Kongo-Führer für Soldaten
Viel Wissen über das Einsatzland - und einige Zumutungen
Maritta Tkalec
In wenigen Tagen werden die ersten deutschen Soldaten zum Kongo-Einsatz abrücken. Ins Gepäck gelegt wird ihnen eine Art Reiseführer mit Grundinformationen. Über die Geschichte der Region von den Anfängen über die Kolonialisierung bis zur Gegenwart, über den Einfluss der Deutschen kann da man lesen - und viel über Kongo-Kriege, Kongo-Wirren, Kongo-Gräuel. Aufschlussreiche Karten, eine Zeittafel, viele Internetlinks und eine anregende Literaturliste ergänzen das Angebot. Das alles ist anständig aufbereitet, wenn auch nicht besonders inspiriert und inspirierend.
Die Bonbons sind als farblich unterlegte Kästen beigesellt - die Geschichte des ersten Deutschen im Kongo, der auch den ersten afrikanischen Pfeffer nach Europa brachte, die des deutschen Kolonialoffiziers Herrmann von Wissmann, auch die des hässlichen deutschen Söldners Kongo-Müller. Joseph Conrad, der mit seiner Erzählung "Herz der Finsternis" das Kongo-Bild mitprägte oder der Boxkampf Muhammad Ali gegen George Foreman haben ihr Plätzchen - nur Che Guevara fehlt unter den Kongo-Promis; er hatte versucht, Kubas Revolution in den Dschungel zu exportieren.
So weit, so gut. Doch dann naht die Gegenwart und mit ihr die Fragen, die sich einer stellt, der in dem schwierigen Land für eine Weile leben, arbeiten - kämpfen? - soll. Wer in dem Büchlein Antworten finden will, dem wird viel zugemutet: Da ist keine Formel zu abgegriffen, um nicht noch ein ums andere Mal zum Einsatz zu kommen: Da steht man einem vielschichtigen Konflikt gegenüber, da sind Herausforderungen zu bewältigen, ändern sich Rahmenbedingungen, werden Kapitel aufgeschlagen. Donnerschlag - das hatte der Laie schon geahnt, nun trägt es das Expertensiegel. Mit wenigen Ausnahmen haben sich die Autoren nicht in der Lage gefunden, für die Öffentlichkeit zu schreiben und werfen komplizierten Stoff im Rohzustand ab, etwa: "Kernpunkt der europäischen Strategie ist die Schaffung eines effektiven Multilateralismus." Na, dann mal los. Auch wer solche Texte von Berufs wegen zu sich nehmen muss, sei bedauert.
Die Durststrecke beginnt auf Seite 89 und zieht sich mit wenigen Oasen bis zur Seite 126. Dann, endlich, triff man wieder auf inhaltlich und menschlich belebtes Gelände. Jetzt ist zu erfahren, wie die Leute leben in Kongo, welche Rolle Gruppenloyalitäten, Kirchen, lokale Organisationen, die Geografie, die Eliten, die Rohstoffe spielen. Fast am Ende, nach all dem Elend und Zerfall, steht dann auch der Satz, der Lust aufs Hinfahren macht: "Und doch ist Kinshasa eine Stadt voller Vitalität und Lebenskunst, mit wachem Bürgerstolz und einem weltoffenen Selbstverständnis."
Berliner Zeitung, 26.06.2006
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/562936.html
Annan besorgt wegen Unregelmäßigkeiten vor Wahl
Politisch motivierte Festnahmen und Korruption - 33 Präsidentschafts-Kandidaten und 19.000 Bewerber
New York - UN-Generalsekretär Kofi Annan hat sich besorgt wegen Berichten über Unregelmäßigkeiten vor der Wahl im Kongo geäußert. Einschüchterungsversuche, politisch motivierte Festnahmen und Korruption könnten der ersten Wahl seit der Unabhängigkeit des Landes vor mehr als 40 Jahren schwer schaden, erklärte Annan am Freitag in einem Bericht an den Weltsicherheitsrat in New York. Jeder Versuch, die Abstimmung zu manipulieren, "kann nicht toleriert werden".
Wahlkampfbeginn am Donnerstag
Die Vereinten Nationen hätten noch nie eine Wahl von derart großem Ausmaß unterstützt, erklärte Annan weiter. Am 30. Juli treten 33 Präsidentschaftskandidaten und 19.000 Bewerber für Abgeordnetenmandate an. Landesweit gibt es 50.000 Wahllokale. Der Wahlkampf beginnt offiziell am kommenden Donnerstag.
Der oberste Medienwächter hat Präsident Joseph Kabila und mehreren seiner Stellvertreter vorgeworfen, in den vergangenen Wochen ihren Einfluss auf den Rundfunk genutzt zu haben, um Hass und Intoleranz zu schüren. (APA/AP)
http://derstandard.at/?id=2492532
Congo-Kinshasa: 4,000 Displaced Persons Fleeing Militias Reach UN Sanctuary
Some 4,000 displaced people have escaped the clutches of militias in the north-east of the Democratic Republic of the Congo (DRC), trekking for up to 80 kilometres though forests to reach sanctuary where they are receiving food and shelter from the United Nations refugee agency and its partners....
(ein Bericht über Ngiti-Flüchtlinge in Ituri, lesenswert)
http://allafrica.com/stories/200606230419.html