesem Thread "Untaten der Wehrmacht relativiert" bzw. sie "glorifiziert", kann ich nicht nachvollziehen.
Meiner Meinung nach geht es bei der Debatte darum, welchen Nutzen ein einsatzfähiger Träger für die deutsche Seekriegsführung gehabt hat. Damit befassen sich auch die Beiträge, auch die von Hotte.
Bei der Beurteilung des Trägerbaus bitte ich zu bedenken, daß ursprünglich zwei Träger des Graf Zeppelin-Typs geplant waren. Daß aber im Frühjahr 1940 entschieden wurde, den Träger "B" auf der Helling abzuwracken, läßt schon Zweifel zu, ob die Seekriegsleitung wirklich wußte, wozu ein Flugzeugträger zu gebrauchen wäre.
@ Schorsch: Ich bin nicht Deiner Meinung, daß die Graf Zeppelin mit ihren 40 Flugzeugen nur sich selbst hätte verteidigen können. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte die Victorious auch nicht wesentlich mehr Flugzeuge (max. 48?). Und sie wurde gegen die Bismarck eingesetzt, obwohl das Schiff noch nicht voll eingefahren war. Und trotz des Sauwetters während des zweiten Teils von "Rheinübung" haben sie die Bismarck gefunden und angegriffen.
Wobei ich zur Zeit nicht weiß, ob die auf Victorious eingeschifften Staffeln genauso neu und unerfahren waren, wie ihre Trägerbesatzung.
Es ist natürlich reine Spekulation, da das Schiff nicht fertig war, aber ob bei Luftsicherung durch die Flieger der GZ die Swordfishs an die Bismarck herangekommen wären, ist zumindest zweifelhaft.
Allerdings ist die Vorstellungdoch eher beunruhigend, BF 109 T mit ihrem so stabilen Fahrwerk:D bei schwerer See auf einem Träger starten und LANDEN zu lassen zu lassen.
Bismarck und Prinz Eugen waren im übrigen nicht die ganze Zeit in der Reichweite von britischen Landflugzeugen. Stirling und Halifax liefen ja gerade den Verbänden zu. Angesichts der Tatsache, daß die Royal Navy so ziemlich alles, was schwimmen und kämpfen konnte losgeschickt haben, um die Bismarck abzufangen, hätte man sicher die Air Force dazu bringen können, das Schiff anzugreifen, wenn es in Reichweite gewesen wäre. Wobei die Erfahrungen aus dem Krieg zeigen, daß Angriffe von Horizontalbombern auf Schiffe zu dieser Zeit (bis 42/43) wenig erfolgreich waren.
Was die Geschützbewaffnung der GZ angeht, sie war Schwachsinn, keine Frage. Das hatte spätestens die Vernichtung der Glorious gezeigt. Doch die Idee, einen Flugzeugträger mit "richtiger" Artillerie auszustatten, sog. Flugdeckkreuzer, wurde zwischen den Weltkriegen in allen großen Marinen diskutiert und es wurden fleißig Pläne gezeichnet. Noch 1943 wurde darüber diskutiert, ob man das halbfertig in Casablanca liegende französische Schlachtschiff Jean Bart mit einem Flugdeck hinter den vorderen Geschütztürmen ausstatten und so fertigstellen könnte. Und es gab noch andere Träger mit Seezielgeschützen, selbst die Japaner konnten sich beim großen Umbau von Akagi und Kaga ab Mitte der 30er Jahre nicht dazu durchringen, die 20,3 cm-Geschütze auszubauen.
Bei Conway ist vor Jahren mal ein Buch über diese ganzen Projekte entstanden "Hybrid Warships", ein Kumpel bezeichnet diese Teile gerne als "bisexuelle Kriegsschiffe"
Gruß
PeWi