Klassenkampf im Klassenzimmer
Oh ja,
Die Schule in der DDR war ein (vielleicht sogar das) Hauptfeld des Klassenkampfes, denn hier wurde die heranwachsende Generation geformt.
Interessant und bedenkeswert sind die organisatorische Struktur des DDR-Bildungssystems schon. Das längere gemeinsame Lernen sieht man ja jetzt auch wiederholt als Parteienforderung.
(FDP in Sachsen - ei gucke da!)
Vorteilhaft war auch eine gleiche Struktur von Nord nach Süd mit gleichen Lehrinhalten bis hin zu gleichen Arbeitsmaterialien.
Umzug für Kinder in der DDR = keine Schulprobleme.
Der Knackpunkt liegt im Inhaltlichen.
Ein Beispiel Ende der siebziger Jahre:
In der dritten Klasse wird über den schweren Kampf der Arbeiterklasse im Kapitalismus gesprochen. Hierbei wird der heroische Kampf der KPD unter Ernst Thälmann besonders betont.
Ein aufgeweckter Schüler bringt ein paar Geldscheine aus der Inflationszeit mit in die Schule.
Sein Problem, wenn die Arbeiter (er hatte das Geld von seinem Großvater) soviel Geld besaßen, schließlich waren 10.000 Mark oder gar 100.000 Mark schon riesige Summen, die Millionenscheine konnte er sich gar nicht recht vorstellen.
Nun gut, im Unterricht wird auf das Thema "klassenkampfmäßig" eingegangen.
Die Arbeiter haben sich halt höhere Löhne erkämpft, aber dann kamen die bösen Kapitalisten auf eine gemeine Idee, sie erhöhten immer wieder die Preise für die wichtigen Dinge des Lebens.
So kostete dann das Brötchen eben nicht mehr 5 Pfennig (wie in der DDR) sondern erst 5 Mark und dann 50 Mark.
Die Arbeiter haben sich das nicht gefallen lassen und auch mehr Geld gefordert. Bekamen sie auch, aber die Preise stiegen immer schneller, so entstanden die Geldscheine mit diesen riesigen Summen für die man sich faktisch auch nicht mehr kaufen konnte.
Soweit so gut, ganz gut für 8-jährige klassenmäßig erklärt.
Der Fehler lag dann bei der Lehrkraft.
Diese schrieb ins Klassenbuch dann (dummerweise) Inflation.
Bei der (heute auch noch üblichen) wöchentlichen Kontrolle des Klassenbuches fiel das aber auf.
Ergebnis:
Kadergespräch mit endlosen Rechtfertigungen und Beweisen der "Klassentreue".
Die Kaderakte zierte dann auch eine Bemerkung, tritt nicht immer klassenbewußt auf.
Außerdem wochenlange unangemeldete Hospitationen von der Schulleitung und unbekannten Leuten der Abteilung Volksbildung.
Im Übrigen gab es ein Lehrerhandbuch für den Heimatkundeunterricht in der Unterstufe. Etwa 250 Seiten, davon waren 50 Seiten über die Natur, wie Jahreszeiten, Wildtiere und Blumen, der Rest hatte eine komplette ideologische Einfärbung.
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